Schattenseite

Cayden

Ich verstand nichts mehr.

Wir sahen identisch aus. Wie... eineiige Zwillinge...

Es war alles genau gleich, vom kleinen Muttermal links auf der Stirn bis hin zu den langen Wimpern, das einzige was uns unterschied war die Tatsache das ich weiblich und er männlich war.

Ich kletterte von ihm herunter, ohne den Blick von ihm zu nehmen, woraufhin er sich automatisch aufsetzte. Wir sahen uns an. Wir blickten jeweils in zwei eisblaue Augen, und konnten den Blick nicht von einander wenden. "Du siehst aus wie... wie ich" hauchte ich.

Sein Blick wanderte zu meinen Mund als ich sprach. Und da erschien etwas in seinem Blick, das ich nur zu gut von mir selbst kannte. Er verschloss sich. Hatte ich etwas falsches gesagt?

"Ich... ich heiße... Bellatrix" stotterte ich ein wenig verloren. Doch er antwortete nicht. Stattdessen schüttelte er denn Kopf. Verdattert starrte ich ihn an. Ich öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch er legte mir seine Hand auf den Mund, und schüttelte wieder den Kopf.

Fragend sah ich ihn an. Warum sollte ich nicht reden?

Plötzlich ließ uns ein Geräusch hochschrecken. Polizeisirenen. Wir drehten beide gleichzeitig den Kopf und sahen von weitem Blaulicht kommen. Eilig rappelte er sich hoch.

Verbarg er etwa auch etwas vor der Polizei?

Er sah mich an, dann hastete davon und hielt sich dabei im Sichtschutz eines Hauses, wärend ich immernoch unglaubig auf den Boden saß. Er durfte nicht gehen! Ich wollte mich nicht gleich wieder von ihm trennen...

Plötzlich blieb er stehen und sah wieder zu mir zurück. Dann grub er nach etwas in seinen Taschen. Kurz darauf hatte er gefunden, wonach was er gesucht hatte. Ein Zettel und ein Kulli. Er schrieb etwas daruf, legte den Zettel auf den Boden, und sah mich noch einmal an, bevor er sich schnell davon machte.

Es ergab alles keinen Sinn. Waren wir etwa wirklich... nein, das war doch absurd! Und wenn doch? Warum wurden wir getrennt?

Immernoch ein wenig neben der Spur erhob ich mich und lief auf den Zettel zu. Neugierig hob ich ihn hoch. Es war ein einziges Wort darauf geschrieben worden. Doch dieses Wort hatte es in sich. Augenblicklich brach ein Gefühlschaos in mir aus.

Cayden

-Flashback-

Ich lag auf dem Boden und malte sorgenfrei die Blumen in meinem Malbuch aus. Ich hatte mir diese Seite extra ausgesucht. Darauf war ein Mädchen auf einer Blumenwiese zu sehen.

Ich wollte das Mädchen so ausmalen, dass es wie meine Mami aussah.

Meine Mami hatte wunderschöne blaue Augen, also wollte ich nach meine schönste blauen Farbe greifen, doch sie war nicht da.

Suchend blickte ich zu meiner Mutter die neben mir lag und auf der anderen Seite eine Kuh ausmalte. "Mami, Kühe sind doch nicht blau!" rief ich belustigt als ich den blauen Stift in ihrer Hand sah.

Lächelnd sah sie zu mir "Gefällt dir mein Bild etwa nicht, Prinzessin?" fragte sie liebevoll. Skeptisch sah ich wieder auf ihr Bild. Sie hatte den Himmel lila schraffiert, und das Graß orange angemalt. Der Gartenzaun war ganz bunt, und die Kuh war gelb mit blauen Flecken, grüner Nase und grüner Euter.

Die Farben waren komplett falsch, und doch wirkte das Bild hübsch. "Es ist schön Mami, aber... es ist einfach nicht richtig, in Wirklichkeit sieht es nicht so aus" antwortete ich ihr erlich. Sie strich mir behutsam eine Haarsträne hinter mein Ohr "Die Wirklichkeit ist eben nicht perfekt" sie lächelte "die Wirklichkeit, ist voller Raster, Ungerechtigkeit, und Düsterheit. Und genau aus diesem Grund, ist meist das unperfekte, einfach nur wunderschön und perfekt." schloss sie ab.