Kapitel 6

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Mein Körper ersehnte seinen. Jede Faser meines Seins wollte ihn spüren, doch mein Kopf konnte es nicht. Ich wich zurück und Felix schaute mich fragend an. „Es tut mir Leid. Ich habe grade eine Trennung hinter mir. Ich... ich habe das lange nicht mehr gemacht. Mit einem anderen Mann." entschuldigte ich mich und er sah mich verständnisvoll an. „Is' okay. Kann ich verstehen. Wer hat sich von wem getrennt?" fragte er und lehnte sich wieder an das Kopfende des Bettes. „Ich mich von ihm." antwortete ich. Er sah überrascht aus. „Warum? Wenn ich fragen darf." Warf er hinterher und schaute mich eindringlich an. Er fragte nicht, um Smalltalk zu führen. Es schien ihn wirklich zu interessieren. „Es ist nicht so, dass da keine Liebe mehr war oder wir uns nicht mehr verstanden haben. Aber wir wollten beide unterschiedliche Dinge vom Leben. Er wollte heiraten, ein Haus bauen und Kinder kriegen. Und ich..." ich überlegte kurz. „Du wolltest mehr." beendete er meinen Satz und ich nickte. „Ja. Ich will die Welt sehen, Karriere machen, frei sein. Nicht gebunden. An Nichts und Niemanden." antwortete ich nachdenklich und starrte ins Leere. Ich merkte, wie sein Blick noch immer auf mir ruhte. „Verstehe ich. Grade in einer langen Beziehung fragt man sich irgendwann, ob das alles gewesen sein soll. Wir sind jetzt einfach in einem Alter, in dem man normalerweise sesshaft wird. Ich fühle mich dafür auch Null bereit. Weißte, alle meine Freunde gehen einem normalen Job nach, viele haben schon Frau und Kinder. Ich könnte das nicht. Mit meinem Beruf schonmal garnicht." sagte er, jetzt ebenso nachdenklich wie ich. „Hörst du auch keine biologische Uhr ticken?" fragte ich. „Ick hör da jarnischts." berlinerte er und lachte. „Frankie hat sich schon damit abgefunden, dass da diesbezüglich bei mir nix zu holen ist. Muss er auf Bruder oder Schwester hoffen." lachte er weiter. „Frankie?" fragte ich. „Mein Vater. Der Silberrücken, wie ich ihn liebevoll nenne." „Bist du das älteste Kind?" Hakte ich nach. „Ja. Wir sind alle im Abstand von 2 Jahren geboren. Unser Vater hat uns alleine großgezogen. Einfach krass dieser Mann." sagte er bewundernd. „hmm..." ich überlegte, ob ich ihn frage sollte, wo seine Mutter war. „Meine Mutter ist tot." antwortete er auf die Frage, die ich garnicht gestellt habe. Ich sah ihn an. „Das tut mir Leid." „Muss es nicht. Hab die Frau ja kaum gekannt." entgegnete er zügig, als könne er diese Mitleidsnummer nicht ertragen und ich konnte ihn absolut verstehen. „Mein Vater ist auch tot. Ich bin bei meiner Großmutter aufgewachsen. Meine Mam ist abgehauen als ich 4 Jahre alt war. 2 Jahre später starb mein Vater. Mittlerweile wohne ich aber mit meiner Mutter und meinem Stiefvater zusammen." er schaute mich mit einem Blick an, den ich nicht ganz deuten konnte. Vermutlich war er sich nicht sicher, was er darauf sagen sollte. „Habe ich den großen Felix Lobrecht sprachlos gemacht?" fragte ich. Er lachte. „Ich habe mich grade nur gewundert. Du scheinst gefestigt in deinem Sein und weißt, was du willst. Trotz dieser Scheiße." „Du auch." erwiderte ich.

Wir saßen noch eine Weile so auf meinem Bett, sprachen über seine Familie, seinen Vater, der Gas-Wasser-Scheiße arbeitet, wie Felix es genannt hat. Über seine Tante, die viel in seiner Wohnung gemalt, ehhh „gestaltet" hat, über seine Schwester die Literaturwissenschaften studiert und über seinen Bruder, der alles organisatorische für ihn übernimmt. Es tat gut, mit ihm zu reden. Für diese Zeit vergaß ich all die Probleme, die Zuhause auf mich warteten. „Ich muss morgen wieder zurück nach Berlin und in einer Woche beginnt die Stand-Up 44 Tour." informierte er mich. „Hast du Bock auch zu einer Show zu kommen?" fragte er. „Klar, wenn noch Tickets übrig sind." sagte ich. „Du brauchst kein Ticket, ich schreibe dich auf die Gästeliste." ich lächelte ihn dankend an. „Schloß Holte-Stukenbrock?" ich schaute ihn fragend an. „Was für'n Ding?" er lachte. „Richtig unhandlicher Name, ich weiß. Ist bei euch da in der Nähe. Bielefeld, glaube ich." „Nie gehört, aber werde ich schon finden." lachte ich und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. Felix sah mich wieder mit diesem Blick an. Der Blick, der mich ausziehen würde, wenn er könnte. Er biss sich auf die Unterlippe. „Weißt du eigentlich, wie krass ich mich hier zusammen reißen muss?" fragte er. „Im Normalfall hätte ich dich hier schon 3 mal flachgelegt. Wie du hier neben mir liegst, im Bademantel und ich ganz genau weiß, dass du da nichts drunter hast." Ich beobachtete seine Hand, wie sie am Saum meines Bademantels zupfte. Er berührte die nackte Haut an meinem Bein und ich zuckte bei dem elektrisierenden Gefühl, welches seine Berührung auslöste. Wir schauten uns in die Augen. In mir zog sich vor Erregung alles zusammen. Ich warf alle Zweifel über Bord. „Fuck it." sagte ich und saß im nächsten Moment auf seinem Schoß. Seine Hände glitten von meinen Beinen hoch unter den Bademantel und über meinen Po. In seinen stahlblauen Augen war die Lust zu erkennen. „Bist du sicher?" fragte er heiser. „Ich will dich." antwortete ich ihm. Unsere Gesichter näherten sich und endlich berührten sich unsere Lippen. Alles in mir explodierte. So fühlte ich mich seit einer halben Ewigkeit nicht mehr. Mein Körper kribbelte und ich wollte seinen Körper überall an und in mir spüren. Plötzlich klingelte sein Handy auf dem Nachttisch. Ohne sich von mir zu lösen, griff er danach und schaltete es mit einer Bewegung aus. „Was, wenn's wichtig war?" fragte ich zwischen unseren Küssen. „Nichts ist grade wichtiger als das hier." sagte er und drehte uns beide mit einer schnellen Bewegung, so dass ich auf meinem Rücken, er über mir gebeugt, lag. Ich umschloss seine Arme mit meinen Händen und krallte mich in sie. Ich spürte ein Grinsen auf Felix Lippen. Er lehnte sich zurück und öffnete meinen Bademantel. „Ich will dich sehen." sagte er und biss sich einen Moment später auf die Unterlippe, als sich ihm mein nackter Körper präsentierte. „Fuck, du bist perfekt." sprach er und das Kribbeln in meinem Körper wurde stärker. Ich öffnete seinen Bademantel ebenfalls und strich über die perfekten Muskeln. „Wie gemalt." bewunderte ich ihn. Er grinste und streifte sich die Boxershorts herunter. Wieder beugte er sich zu mir runter und küsste mich, während seine linke Hand sich ihren Weg zwischen meine Beine bahnte. Ich stöhnte leicht auf und krallte meine Hände in die Matratze, als er rhythmisch über meine Mitte streichelte. Ich tat alles daran, nicht so schnell zu meinem Höhepunkt zu kommen. Ich wollte, dass das so weiter geht. Ich wollte, dass das niemals endet. Er ließ ab und in dem Moment spürte ich, wie er vorsichtig und langsam in mich eindrang. „Fuck, bist du eng." stöhnte er heiser in mein Ohr. „Geht's?" fragte er fürsorglich. „Alles bestens." erwiderte ich, schon leicht außer Atem. Seine Bewegungen wurden härter, rhythmischer. Ich stöhnte auf bei dem Gefühl, so ausgefüllt zu sein. Er vergrub sein Gesicht in meinen Hals und stöhnte mir bei jedem Stoß leise ins Ohr. Immer wieder nuschelte er Dinge wie „Du fühlst dich so gut an." oder „Ich halte das nicht lange aus." und das brachte mich noch mehr auf Touren. Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung und biss ihm vor lauter Extase in den Hals. „Fuck!" stöhnte er erneut. Ich merkte, wie ich kurz vor meinem Höhepunkt stand. Auch Felix musste dies gemerkt haben. Er hob seinen Kopf und hielt mein Kinn mit seiner linken Hand. „Schau mich an. Ich will dein Gesicht sehen, wenn du kommst, Babe." Während er immer härter in mich stoß, schaute er mir ununterbrochen in die Augen. „Komm. Komm für mich." befahl er. Alles zog sich zusammen und endlich spürte ich die Explosion in meinem Körper. Ich konnte nicht anders als laut aufschreien und wimmern, während ich ihm weiter in die Augen schaute. Sein verschwitztes Gesicht verzehrte sich, seine Stöße wurden härter und härter. Er keuchte auf und endlich entlud auch er sich in mir, immer noch gefangen im Blickkontakt.
„Das war... krass." sprach er, völlig außer Atem, als er sich neben mich auf's Bett fallen ließ. „Ich will nochmal." sagte ich, wie ein kleines Kind, das nochmal schaukeln möchte. Er drehte seinen Kopf zu mir und grinste. „Gib mir 5 Minuten. Kleiner Nimmersatt."

Zu Dir (Felix Lobrecht)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt