Kapitel 16.2

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Hilflosigkeit machte sich in mir breit und trieb mir erneut Tränen in die Augen

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Hilflosigkeit machte sich in mir breit und trieb mir erneut Tränen in die Augen. Ich konnte sie schnell genug wegblinzeln, bevor sie über meine Wangen kullerten. Dennoch blieb die Leere zurück, von der ich gehofft hatte, sie zu beseitigen, wenn ich mit Nik sprach.

Sein Leben war in Gefahr, denn entweder wurde er an meiner Seite als Verräter hingerichtet, wenn er Hale nicht rechtzeitig aufhalten konnte. Und wenn er es schaffte, dann würde es ihn ebenso in Schwierigkeiten bringen, denn Hale vom Reden abzuhalten würde er sicher nicht schaffen, indem er ihm ein paar Mal über die Haare streichelte.

Missmutig kehrte auch ich dem Schießplatz den Rücken zu und lief stattdessen zum Besucherzentrum, an dem meine Mum, Cori und Maddox bereits auf mich warteten.

Maddox hielt nach mir Ausschau, während Mum sich an Coris unordentlichen Haaren vergriff und versuchte, sie in eine ordentliche Frisur zu verwandeln. Bei dem Anblick, wie Cori sich dagegen wehrte, wurde mir ganz schwer ums Herz, doch ich zwang mich zu einem unbedarften Lächeln, als Mads mich sah und mit ausladenden Bewegungen winkte. Sie mussten schließlich nichts von meinen Problemen wissen, sie hatten ihre ganz eigenen Sorgen.

»Wir müssen gleich aufbrechen«, erklärte Maddox ein wenig ungehalten.

»Ich weiß, tut mir leid«, sagte ich mit entschuldigendem Blick.

»Clove!« Mum ließ von meinem Bruder ab, der mit ärgerlichem Blick die Gelegenheit ergriff und seine feuerroten Strähnen wieder in ihr altes Chaos zurückschob.

Mum zog mich währenddessen in eine feste Umarmung, die mir vermittelte, dass ihr unser Streit mindestens genauso leidtat wie mir.

»Es tut mir leid, dass ich es dir nicht eher erzählt habe«, flüsterte sie so leise in mein Ohr, dass nur ich ihre Worte hören konnte.

»Ist schon gut, Mama«, erwiderte ich murmelnd und schniefte unterdrückt.

Erstaunt über meine schnelle Einsicht, schob Mum mich skeptisch von sich. Als sie sah, wie ich um meine Fassung rang, verzog sie ihr Gesicht zu einer mitleidigen Miene. So wie sie es jahrelang getan hatte, strich sie nun wieder mit beiden Daumen über meine Wangen, obwohl ich nicht weinte. Doch die vertraute Berührung beruhigte mich ein wenig. Ich schloss die Augen und spürte ihre leicht rauen Lippen, die mir einen sanften Kuss auf die Stirn drückten.

Dieser Moment wäre vielleicht der letzte, in dem ich meine Familie sehen würde, denn vielleicht wurde ich bald schon als Rebellensympathisantin abgestempelt und verhaftet.

Ich musste im Guten mit meiner Familie – vor allem mit meiner Mutter – auseinandergehen. Ich könnte es mir niemals verzeihen, sie in dem Glauben zu lassen, ich würde sie hassen.

»Vielleicht hast du recht, Mum«, sagte ich leise. »Vielleicht seid ihr Zuhause besser aufgehoben. Wenn Maddox auf euch aufpasst, seid ihr sicherer.«

»Du kannst immer zu uns kommen, hast du verstanden? Es ist ja nicht so, dass wir uns nie wiedersehen.«

Ich lächelte dankbar, obwohl mich ihre Antwort traurig stimmte. Am liebsten hätte ich mich wieder in ihre Arme geworfen und mich dort versteckt, so wie ich es früher immer getan hatte. Stattdessen ließ ich von ihr ab und kniete mich vor Cori.

Captured | Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt