Ashley, September 2011 (Afrika)

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Manchmal flüchtete sie sich in Tagträume. Sie wurde ein völlig neuer Mensch, eine andere. Dieses Mädchen lebte in einer heilen Welt, aber ohne zu viel Glück. Diese Geschichten schrieb sie in ihrem Kopf, niemand wusste davon. Aktuell ging es um Yoanna. Sie war 14 Jahre alt, ein aufregendes Alter wie Ashley fand. Sie spielte Querflöte, tanzte und schrieb gerne Geschichten. Genau wie Ashley auch war sie eine Träumerin und floh so gerne aus ihrem Leben. Ihr Leben war kaputt, wenn Ashley über sie nachdachte, fühlte sie sich immer ein wenig besser. Yoanna hatte einen Charakter, wie Ashley ihn selbst gerne gehabt hätte. Sie suchte nach Freiheit, wollte nicht wie andere sein. Stundenlang stellte sie sich Tage vor und was Yoanna tun würde. In ihren Gedanken bestimmte Yoanna ihr Leben immer selbst, aber war auch traurig, weil sie alle dabei verlor. Die Geschichte hatte ihr ein Mädchen erzählt, das nur sehr kurz dagewesen war. Sie wiedersetzte sich einem der Männer und wurde weggebracht. Alle wussten, dass sie tot war. Sie hatte erzählt, wie sie sich ihre Zukunft erträumt hatte. Sie war die stärkste Person, die Ashley bis jetzt gekannt hatte. Immer wieder erzählte sie von ihrer Tante. Diese Tante, die so anders war, als alle anderen. Angeblich hatte diese Tante sie immer verstanden. Zu ihr hatte Yoanna Vertrauen gehabt, sie war die einzige Vertraute gewesen. Yoanna redetet davon, dass sie ihr alles Gute schicken wollte, dass es auf der Welt gab. Sie sagte, ihre Tante war die einzige Person, die sie nie angelogen hatte. Aber einige Sätze waren Ashley besonders im Gedächtnis geblieben. Sie redeten wieder einmal während den unendlichen Joggingrunden durch den Sand. Da sagte Yoanna: " Sie weiß, dass ich anders bin als sie, aber sie versucht wenigstens mich zu verstehen. Ich hoffe, dass es auf dieser Welt irgendwen gibt, der genauso denkt wie ich. Der auch frei sein muss, aber gar nicht zu fliegen braucht. Der Beine und Flügel braucht. Ich hoffe, dass wir uns irgendwann mal treffen und ich endlich weiß, dass es jemanden gibt, der mich versteht. Manchmal habe ich aber auch gute Laune," sagte sie scherzhaft als sie Ashleys irritierten Gesichtsausdruck sah. "Ich habe das Gefühl, dass ich alles erreichen kann. Aber je höher ich fliege, desto tiefer falle ich danach. Glück ist für mich wie eine Droge. Sie ist teuer und danach geht es mir schlecht. Dann versinkt die Welt wieder im Grau und alles fing wieder von vorne an." Die letzten Sätze hatte sie fast ein wenig traurig gesagt. Aber als Ashley sie mitfühlend anguckte, lachte sie nur und lief schneller. Sie erzählte, dass es Tage geben würde, da würde sie sich wünschen nicht mehr da zu sein. Solche Gedanken entsetzten Ashley. Jeder hatte doch ein Grund zu leben. Sie musste ihre Familie beschützen, dafür musste sie weiterleben. Yoanna sagte mehrmals:" Du bist einer von den Guten Ashley, du musst hier raus. Für Menschen wie dich ist diese Hölle nichts." In dieser Zeit dachte Ashley öfter an eine Flucht, aber dann wurde Yoanna weggebracht. Und auch Ashley war klar, dass sie sich so etwas niemals alleine trauen würde.

Am Rand einer Wolke *pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt