Kapitel 24

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„Hast du dich eigentlich entschieden?" fragte Felix kontextlos, als er mit dem weißen Mercedes auf die Autobahn auffuhr. „Für was entschieden?" „Na, ob du mit nach Köln kommst." entgegnete er. „Achso." mir ging ein Licht auf. „Ja, ich komme mit. Aber dann musst du kurz bei mir zuhause vorbei fahren, ich muss ein paar Sachen zusammen packen." antwortete ich. „Ich dachte sowieso daran, dass wir mit deinem Auto fahren. Dann musst du nicht mit dem Zug zurück. Julian fährt dann mein Auto." schlug er vor. „Klar, können wir auch machen. Meins ist aber nicht so luxuriös wie deins." er lachte. „Werd' ich mit klar kommen." ich lächelte ihn an. Ich deutete ihm den Weg zu meiner Wohnung und als wir dort ankamen, stieg Felix aus dem Auto und sah sich um. „Ganz schön viel Natur hier." erkannte er. „Das ist ja auch ein Dorf." lachte ich. „Hier wohnen mehr Kühe als Menschen." „Glaub ick dir sofort." berlinerte er.
Felix und ich gingen hoch in meine, noch spärlich möblierte, Wohnung und er schaute sich neugierig um. „Ich wohne erst seit dieser Woche hier. Es ist noch alles etwas provisorisch." erklärte ich ihm. „Ist aber schön die Bude." sprach er, während er ins Wohnzimmer eintrat. „Sogar mit Balkon." sagte ich stolz. Er nickte und sah aus dem Wohnzimmerfenster nach draußen. Von dort aus gab es nur Feld und Wälder zu sehen. „Es ist echt krass ruhig hier. Das würde mich verrückt machen." „warum?" fragte ich. „Ich bin ein Stadtmensch. Ich bin es gewohnt, dass da immer irgendwie n' gewisser Grundlärm herrscht und wenn der nicht da ist, werd' ick wahnsinnig." ich musste schmunzeln. Darüber, wie unterschiedlich wir in der Hinsicht waren.
Ich packte schnell eine Tasche mit Klamotten, den nötigen Hygieneartikeln und Make-Up und ging zurück in's Wohnzimmer. Felix stand auf meinem Balkon und rauchte eine Zigarette. An den Anblick könnte ich mich gewöhnen. Er, auf meinem Balkon, bei mir zuhause. „Ich bin soweit." sprach ich, als ich mit der Tasche über dem Arm in der Balkontür stand. Er drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus und folgte mir in den Flur, aus meiner Wohnung und die Treppen nach unten, bis zu meinem Auto. „Schafft der Kleene das bis nach Köln?" witzelte Felix und deutete auf den alten Renault Clio neben mir. „Du kannst auch zu Fuß gehen." scherzte ich zurück. Wir beide stiegen in die Autos und ich fuhr voraus, Felix folgte mir. Am Hotel angekommen parkte ich mein Auto neben Lenas und Felix seins neben mich.
„Ich frage Julian mal, wann wir los fahren." sagte er, als wir in sein Hotelzimmer kamen und tippte auf seinem Handy. Ich verschwand in der Zeit in der Dusche und zog mir frische Klamotten an. „Halbe Stunde geht's los." rief er ins Badezimmer und packte seinen Koffer.

Auf dem Parkplatz warteten wir auf Julian und Lena. Kawus, Daniel und Kinan waren schon mit dem Tourbus Richtung Köln unterwegs. „Sorry, hat n' Schnuff länger gedauert." entschuldigte sich Julian mit einem verschmitzten Grinsen, als er endlich mit meiner besten Freundin im Schlepptau auf uns zu kam. „Dicker, habt ihr die ganze Zeit gevögelt?!" fragte Felix und schaute Lena an. Ihre Haare waren zerzaust und ihr Top hatte sie falsch herum an. „Sie hat mich nicht gehen lassen." flüsterte Julian ihm zu. Ich musste lachen und gab Lena unauffällig eine Ghettofaust, nach dem Motto „hast du gut gemacht."
Danach verabschiedeten wir uns alle von ihr. Ich war ein wenig traurig darüber, dass sie nicht mit kommen konnte, aber freute mich auf die nächsten Tage mit meinem Freund. Mein Freund. Felix ist mein Freund.

„Du bist eine grausame Autofahrerin." kam es von Felix, als wir auf halber Strecke kurz Rast machten. „Komm, so schlecht bin ich gar nicht." versuchte ich mich zu verteidigen. „Alter, du wärst drei Mal fast jemandem rein gefahren und hast versucht ein Rennen mit einem Auto zu starten, das vier mal so viel PS hat wie deins!" lachte er. „Den Rest der Strecke fahre ich. Ich habe großes Interesse daran, lebend in Köln an zu kommen." entschloss er und ich war cool damit. Ich mochte es sowieso nicht, lange Strecken zu fahren.
Es war ein ungewohntes Bild, Felix am Steuer eines anderen Autos als seinem eigenen zu sehen. Zu mal mein Auto echt alt war. Aber selbst dabei sah er einfach unfassbar gut aus. Ich beobachtete ihn dabei, wie er die Gänge einlegte und mit der alten Klapperkiste souverän wieder auf die Autobahn auffuhr. „Du starrst." bemerkte er und grinste, während er weiter seinen Blick auf die Fahrbahn richtete. Er legte seine Hand auf meinen Oberschenkel und ich meine über seine. So fuhren wir den restlichen Weg nach Köln, während seine Playlist im Auto spielte.

Zu Dir (Felix Lobrecht)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt