Überall Verwandschaft

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"So wake me up when it's all over" Auch das 6. Mal snoozen bringt nichts. Den Wecker habe ich mir um 5.30Uhr gestellt. Mittlerweile ist es 6.00 Uhr. Ich führte meine  tägliche Morgenroutine durch. Heute zog ich eine rote Hose, ein weißen T-shirt und meine schwarze Lederjacke an. In der Küche aß ich noch meine Cornflakes.


Hoffentlich wird es heute besser. Ich wurde schon etwas hibbelig, als ich daran dachte, mit den Jungs heute zum Strand zu fahren. Nachdem ich die  Schüssel und das Besteck in die Spüle gelegt habe, schnappe ich mir meinen Rucksack und verlasse das Haus.


Wie gestern fuhr ich mit meinem Motorrad zur Schule. Auf dem Parkplatz angekommen, erkannte ich das Auto von gestern wieder. Dort lehnten sich auch Cameron, Hayes, Aaron und Carter wieder an. Heute war Nash mit von der Partie.Wieder lag jeder Blick auf mir. Ich war es ja gewöhnt, wegen dem surfen, doch ich fühlte mich trotzdem unwohl.


Für manche schien ich ein pumpendes Selbstbewusstsein zu haben, jedoch ist es nur eine Maske. Eine Maske, die ich schon seit 12 Jahren trug. Hinter dieser Maske versteckte sich allerdings immer noch das kleine 7 jährige Mädchen, welches einst das Schüchternste war.  Das Mädchen, welches nur in der Nähe ihrer Familie aufblühte. Bei ihren Eltern. Bei ihren Brüdern.


Ich seufzte und widmete mich der Realität. Das kleine Mädchen gab es nicht mehr. "Lilo, was machst du hier?"-fragte Nash mit einer leicht belustigten Stimme. "Zur Schule gehen, was denn sonst?!"-gab ich leicht zickig zurück. "Naja. Da du gestern die gesamte Chemieetage weggebombt hast, fallen die Chemiekurse, bis sie wieder repariert ist, aus."-erklärte er mir. Mist! Hätte ich mich nicht so mit dem Wecker rumschlagen müssen.


"Lilo Sum-, Lilo Clasfort bitte zum Direktor. Ich wiederhole , Lilo Clasfort zum Direktor!"-hörte man aus den Lautsprechern. Doppel Mist. Sie hätten fast meinen richtigen Namen verraten. Wahrscheinlich muss ich wegen gestern hin.


Dreifach Mist, dachte ich mir, als ich die verwirrten Blicke der Jungs sah. "Ich geh dann mal."-sagte ich, bevor ich regelrecht ins Gebäude flüchtete. "Hey Lilo."-kam es aufeinmal von links. Ich drehte meinen Kopf dort hin und erkannte Hannah und Lilo. Ich winkte ihnen kurz zu, bog aber schnell um die nächste Ecke.


Ich klopfte, wie gestern, an die Tür und betrat den Raum.  Ms. Apple erkannte mich und zeigte kurz nach links. Danach war ihre volle Aufmerksamkeit wieder auf die Papiere gerichtet, die vor ihr lagen. Okay? Ich ging nach links, in einen kleinen Gang. Es gab 4 Türen. An der ersten stand Hausmeister Funck. Gegenüber stand an der Tür Abstellkammer. An der Tür, neben der Abstellkammer, stand Stellvertreter Mr. Prull. Nun blieb nur noch eine Tür übrig. An der stand Principal Summer. Summer?


Ich klopfte und ein dumpfes "Herein" kam als Antwort von der anderen Seite. Ich öffnete die Tür und blieb in einem spärlich bekleideten Raum stehen. Hinter mir schloss ich die Tür.  Hinter einem dunklen Holzschreibtisch saß eine Person. Ein Mann, der mich anlächelt.


Als ich ihn ansah, schoss mir ein Bild durch den Kopf. Mein Papa und mein Onkel,Sebastian, standen im Tor. Meine Brüder und ich spielten gegen meine drei Cousins Fußball. Es war an meinem siebten Geburtstag. Wir grillten draußen. Uns Kindern war es zu langweilig, auf die Würstchen zu warten, weshalb wir Fußball spielten. Nash, Milo und Jannis gegen Kai, Luan und mich. Meine Mutter, meine Tanten, und mein zweiter Onkel,Berry, standen am Rand und sahen uns zu. Meine Mutter hatte zudem noch eine Kamera in der Hand, mit der sie uns fotografierte. Es war der letzte Geburtstag, den wir gemeinsam feierten.


Als das Bild verschwamm und ich wieder dem Mann ins Gedicht sah, machte es klick. "J...Jan..Jannis?"-fragte ich stotternd. Er nickt verwirrt. "Omg Jannis."-sagte ich und eine kleine Träne kullerte über meine Wange. Ich bewegte mich schnellen Schrittes um den Tisch und zog ihn in eine Umarmung. "Sorry, aber kennen wir uns?"-fragte er und schob mich langsam von sich weg. "Erkennst du mich denn gar nicht. Lilo Summers? Deine Cousine.?"-fragte ich leicht geschockt. Jannis begann plötzlich zu grinsen. "Natürlich erkenne ich dich. Du bist doch meine Lieblingscousine." "Ja und deine einzigste."-gab ich beleidigt wieder. "Ey schmollen verboten."-wies er mich an. Ich nickte und begann zu lachen. Er ebenfalls.


"Warum sollte ich eigentlich herkommen?"-fragte ich ihn. "Nun ja. Du hast den kompletten Chemietrakt zerstört. Straflos kommst du nicht davon."-meinte er und ich verzog mein Gesicht. Daran habe ich garnicht gedacht. "Da ich gehört habe.."-fing er an und zwinkerte. "... verstehst du dich ja mit Carter Reynolds blendend. Nächste Woche findet unsere monatliche Autowaschaktion statt. Carter hat eine Rechnung offen, weshalb ich euch beide dazu verpflichte, diese Aktion zu beaufsichtigen."-erklärte er mir optimistisch. Ich stöhnte auf. Hatte schon jemand so ein deprimierendes Karma? Es kommt mir vor, als möchte es Selbstmord begehen. "Springt denn wenigstens etwas dabei raus?"fragte ich meinen Cousin alias Schuldirektor. "Dir und Carter gehört 50% der Einnahmen." Na toll. Geld hatte ich genug, trotzdem hielt ich meinen Mund. Ich nickte nur, umarmte ihn kurz und verließ sein Büro.


Im Sekretäriat war keiner eiso ging ich einfach los. Da ich eigentlich Chemie gehabt hätte, dies aber ausfällt, habe ich 30 min Freizeit bis zur nächsten Stunde. Musik. Ich seufzte. Kalifornien ist nichts für ein australisches Surfgirl. Durch Carter habe ich das Gefühl, noch weniger willkommen zu sein. Mich wundert es, dass so viele Verwandte hier leben. Nash und Hayes sind die Söhne von meiner Tante, die Schwester von meiner Mutter. Milo und Jannis sind die Söhne von meinem Onkel, der Bruder von meinem Papa. Schade, ich hätte Jannis fragen können, wie es Milo, Tante Carina und Onkel Sebastian geht. 


Ich war so tief in Gedanken, das ich  das Klingeln  nicht bemerkte. Erst als Lara mich anstupste, merkte ich wo ich bin. "Hey, na warum musstest du zum Direx?"-fragte sie. "Ihr wisst von dem zerstörten Chemietrakt" Hannah und sie nickten. "Naja ich bin die Ursache. Hab irgendwas falsches vermischt."-meinte ich schulterzuckend. "Oh Gott."-kam es von beiden. "Ist dir etwas passiert."-fragte Hannah nach. "Ne, nicht wirklich. Mein Fuß tut etwas weh, aber solange ich ihn nicht strapaziere gehts." -war meine Antwort. "Ich muss zu Musik, bye. "-sagte ich noch und verschwand, bevor sie beide weiter fragen konnten.


Da Carter mich gestern zu Musik gebracht hat, wusste ich noch ungefähr den Weg. Ich habe jetzt schon keine Lust. Alleine wenn ich an die Pandas und diesen überaus netten Lehrer denke,  wird mir übel. Wenigstens sind ein paar von den Jungs da.




Undercover in CaliforniaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt