Ich bin mit Lilo Clasfort zusammen. Bist du Lilo Clasfort?

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Und dies tat ich auch. Verkrümelt mit Kopfhörern auf dem Kopf sah ich aus dem Fenster. Seit wann war mein Leben so chaotisch?


Meine Gefühle wurden zu Rebellen und reagierten empfindlich auf die Reaktionen der einzelnen Rebellionen. Mein Herz glich einem Schlachtfeld. Ein Schlachtfeld auf dem Gefühle gnadenlos sich bekämpften. Wut gegen Trauer. Liebe gegen Hoffnung. Und egal wie die Kämpfe ausgehen würden, das Schlachtfeld würde bestehen. Mein Herz würde auch dieses Chaos bestehen. Meine Vergangenheit packte Findlinge in die Erde und machte das Schlachtfeld umso fester. Machte es weniger zerstörbar. Man konnte nie wissen wie das Ende ausging, denn jedes Gefühl kämpfte mit allen möglichen Mitteln, die ihm zur Verfügung standen. Und immer gab es diesen einen großen Gegner, dem sich die Gewinner am Ende entgegen stellen mussten.


Der Verstand. Und ob sie es dann schafften zu gewinnen war 50%/50%. Schließlich hatte der Verstand ebenfalls seine Mittel. Doch die waren auch mit Handlungen verbunden. Eigentlich war alles mit Handlungen verbunden. Gewann Trauer, fiel man schlimmstenfalls in Depression. Gewann Liebe, gab es immer für den anderen eine zweite Chance. Auch wenn es schon die siebte war. Gewann Wut, zerstörte man alles. Freundschaften, Menschen, Gegenstände, doch am bedeutendsten andere Gefühle. Hoffnung konnte gar Nicht gewinnen oder verlieren. Sie war immer da. Man hoffte, das die Person zurück kommt. Man hoffte, das die Person keine achte zweite Chance brauch. Man hoffte, das man jedes Gefühl verletzt hat, damit der andere genauso litt.


Doch gab es auch Gefühle, die kleiner waren. Die sich durch den Kampf schmuggelten. Unbeachtet. Ignoriert. Eines der Gefühle, welches mich fast im Griff hat, war Desinteresse.
Mich interessierte es nicht mehr, was das Management mit mir machen würde.
Mich interessierten die ganzen Reporter nicht mehr.

Ich interessierte mich nicht mehr.

Denn was war ich schon? Ein Mensch unter Milliarden. Ein Mädchen unter vielen. Eines der Kinder mit schwerer Vergangenheit. Eine von denen, die einen Zeitpunkt erwischt haben, in denen das Schicksal, das Karma, meinetwegen auch Buddha, Jesus oder Allah mal nicht ganz so schlecht gelaunt waren. Doch sie waren das nicht immer.


Der Bus stoppte vor dem Hotel. Jannis hatte sich ein Hotel von meinem Sponsoren ausgesucht, weshalb mein Gesicht alle 20 Meter zu sehen war. Ich ging ins Hotel, meine Koffer wurden wahrscheinlich vom informierten Servicekräften in mein Zimmer gebracht. An der Eingangstür wartete bereits jemand auf mich. Mich interessierte nicht wer. Ich wollte einfach in ein Bett


. Der Tag hatte mich fast an die äußersten Grenzen gebracht. Doch eins, was ich während der Aufmerksamkeit der Reporter und Fans gelernt habe, war das Pokerface. Ich beherrschte es ohne Probleme. Und deshalb konnte keiner den geistlichen Schmerz, der mir jede Minute in Australien zugefügt wurde, sehen. Sie konnten ihn nur ahnen. Denn dieser Schockzustand, den ich erlitten hab, lag mir immer noch in den Knochen. Wort wörtlich. Mich interessierte das, was die anderen machten, nicht. Deshalb legte ich mich, nachdem ich in mein Zimmer gebracht worden war, ins Bett. Ich brauchte kein Essen oder Trinken, sondern Schlaf. Schlaf, der mir die letzte Woche gefehlt hat.



"In den Koffern sind die Schulbücher drin......
Ja........
Okay.......
Du bist dann heut Abend da?.........
Hab dich lieb. Ciao."-beendete ich das Telefonat.
Kai würde heute Abend mit meinen Koffern ankommen. Dann konnte ich lernen. Wieder. Und wieder. I


Ich legte mein Handy in meine Hosentasche, schnappte meine Karte und verließ das Zimmer. Dann ging ich nach rechts. Das fünfte Zimmer war Jannis seins. Ich klopfte und ein müde aussehender Mann blickte mich an. "Weißt du wo Carters Zimmer ist? "-fragte ich direkt. "Es ist 6:34am. Warum bist du schon wach? Und sein Zimmer ist 326."-gab er verschlafen von sich. Ohne seine Frage zu beantworten, drehte ich mich um und suchte den Fahrstuhl. Jannis und ich waren im 8. Stockwerk. Und zu Carter musste ich ins 6.

Nach kurzem Suchen fand ich sein Zimmer. Erneut klopfte ich. Cameron öffnet die Tür, doch als er mich erkannte wollte er sie wieder zu schlagen. Mein Fuß kam ihm jedoch in die Quere und verdammt tat das weh. In den Filmen zeigte keiner eine Reaktion. Aber wir waren in keinem Film. Deshalb rutschte mir ein Scheiße heraus, worauf Cameron seine Augenbrauen hoch zog.

"Ich.muss. mit. Carter.reden."-presste ich zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor. "Warte"-meinte er und haute die Tür zu. Ironischerweise war mein Fuß immer noch da, und so gab es einen Knall. Von der Ecke der Tür brach ein Stück ab und mein Fuß knackte. Sofort schoss ein heftiger Schmerz vom Fuß in den gesamten Körper. Das Ahh, welches laut aus meinem Mund kam, ließ sich nicht unterdrücken.


Vorsichtig zog ich mein Fuß zurück und lehnte mich an die Wand, gegenüber von der Tür. Langsam streifte ich erst meinen rechten Schuh und dann meine Socke vom Fuß. Hervor trat mein Fuß , welcher immer dicker und blauer wurde. "Ich hab's verdient."-murmelte ich und zog mir langsam wieder den Strumpf an. Meinen Schuh nahm ich jedoch in die Hand. Es tat schon ohne eingegrenzten Platz weh. Da brauchte ich es mir nicht noch schwerer machen.


Ein Räuspern ließ meinen Kopf ruckartig hoch fahren. Carter stand vor mir. Verstrubbelte Haare. Müder Blick. Oberkörperfrei. Nur eine Boxershorts. Er sah gut aus. Mehr als das. Er sah umwerfend aus. Und das am morgen.
"Du wolltest was von mir."-seine Stimme klang rauer als sonst.
Sind wir noch zusammen?"-war meine direkte Frage. Hoffnung schien den Kampf zu gewinnen.

"Ich bin mit Lilo Clasfort zusammen. Bist du Lilo Clasfort?"
Der Gegenangriff von seiner Wut zerstörte meine Hoffnung bis auf den letzten Rest.
"Nein, das bin ich nicht."-gab es leise über meine Lippen. Er nickte, drehte sich um und verschwand in seinem Zimmer.


Beim zu schlagen der Tür blieb mein Fuß dieses mal jedoch verschont. Die nächste Tür vor meinem Augen war wieder Jannis. Schon wieder klopfte ich. Dieses Mal öffnete Jannis frisch geduscht die Tür."Ich möchte, das du ihnen die gibst. Es sind Karten für das Interview. Mit ihnen können sie im Publikum sitzen."- und damit überreichte ich ihm eine Tüte. Dort befanden sich die nötigen Ausweise drinn. "Interview um 3pm. Sie müssen eine Stunde vorher da sein."


Dann ging ich. Oder eher humpelte. Ich musste nun erstmal zum Arzt. Dann war um 11 am das Meeting mit dem Mangement. Und zum Schluss das Interview. Der Tag würde genauso gut enden wie er angefangen hat. Wenn nicht noch besser. Sarkasmus lässt grüßen.



Undercover in CaliforniaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt