Kapitel 3.2

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Der stechende Schmerz durchzog abermals meine Schulter und ich zuckte heftig zusammen

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Der stechende Schmerz durchzog abermals meine Schulter und ich zuckte heftig zusammen. Es war wirklich nicht einfach für mich, den Arm unbewegt zu lassen. Es war ungewohnt und gefiel mir ganz und gar nicht.

Seit dem Vorfall heute Morgen hatte kein einziger Muskel meines Arms gezuckt und ich hatte so langsam das Gefühl, er würde jeden Moment einfach abfallen. Es schüttelte mich bei der Vorstellung und ich vertrieb diesen Gedanken schnell.

Meine Mutter hatte sichergestellt, dass ich den ganzen Tag nichts tat, außer herumzuliegen, meine Mahlzeiten artig zu mir zu nehmen, und gedankenverloren in die Ferne zu starren. Ich hatte überlegt eines meiner Bücher zu lesen, doch alle, die ich besaß, hatte ich bereits mehrmals durchgelesen und neue konnte ich mir nicht leisten, weshalb sich die Lust darauf recht schnell verflüchtigte. Würden wir noch in Zone Zwei leben, wäre die Beschaffung neuer Bücher deutlich einfacher gewesen, doch hier gestaltete sich die Suche nach etwas gänzlich Neuem deutlich schwerer. Meistens wurden die Exemplare weitergereicht oder getauscht, und ich hatte bereits alle, die es in Zone Vier zu finden gab, in den Händen gehalten. Neue Bücher waren ein Luxusgut und definitiv zu teuer, als dass ich sie mir hätte leisten können.

Für einen Moment hatte ich sogar mit dem Gedanken gespielt, in unsere kleine Wohnecke zu gehen und das Head-Up-Display einzuschalten, doch ich hatte wenig Lust darauf, mir die Nachrichten durchzulesen, die in Textform täglich als Projektion über die gläserne Scheibe liefen und nur unterbrochen wurden, wenn die Regierung oder deren Sprecher eine Rede hielten.

Irgendwann überwältigte mich das unruhige Kribbeln in meinem Bauch, was ich nun schon seit etlichen Stunden versuchte zu ignorieren. Ich wehrte mich entschieden gegen den Schwall an aufgebrachten Worten meiner Mutter, die nicht einsehen wollte, dass es mir bis auf meinen schmerzenden Arm gut ging, und war aufgestanden, obwohl sie mir angedroht hatte, mich an meinem Bett festzubinden.

»Du musst dich ausruhen, Clove. Du brauchst Kraft für deine Heilung. Geh bitte zurück ins Bett!«, rief sie und klang beinahe verzweifelt, während sie hinter mir die Treppe hinunterstolperte.

»Mum, wenn ich noch eine Sekunde länger liegen muss, verschmelze ich mit der Matratze!«, sagte ich und ließ mich nicht aufhalten, als sie versuchte, mich am Arm festzuhalten.

»Dann würdest du wenigstens schneller wieder gesund werden!«, zeterte sie.

Ich schnaubte und blieb so abrupt stehen, sodass sie fast in mich hineinrannte.

»Alles was ich tun möchte, ist, Dads Jacke zu nähen. Mehr nicht. Oder ist das zu gefährlich für meine Heilung?«, sagte ich spöttisch. Meiner Mum verschlug es die Sprache. Dennoch reckte sie möglichst würdevoll ihr Kinn in die Höhe.

»Gut, dann ...« Sie zögerte verlegen. »... dann pass aber mit der Nadel auf!«

Ich verdrehte die Augen. »Oh Gott, hilf mir ...«, murmelte ich so leise in mich hinein, dass sie es nicht hören konnte.

Captured | Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt