So verfliegen die Tage und langsam lebe ich mich in dem kleinen englischen Dorf ein. Schon nach einer Woche habe ich in meinen stetigen Alltag hineingefunden, mit Kevin an meiner Seite. Er rettet mich vor dem Mensa essen, das es nicht verdient hat erwähnt zu werden, macht mir das Leben leicht, indem er mich von A nach B kutschiert und ist nebenbei noch ein ziemlich guter Kummerkasten. Sobald jemand in der Schule meint über die neue Deutsche tratschen zu müssen, können wir Stunden damit verbringen über die spießigen Jugendlichen aus diesem Dorf zu lästern. Doch das alles passiert ohne Ausnahme vor oder nach dem täglichen Training, denn wenn wir gemeinsam in dem riesigen Spiegelraum stehen, ist der Alltag vergessen und nur unser Tanz zählt.
Mittlerweile sind Kevin und ich sogar in Tanzklamotten ein echt starkes Team, durch unsere enge Beziehung in unserer Freizeit, kennen und vertrauen wir uns inzwischen vollkommen und das wirkt sich auch auf unser Training aus. Viele Bewegungen müssen nicht einmal mehr abgesprochen werden, sondern bilden sich spontan aus dem Tanz und der Musik heraus. Außerdem sind wir gut und zwar ziemlich. Es war eine wunderbare Idee von Isi uns als Team zusammen zu setzten.
Aber auch außerhalb von Kevin und meinem Hobby, würde ich behaupten, dass ich sich langsam ein soziales Leben aufbaut. Auch wenn Kevin die heimliche Schwärmerei von Mae bemerkt hat und sich oft darüber lustig macht, stehen wir seit dem Tag an dem wir unsere Handynummern ausgetauscht haben im ständigen Kontakt zueinander. An meinem zweiten Schultag lernte ich nicht nur ihre Freunde, ziemlich coole Leute, sondern auch ihr Stamm Café kennen, indem ich mich sofort wohl fühlte. Seitdem ist Maes und meine Freundschaft beschlossene Sache. Jace und ich schreiben jeden Abend, auch wenn es sich nur auf freundschaftliches chatten beschränkt. Über den Vorfall in dem Flur hatten wir bis Dato nicht gesprochen, eben so wenig wie über die Gesamtsituation.
Dafür bekomme ich von meinen neuen Mitschülern täglich neuen Input, viele Gerüchte und Geschichten werden aufgetischt, über die ich abends in meinem Bett in Ruhe grübeln kann. Nach den Äußerungen meiner Mitschüler, die zwar alle noch nicht wirklich privat mit ihm zu tun hatten, doch der Meinung sind ihn bestens zu kennen, ist Jace nicht nur ein Arsch, sondern unantastbar und arrogant dazu. Niemand käme so richtig an ihn heran und außer für seine Band und mittlerweile auch für Cassandra, würde er sich für kein Schwein interessieren. Seine Musik, wäre das einzige bei dem man ihn je sentimental gesehen hatte.
Bei dieser Art von Gesprächen in den Pausen, beschränke ich mich darauf leise mitzulachen und immer zuzustimmen, wenn jemand mich direkt zu irgendeinem Thema befragt. Doch in meinem Inneren herrscht dabei eine völlige Verwirrung. Das ist nicht der Jace, den ich kennengelernt habe und mein Herz weigert sich strikt dagegen, irgendetwas von diesem Getratsche auf meinen Jace zu beziehen. Der Junge, der mich in den Armen gehalten hat und mir versprach, dass alles gut werden könnte. Der ist doch nicht unantastbar?
Natürlich beschließ ich jeden Abend den Kontakt zu dem vermeintlichen Arschloch abzubrechen, immerhin hat er offiziell eine Freundin und objektiv gesehen verarscht er mich nach Strich und Faden, aber jeden weiteren Abend gewinnt meine Subjektivität und wieder schreibe ich ihm zurück, wenn er mich fragt wie mein Tag heute war und was ich alles schönes erlebt habe.
An diesem Tag im Tanzstudio, da ist etwas mit uns passiert, etwas das mit Vertrauen zu tun hat, ist gewachsen und ich bin es leid, Leute aufzugeben. Nicht, wenn ich mir nicht einhundert fucking Prozent sicher bin, dass er mir wirklich etwas vorspielt. Wieder gehöre ich also zu der naiven Art von Sorte Mädchen, die einem Mann vertrauen und ihn um keinen Preis aufgeben möchte. Genauso wie vor Steve. Eigentlich ein Wunder, dass es wieder so weit gekommen ist.
Mein komplettes Wesen hat sich verändert, seitdem ich Jace das erste Mal auf der Hochzeit getroffen habe. Langsam, aber dennoch stetig. Eigentlich ziemlich lächerlich, doch rückblickend unumgänglich.
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Was ist schon perfekt?
RomanceStella hat überhaupt keine Lust auf die Hochzeit ihrer Tante, die sie noch nicht einmal richtig leiden kann. Doch dort trifft sie Jace. Sofort merken die beiden, dass zwischen ihnen etwas anders ist. Perfekt ist. Einen halben Tag und eine ganze Nac...