[•Wenn die WAHRHEIT dein TODESURTEIL ist ...•]
Clove wünscht sich nichts sehnlicher, als endlich eine Wächterin zu sein. Sie will in die Fußstapfen ihres Vaters treten, die Stadt vor Gefahren schützen, und so auch ihrer Familie ein besseres Leben bi...
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Obwohl ich dem Drang gern nachgegeben und geschaut hätte, wer den Raum betrat, blieb ich reglos sitzen. Ausschließlich meine Augen folgten dem hochgewachsenen Mann, der sich mir gegenüber auf den freien Stuhl fallen ließ. Am Kragen zierte das für die Wächter typische sechseckige, silberne Abzeichen seine rote Uniform. Die zwei silbernen Metalleinsätze, die zur unteren Spitze verliefen, verrieten mir, dass er Wächter dritten Ranges war und somit den Titel eines Lieutenants trug.
Er stellte ein kleines, längliches Gerät vor mir auf den Tisch, legte ein weiteres vor sich und verschränkte dann die Hände auf der grauen, glatten Oberfläche.
»Miss Whitefield ...«, seufzte er und nahm mich mit seinen braunen Augen genau unter die Lupe. Vermutlich versuchte er in meinem Gesicht eine Regung zu finden, doch ich musterte ihn nur ausdruckslos. »Mein Name ist Lieutenant Conner Goode.« Seine Stimme klang sympathisch, doch manchmal war das nur Fassade, das wusste ich. Also blieb ich weiterhin still.
»Sie wissen, warum Sie hier sind?«, fragte er nach einiger Zeit des Schweigens, doch er entlockte mir nicht einen Ton.
Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, dann schnaubte er amüsiert. Er machte sich an dem kleinen Gerät zu schaffen, welches sich als Holostick entpuppte. Ein längliches, metallisches Ding, das Informationen speichern und ausgeben konnte. Er drückte einige Knöpfe, kurz darauf erschien ein flimmerndes Bild. Es war zwar verschwommen, doch ganz eindeutig mein Gesicht. Der Zug meiner vollen Lippen war schon immer sehr markant gewesen, die Stupsnase, die grünen Augen, die sich vorsichtig umsahen, die dichten Augenbrauen zusammengezogen. Meine roten Haare leuchteten mir entgegen und schienen mich verhöhnen zu wollen. Sie waren unverkennbar. Augenblicklich fing meine Maske an zu bröckeln. Ich wusste nicht, ob ich gehofft hatte, dass die Wächter vielleicht blufften, doch dieser Beweis brachte mich aus dem Konzept.
»Es bringt nichts, es zu leugnen, wie Sie sehen. Ich möchte nur mit Ihnen reden, nichts weiter«, erklärte Lieutenant Goode und ich schluckte schwer.
»Haben Sie einen Anwalt, den Sie vielleicht anrufen möchten?«, hakte er nach.
Bei ihm klang es wie eine wirklich ernstgemeinte Frage, nicht wie eine spöttische Bemerkung. Ich presste die Lippen aufeinander, dann schüttelte ich entschieden den Kopf. Goode schien sich nicht im Geringsten darüber auslassen zu wollen
»Okay. Ich möchte vorab gern ein paar Dinge klären, nur für das Protokoll.« Er tippte auf dem zweiten Gerät herum – ein Head-Up-Display, aber viel kleiner und handlicher als das in unserem Wohnzimmer. Auf der Scheibe erschien augenblicklich eine Art Akte. »Nennen Sie mir bitte Ihren vollständigen Namen und ihr Geburtsdatum!«
Ich antwortete mit matter Stimme und sah ihm dabei zu, wie er auf der gläsernen Akte herumtippte.
»Zone und Quartal?«
»Zone Vier, Quartal Zwei.«
Und so ging es weiter. Ein knapper Schlagabtausch von Fragen und Antworten. Er notierte die Namen meiner Familie, die Nummer unserer Rohrpostadresse, meine Haar- und Augenfarbe, meine Größe. Mit jeder Information, die er mir entlockte sackte ich innerlich weiter zusammen. Ich konnte es nicht fassen, dass der Zonenschutz nun eine Akte über mich besaß, in der ein Verbrechen gegen das Gesetz von Circle festgehalten werden konnte, wenn mir nicht schleunigst etwas einfiel, das zu verhindern.