Kapitel 27

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Now I ain't got no kids yet, but this right here's for practice. I hate to get the seats in the Benz wet, but that's how good yo' ass is.
Ich musste über den Text schmunzeln, der durch die Bluetooth Box im Badezimmer tönte, als ich unter der Dusche stand. Ich erinnerte mich an den Sonntag in Köln, als wir von Tommi aus zurück ins Hotel fuhren und an den Sex in Felix' Auto. Als wir im Hotel in Bielefeld zu dem Lied tanzten, war ich wohl schon zu betrunken um genau auf den Text zu achten, dafür wurde er mir jetzt um so deutlicher. Das heiße Wasser, welches mir über den Körper lief, entspannte mich und ich dachte darüber nach, wie froh ich war jetzt endlich hier zu sein. In Berlin. Bei Felix. Dem Umstand geschuldet, dass er grade an seinem neuen Programm schrieb, würde es auch noch etwas dauern, bis er wieder auf Tour gehen würde. Jetzt war also die beste Zeit, unsere Beziehung zu festigen. „Bist du schon gar?" holte mich seine witzelnde Stimme aus meinen Gedanken. Ich öffnete die Augen. Felix stand breit grinsend vor der Duschtür und betrachtete mich eindringlich. „Schon mal was von Privatsphäre gehört?" fragte ich ironisch. „Duscht du immer mit Lava?" stellte er mir die Gegenfrage. „So heiß ist es gar nicht." antwortete ich. „Ich will dich ja nicht raus schmeißen-„ begann er und zog sich sein T-Shirt aus „aber ich muss auch noch duschen." in Erwartung, dass ich die Dusche verlasse, schaute er mich an. Ich betrachtete seinen muskulösen Oberkörper und verlor mich kurz. „Du hast grade richtig versaute Gedanken, oder?" holte er mich aus meiner Blase zurück und ich sah, wie er sich auf die Unterlippe biss. Ohne meine Antwort abzuwarten, zog er seine Jogginghose aus und stand wenige Momente später mit mir in der Dusche. Seine beiden Arme neben mich an der Wand abgestützt und das Wasser auf ihn prasselnd sah er mich an. „Wie viel Zeit haben wir noch?" fragte ich ihn, als er mich mit seinem rechten Arm an meiner Hüfte näher zu sich zog. „Genug." flüsterte er. So leise, dass ich es kaum war nahm.

„Bist du fertig? Wir müssen los." rief er mir vom Wohnzimmer aus ins Bad, wo ich noch dabei war, mich zu schminken. „hättest du mich nicht aufgehalten, wäre ich schon lange fertig." rief ich zurück, als ich mir meinen Lidstrich zog. „Du hast mich doch angefleht, nicht auf zu hören." erwiderte er, als er in der Badezimmer Tür stand und mich mit einem dreckigen Grinsen durch den Spiegel ansah. Mein Unterleib kribbelte bei dem Gedanken an die vorherigen Minuten. Ich blickte ihn verschmitzt an und legte meinen Eyeliner bei Seite. „Der Pulli steht dir gut." merkte er an, als ich mich zu ihm drehte. Ich trug einen der grauen Pullis aus der neuen 12k Produktion, den mir Felix raus gelegt hatte. „Danke, ich finde ihn toll." sprach ich und lächelte ihn dankbar an. „Wir können jetzt los."

Als der AMG vor dem Veranstaltungsort der Release-Party zum stehen kam, wurde ich nervös. Aus dem Autofenster heraus konnte ich durch die große Glasscheibe in den Raum schauen. Ein paar Leute standen dort mit Sektgläsern und Bierflaschen in der Hand und es erklang laute Musik. „Bist du bereit?" fragte Felix, der sich schon angeschnallt und die Hand am Türgriff hatte. „Nein, eigentlich nicht." antwortete ich unsicher. „Mein Vater wird dich lieben, glaub es mir." sprach er meine größte Angst an. „Ich weiß ja nicht, wie die Eltern deines Exfreundes so drauf waren, aber ich glaube du hast eine völlig falsche Vorstellung von Fränki." Ich erinnerte mich an Kevins Eltern. Seine Mutter hasste mich. Sie versuchte, diesen Fakt zu verstecken, aber gut war sie darin nie gewesen. Seinen Vater hatte ich nur zwei Mal gesehen. Er war ein wohlhabender Arzt, der immer viel arbeitete aber auch er hielt nicht viel von mir.
„Komm, wir gehen da jetzt zusammen rein. Ich bin bei dir." er nickte mir ermutigend zu. „Okay?" Ich nickte ebenfalls. „Okay."
Wir betraten das Studio. Felix hielt meine Hand und ich schaute mich um. Links an der Wand hingen 2 Pullover, 2 Shirts und ein paar Socken aus der Marc Jung Kollektion. Durch die Menschenmenge hindurch erkannte ich Julian und war froh, außer Felix noch jemanden hier zu kennen. Der kleine Bruder kam strahlend auf uns zu. „Willkommen in Berlin." begrüßte er mich und gab mir eine herzliche Umarmung. „Danke. Freut mich, dich wieder zu sehen." lächelte ich ihn an. „Wo ist Fränki?" fragte Felix ihn und Julian deutete auf einen älteren Herren neben einer kleinen Frau, die ich als Becci identifizierte. „Wir gehen mal grad rüber." informierte er Julian und dieser folgte uns durch die Menge, in der Felix jeden einmal kurz begrüßte und sich dafür bedankte, dass alle da waren.
„Na alter Mann." begrüßte er seinen Vater und die beiden umarmten sich. „Erstmal direkt einen reinorgeln, oder was?" lachte er und deutete auf die Bierflasche in der Hand seines Vaters. „Nur eins." entgegnete dieser, ebenfalls lachend. „Ich möchte dir jemanden vorstellen: das ist Emilia, meine Freundin." sagte er und schaute mich zufrieden an. „Freut mich, dich endlich kennenzulernen. Felix hat schon ein bisschen was über dich erzählt. Ich hoffe, du weißt, auf wen du dich da eingelassen hast." scherzte er. „Ich bin Frank." er gab mir die Hand und lächelte mich wärmend an. Ich erwiderte das Händeschütteln. „Es freut mich auch." erwiderte ich über freundlich. „Du machst jetzt also dein Praxissemster hier in Berlin?" fragte er. „Ja genau. Ich studiere Psychologie." antwortete ich. „Na da bist du bei diesem Pflegefall ja genau richtig. Kannst ihn direkt mal ein bisschen therapieren." er wuschelte Felix über die Haare und dieser blinzelte ihn gespielt böse an. „Ich glaube, er ist nicht therapierbar." lachte ich und Fränki stimmte mit ein. „Ich mag sie." sprach er zu Felix und dieser gab mir einen Kuss auf die Stirn „siehst du."
An diesem Abend lernte ich auch seine Tante Ela kennen. Wir unterhielten uns ein wenig über ihre Kunst, über mein Studium und darüber, dass die meisten Künstler geplagt von Depressionen, Angstzuständen und sonstigen psychischen Krankheiten sind und diese ironischer Weise vielleicht grade wegen ihrer Leiden so gut sind in dem, was sie erschaffen. Mein Freund lief währenddessen mit seinem Handy vor der Nase durch das Studio und ich bemerkte erst, als er bei uns ankam, dass er grade bei Instagram live war. „Sogar meine Tante Ela ist da." sprach er in die Kamera und schwankte kurz zu ihr rüber, dann fiel die Kamera auf mich. „Ah und falls ihr euch gefragt habt, ob der Pulli auch den Weibern steht: hier ein ganz klares Ja." lachte er. „Erzähl mal den Leute, gefällt dir der Pulli, Babe?" fragte er und legte seinen Arm um mich. „Ja, er ist toll." antwortete ich nervös in die Kamera, als ich auf dem Display die unglaublich hohe Zahl der Zuschauer sah. „Ihr habt's gehört. Also, 19 Uhr Drop auf 12k. Wir feiern hier jetzt noch ein bisschen. Euch noch einen schönen Abend, ciao!" verabschiedete sich Felix in die Kamera und schloss die App. „So und jetzt trinken wir." euphorisch öffnete Felix eine Flasche Champagner, die auf dem Tisch vor uns stand und schüttete jedem von uns ein Glas ein.

„Dicker, wir sind einfach jetzt schon fast sold out. Nur das T-Shirt ist noch da, aber das wird spätestens morgen auch ausverkauft sein." freute sich Julian, der zu uns an den Tisch kam. „Ich freue mich mega für euch." entgegnete ich und grinste die beiden an. „Danke, Baby." sprach Felix und gab mir einen Kuss. „Ich hole uns noch was zu trinken." sagte er und verschwand mit Julian im Hinterzimmer. Ihn so glücklich zu sehen erfüllte mein Herz. Er hatte all das mehr als verdient.
„Hey, du bist Felix' Freundin, oder?" fragte mich eine Stimme von hinten und ich drehte mich um. Vor mir stand ein Typ, ungefähr in meinem Alter, mit blonden Haaren, braunen Augen und Bierflasche in der Hand. „Ja, die bin ich. Emilia." stellte ich mich vor. „Ich bin Maxi, ein Freund von Julian." „Freut mich." lächelte ich ihn an. „Mich auch. Richtig blöde Frage und ich will auch nicht wie ein Schnorrer rüber kommen, aber sind das deine Zigaretten?" er deutete auf die Lucky Strike Schachtel auf dem Tisch. „Ja, möchtest du eine?" fragte ich. „Boah das wäre total nett von dir." lachte er. „Kein Problem. Komm mit, ich wollte eh grade eine rauchen gehen." sprach ich und wir gingen raus auf den Bürgersteig vor dem Studio. Ich hielt ihm meine Schachtel hin und er nahm sich eine Zigarette. „Wie habt ihr euch kennengelernt?" „Felix und ich?" fragte ich und er nickte, während er sich die Kippe anzündete. „Ich war in Köln auf einem Open Mic, ganz zufällig und er ist da aufgetreten. Danach saßen wir zusammen an der Bar, haben uns gut verstanden und ja. Irgendwie ist es dann so gekommen, wie's gekommen ist." erklärte ich ihm. „Richtige Schicksalsbegegnung also?!" „könnte man so sagen." lachte ich und ich spürte seine Blicke auf mir. „Er hat einen guten Geschmack. Du bist sehr hübsch." Da ich nicht gut mit Komplimenten umgehen kann, schaute ich verunsichert lächelnd auf den Boden. „Danke."
„Alles in Ordnung hier?" hörte ich plötzlich Felix fragen, der in der offenen Studiotür stand. „Klar, alles bestens." antwortete Maxi. „Dich hab ich nicht gefragt." entgegnete er ihm sauer und schaute mich an. „Es ist alles gut." versicherte ich ihm und war über seinen Ton verwundert. „Kommst du wieder rein?" fragte er mich und sah mich auffordernd an. „Ähm ja klar, ich komme." antwortete ich, warf Maxi einen entschuldigenden Blick zu und die Zigarette auf die Straße. Dann ging ich an Felix vorbei wieder ins Studio. „Was ist los mit dir?" fragte ich ihn. „Hat er dich angemacht?" fragte er angespannt zurück. „Was?! Nein!" antwortete ich perplex. „Ich hab doch gehört, was er gesagt hat." er presste seinen Kiefer zusammen. „er hat doch nur gesagt,-„ „ich habe gehört, was er gesagt hat." wiederholte er sich. „Das ist für dich kein anmachen?" fragte er angepisst. Ich war total verwirrt. Was war plötzlich los mit ihm? „Er wollte bestimmt nur nett sein." versuchte ich Maxi zu verteidigen. Felix lachte unehrlich auf. „Sei nicht so naiv, Babe. Er würde dich sofort vögeln, wenn ich nicht da wäre." sprach er in einem strengen Ton. ich sah ihn noch immer perplex an. „Bist du jetzt sauer auf mich?" fragte ich ihn. „Nein, nicht auf dich. Aber er soll aufpassen." er deutete, ohne zu ihm zu schauen, auf Maxi, der grade wieder durch die Tür rein kam. „Er wollte nur nett sein..." beteuerte ich. Maxi tat mir in diesem Moment total leid.
„Alles cool bei euch?" fragte Julian, der uns beobachtet haben muss. „Pass mal besser auf deinen Kollegen auf." sprach Felix, dessen Blick immer noch auf mich gerichtet war. „Was ist passiert?" „garnichts!" stand ich für Maxi ein und Felix' Augen verengten sich. Julian schaute nun genau so planlos wie ich. „ich geh eine rauchen." sprach Felix und ging schnellen Schrittes nach draußen.

Zu Dir (Felix Lobrecht)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt