Kapitel 8

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Meine Gedanken kreisten den restlichen Tag und die darauf folgende Nacht um die verbrachten Stunden mit Felix und konnte es kaum abwarten, ihn wieder zu sehen. Trotzdem hatte ich ein schlechtes Gewissen. Kevin liebte mich. Wahrscheinlich mehr, als ich ihn, was auch ein Teil des Problems war. Vermutlich saß er zuhause und vermisste mich, während ich schon mit dem nächsten Typen in der Kiste lag.

„Du hast dich nicht umsonst von ihm getrennt." sprach mir meine beste Freundin am Telefon gut zu, als ich am nächsten Morgen mit ihr telefonierte, während ich mich richtete und auf Felix Anruf wartete, dass wir zusammen los zu Tommi können. „Ich weiß. Trotzdem habe ich dieses komische Gefühl, dass ich es ihm schuldig gewesen wäre, noch nicht direkt mit jemand anderem zu schlafen." erwiderte ich, während ich mir meinen typischen Lidstrich zog. „Kannst du es nicht einfach mal genießen, ohne dir über alles immer so viele Gedanken zu machen?" fragte sie mich und ich konnte hören, dass sie mit den Augen rollte. „War's so gut, wie ich es mir in meinen Träumen vorstelle?" fragte sie mich mit theatralischer Stimme. Ich lachte und bei dem Gedanken an den Sex mit ihm, kribbelte es in meinem ganzen Körper. „Du hast ja keine Ahnung." antwortete ich. Da klopfte es plötzlich an meiner Zimmertür. „Warte mal kurz, Lena." ich lies mein Handy im Bad und öffnete die Tür. „Hi." Felix stand vor mir und grinste mich breit an. „Ich dachte, du wolltest vorher anrufen?" Entgegnete ich ihm überrascht. „Wollt' ick, hab ick nicht gemacht." er lachte. „Ach wirklich, Captain Obvious?!" Ich hielt ihm die Tür auf und er trat ein. „Emmi, ist das Felix?" tönte es aus dem Lautsprecher meines Handys. Er schaute mich fragend an. „Meine beste Freundin, Lena." sagte ich und deutete auf mein Handy. „Hi Lena!" rief er diesem entgegen. „Omg Hi Felix!" antwortete sie ihm und Felix grinste, setzte sich dann auf die Kante meines Bettes. Ich ging ins Bad und nahm mein Handy in die Hand. „Lena, ich lege jetzt auf, ja?" „Okay, viel Spaß heute und melde dich, wenn du heute Abend nachhause fährst." sagte sie und legte auf. Nachhause. Am liebsten würde ich einfach weiterhin in dieser Bubble leben, die sich grade so gut anfühlt. „wir fahren übrigens mit dem Auto zu Tommi. Keine Lust, den ganzen Mikro-Podcast-Kram durch halb Köln zu schleppen." rief Felix mir ins Bad. „Ist okay." rief ich zurück. Ich fand es immer noch weird, dass er mich wirklich dabei haben wollte. Ich würde doch nur stören, oder? Und was wird Tommi denken, wenn da plötzlich eine wildfremde Person in seine Wohnung kommt? Ich würde es nicht so cool finden, an seiner Stelle. Ich richtete noch schnell meine Haare, während Felix im anderen Raum noch ein Telefonat führte, Es klang, als würde er mit seinem Bruder telefonieren.

„Wir können los." sagte ich und trat aus dem Badezimmer. Ich trug eine schwarze skinny Jeans und eine rote, schlichte Bluse. Meine langen, lockigen Haare hatte ich zu einem Half Bun gebunden. Felix sah von seinem Handy auf und biss sich auf die Unterlippe, als er mich sah. „Hör auf damit." befahl ich ihm. „Womit?" fragte er verschmitzt, als würde er genau wissen, was dieser Lippenbeißer in mir auslöst. „Dieser Blick." sagte ich. „Ich weiß nicht, was du meinst." lachte er auf. Und wie er das wusste.

Ich setzte mich auf den Beifahrersitz des weißen Mercedes. Felix startete den Motor und fuhr los. Aus den Boxen dröhnte „Represent" von Nas. „Dieses Auto ist der Inbegriff von ‚prollig'." sagte ich, während ich mir die Innenausstattung und die Lichter des Innenraums ansah, die lila leuchteten. „Passt doch zu mir." sagte er. „Gab's das Goldkettchen zum Auto dazu?" fragte ich, spielend provozierend und schaute auf seine Kette um den Hals. Er grinste. „Werd mal nicht frech hier." „Sonst was?" provozierte ich weiter. Er schaute mich mit einem Blick an, den ich nicht ganz definieren konnte und fuhr weiter. War er jetzt etwa sauer? Nein, so eine Kleinigkeit würde ihn nicht sauer machen. Er verstand den Spaß, da war ich mir sicher.

„Oh hi." sagte Tommi etwas überrascht, als er uns die Tür öffnete und mich sah. „Hi." entgegnete ich ihm schüchtern. „Is' doch okay, dass ich sie mitgebracht hab, oder? Dachte, wäre ganz interessant, wenn sie sich den Spaß hier mal anschauen könnte." fragte Felix, als wir in Tommis Wohnung eintraten. „Eh klar. Ich bin nur... überrumpelt." antwortete er, als er durch den Flur vor uns ging. „Setz dich doch." er deutete auf das große beige Sofa im Wohnzimmer und ich nahm darauf platz. „Wollt ihr einen Kaffee trinken?" „ick nehm' nen Cortado, Tommi." sagte Felix, während er sein Mikrofon und eine schwarze Tasche auf den Esstisch hinter dem Sofa stellte. „Cortado?" fragte ich. „Espresso mit Milch ist das." antwortete er. „Also ein Milchkaffee." stellte ich fest. „Cortado." wiederholte Felix selbstsicher. „Versuch's garnicht erst, ich versuche ihm auch immer klar zu machen, dass das das selbe ist." lachte Tommi. „Was kann ich dir bringen?" fragte er mich. „Ich nehme einen Milchkaffee." sagte ich und grinste Felix an, welcher das Grinsen erwiderte. Tommi verschwand in die offene Küche neben dem Wohnzimmer, Felix folgte ihm. Ich hörte Getuschel und versuchte auszumachen, über was die beiden sprachen. „Seit wann bringst du deine Liebschaften mit zur Arbeit?" hörte ich Tommi leise fragen. Ich sah aus dem Augenwinkel, wie Felix mit den Schultern zuckte. „Hast du dich verknallt oder was?" lachte Tommi leise. „Halt's Maul, Tommi." Felix gab ihm einen kleinen Klaps auf den Hinterkopf und ich musste grinsen.
Tommi brachte mir meinen Milchkaffee und stellte ihn auf den Couchtisch in Holzoptik vor mir. „Fühl dich einfach wie Zuhause." sagte er und ging zum Esstisch, an dem Felix bereits vor seinem Mikrofon saß. „Eins, Zwei, Hitleeeeer." sprach Felix melodisch hinein. „Läuft, Tommi. Wir können starten." lachte er. Der braunhaarige Wuschelkopf drückte einen Knopf auf seinem MacBook und startete die Aufnahme. „This ain't nothing but a Summer Jam, Bronze Skin and cinnamon tans whoa." sang Felix in's Mikro. Tommi lachte. „Das, meine Damen und Herren, war Summer Jam von The Underdog Project und diesen Track widme ich offensichtlich unserer bevorstehender Sommerpause, Tommi. Wat sachste dazu?" - „Ja klasse, Mensch. Verrückt, das auch schon wieder Sommer ist. Die EM steht uns auch bevor, ich hab' n gutes Gefühl, dass das dieses Jahr was wird mit dem Titel, was sagst du?" Die beiden schwadronierten 1 1/2 Stunden über die EM, über das Spicken bei Klausuren und über das „Schixie, das schicke Dixie". Immer wieder musste ich mir ein lautes Lachen verkneifen. Sie waren gut in dem was sie taten. Auch wenn sie eigentlich nur zwei Freunde waren, die sich unterhielten, war es wie eine kleine Show, die sie aufführten. „Leute, all Love, ihr wisst doch Bescheid. Das war Gemischtes Hack. Habt euch gern. Tschüss!" sprach Felix und Tommi beendete die Aufnahme. „Damit hätten wir's." sagte er, als er das MacBook zuklappt. „Was machst du jetzt in der Sommerpause?" fragte Tommi. „Achja, du gehst auf Tour, ne?" antwortete er sich selber. „Genau, ich geh auf Tour und du gehst dir den Pimmel bräunen. Daran sieht man auch wieder, wer von uns hier das Arbeitstier ist." lachte Felix. „Absolut." erwiderte Tommi und lachte ebenfalls. „Müsst ihr den Bums jetzt eigentlich auch schneiden?" fragte ich vom Sofa aus. „Nee, da haben wa' unseren Mann für." antwortete Felix. „Wir müssen den „Bums" nur aufnehmen." grinste Tommi.

Im Auto, auf dem Weg zurück zum Hotel, erklärte mir Felix, wie seine Tour diesen Sommer ablaufen würde und wie lange er unterwegs sein wird. „Ist das nicht anstrengend, so lange nicht zuhause zu sein, ständig von Stadt zu Stadt zu fahren?" fragte ich neugierig. „Klar, aber das ist ja mein Job. Ich mag das. Zuhause fällt mir oft die Decke auf den Kopf. Am schlimmsten sind die Off-Tage zuhause. Auf der Bühne zu stehen gibt dir so ein Adrenalin und dein Körper schüttet so viele Glückshormone aus, dass du danach einfach nur leer bist." „hmm." ich überlegte, wie das wohl sein mag. Plötzlich bog Felix in eine kleine Seitenstraße am Rand eines Waldstücks ein. Er machte den Motor seines Autos aus, schnallte sich ab und rollte seinen Sitz nach hinten. Ich schaute ihn verwirrt an. „Na komm." er klopfte mit seinen Händen auf seinen Schoß. „Was hast du vor?" fragte ich. „Komm doch einfach mal her." sagte er erneut. Ich schnallte mich ab und tat, was er sagte. „Und jetzt?" fragte ich, als ich auf seinem Schoß saß, immer noch verwirrt. „Jetzt hältst du mal die Klappe und hörst auf so dumme Fragen zu stellen." er grinste, nahm meinen Kopf in seine Hände und küsste mich. Da war es wieder. Dieses Kribbeln. Unsere Küsse wurden heftiger. Fordernder. Er lies von meinen Lippen ab und flüsterte mir heiser in mein Ohr. „Schonmal in so einem schönen Benz gebumst?" ich hielt den Atem an. „Dachte ich mir." sagte er grinsend. Schneller als ich schalten konnte, öffnete er meine Hose und strich sie mir samt Slip herunter. Ich fummelte an seinem Gürtel herum und öffnete schließlich seine Hose. Ganz langsam setzte ich mich auf ihn und wir beide stöhnten auf. Es war uns egal, dass jeden Moment jemand an seinem Auto vorbei gehen und uns sehen könnte. Was zählte waren nur wir. Hier und Jetzt. Ich krallte meine rechte Hand von hinten in seine Haare, seine Hände kneteten meine Brüste unter meiner Bluse, die mittlerweile halb aufgeknöpft war. Immer wieder drückte er seinen Unterleib nach vorne, um noch tiefer in mir sein zu können, während ich auf ihm meinen Rhythmus beschleunigte. Die Scheiben seines Autos beschlugen. Er leckte seinen Daumen und führte ihn zwischen meine Beine, drückte meinen Oberkörper nach hinten. Jede Berührung von ihm war wie tausend kleine Stromschläge durch meinen ganzen Körper. Mein Atem wurde schwerer. Ich merkte den Druck, der sich in mir aufbaute und als Felix seinen Daumen immer schneller in kreisenden Bewegungen über meine empfindlichste Stelle rieb, löste sich der Druck und ich keuchte laut auf. Ich sah, wie Felix grinste. Er führte seinen Daumen, mit dem er mich eben noch verwöhnte, zu meinen Lippen. Ich biss sanft hinein und seine Augen glühten auf. Ich beschleunigte das Tempo erneut, beugte meinen Oberkörper wieder zu ihm und vergrub mein Gesicht in seinen Hals. Ich nahm mit jedem Atemzug seinen Duft in mich auf. Wollte ihn mir einprägen und für immer in meinem Kopf speichern. Felix stöhnte auf und stieß noch ein, zweimal heftig zu bis schwer atmend unter mir zusammen brach. Wir bewegten uns eine Weile beide nicht und lagen nur so da, um uns wieder zu fangen. „Komm mit mir nach Berlin." sagte er plötzlich, noch ein wenig außer Atem.

Zu Dir (Felix Lobrecht)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt