Kapitel 10

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POV: Kai

Immernoch total panisch schaffte ich es nach dem 5. Versuch die Tür zu meiner Wohnung aufzuschließen. Was war da nur passiert und wie konnte es überhaupt soweit kommen? Er ist doch mein bester Freund!

Verwirrt und verzweifelt ließ ich mich an der geschlossenen Haustür runter rutschen. Wie soll es denn jetzt bitte mit uns weiter gehen? Hab ich ihn durch diese dumme Aktion jetzt für immer verloren?

Ich stützte meinen Kopf in meine Hände und ließ die vergangene Nacht Revue passieren. Wir haben uns geküsst, naja wohl eher rumgemacht, und in meinem Zustand wäre ich wohl sogar noch weiter gegangen, hätte Julian mich nicht gestoppt. Was denkt er denn jetzt bitte von mir? Ich hab mich verhalten wie eine rollige Katze und jetzt im Nachhinein war mir das alles so verdammt unangenehm.

Vor meinem inneren Auge hatte ich ständig die Gesichtsausdrücke meines besten Freundes als wir heute früh aufgewacht sind und die waren, in meinen Augen, alles andere als positiv. Ich bin noch gegangen bevor der blonde überhaupt etwas sagen konnte und im Moment fühlte es sich so an, als könnte ich ihm nie wieder unter die Augen treten.

Was hatte ich mir nur dabei gedacht ihn einfach zu küssen? Aber die Frage die mich deutlich mehr verwirrte, war warum Julian erwidert hatte und vor allem warum er wollte, dass ich ihn nochmal küsse. Alkohol war bei ihm schließlich nicht im Spiel gewesen.

Ich wusste beim besten Willen nicht, wie ich mit diesem Geschehnis umgehen, oder was ich darüber denken sollte. Tun wir einfach so als wäre nie was passiert, gehen wir uns aus dem Weg? Ich wusste natürlich, dass wir eigentlich darüber reden müssten, allerdings sah ich mich derzeit nicht wirklich in der Lage für ein solches Gespräch.

Meine Gedanken schweiften zu Sophia und auch wenn wir nicht mehr zusammen waren, hatte ich ihr gegenüber irgendwie ein schlechtes Gewissen. Immerhin war ihre Eifersucht Julian gegenüber der ausschlaggebende Punkt für unsere Trennung gewesen und jetzt hatte ich tatsächlich mit ihm rum gemacht.

Ein leises Tapsen riss mich aus meinen Gedanken und traurig lächelnd blickte ich Balou an, welcher sich vor mich gesetzt hatte und langsam mit dem Schwanz wedelte. "Ach Balou, was mach ich denn nur für Sachen hm? Bin ich jetzt schon so verzweifelt, dass ich mich an meinen besten Freund ran werfe?" Aus großen Augen sah der Vierbeiner mich an, bevor er sich in meinen Schoß legte. Leicht lächelnd fuhr ich durch sein weiches Fell und stand erst nach einer Weile seufzend auf.

Vor mir erstreckte sich die mittlerweile einsam wirkende Wohnung. Sophia war wohl während meiner Abwesenheit nochmal zurück gekommen und hatte all ihre Sachen mitgenommen, ohne die die Wohnung ziemlich leer war und fast schon fremd wirkte. Auf der Komode erkannte ich den Schlüsselbund, der bis vor einigen Tagen noch ihr gehörte.

Planlos schleppte ich mich ins Wohnzimmer und ließ ich mich aufs Sofa plumpsen, von welchem ich die nächsten Stunden auch nicht wieder aufstand. Mein Kopf war randvoll mit den verschiedensten Gedanken und immer wieder flog mein Blick auf das kleine Pflaster an meinem Finger, welches Julian mir die Nacht wegen meiner eigenen Blödheit angebracht hatte. Ein leichtes Lächeln stahl sich in mein Gesicht.

Ich hätte es ihm keineswegs übel genommen, wenn er mich angeschrien hätte oder sauer gewesen wäre, weil ich eine solche Unordnung verursacht hatte, aber stattdessen war er ganz ruhig geblieben, hatte die Scherben beseitigt und sich noch total verschlafen um mich gekümmert.

Vielleicht sollte ich die nächste Zeit über erstmal die Finger vom Alkohol lassen, bevor ich durch weitere unüberlegte Aktionen wirklich noch die Freundschaft zu dem Blondschopf gefährde. Eine solche Bindung, wie wir sie hätten wollte ich nämlich wirklich nicht auf's Spiel setzen.

Mein Tag gestaltete sich auch weiterhin nicht gerade produktiv und so verbrachte ich die meiste Zeit in den sozialen Medien, um meine wirren Gedanken für eine Weile auszuschalten. Am späten Abend sprang mir schließlich eine Story auf Instagram von Jannis entgegen. Er filmte seine beiden Brüder, welche sich herzlich in den Armen lagen. Dazu hatte er geschrieben "Reunion der Brandt Brüder." Julian war also nach Bremen gefahren.

Wieder musste ich lächeln als ich die beiden so sah. Jascha hing echt verdammt sehr an Julian, das war mir schon aufgefallen als ich das erste mal mit bei seiner Familie war. Er hatte sich ziemlich oft darüber beschwert, dass sein ältester Bruder so selten die Zeit fand um sie zu besuchen, aber leider war das als Fußballer nunmal so. Da kamen die paar Tage in denen wir jetzt frei hatten wie gerufen.

Nachdem ich die Story noch einmal angeschaut hatte, tippte ich auf die Zeile am unteren Bildschirmrand um etwas dazu zu schreiben.

jannisbrandt

Viel Spaß euch dreien 😁

Dankeee
Wann kommst du eigentlich mal wieder mit her? Du warst ewig nicht mehr mit und Jascha hat vorhin schon nach dir gefragt.

Oh echt? Sag ihm liebe Grüße von mir, das wird sich schon mal wieder einrichten lassen in nächster Zeit.

Richte ich ihm aus, er zockt gerade mit Julian.

Apropos Julian
Weißt du was mit ihm los ist? Er wirkt sehr zerstreut seit er hier ist aber stur wie er nunmal ist redet er nicht mit mir 🙄

Ne da kann ich dir leider auch nicht weiterhelfen, sorry. Aber so wie ich dich kenne, lässt du eh nicht locker bis er mit der Sprache rausrückt 😂

Wohl wahr 😂

Na dann viel Erfolg, ich leg mich erstmal hin, Schlaf nachholen.

Mach das, ich hoffe man sieht sich demnächst mal wieder.

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Seufzend schloss ich mein Handy ans Ladekabel an, als ich im Schlafzimmer angekommen bin. Natürlich wusste ich warum Julian komisch drauf ist, jedenfalls konnte ich es mir denken. Ich hoffe wirklich das gibt sich alles wieder und er distanziert sich nicht von mir, sonst wüsste ich gar nicht mehr was ich machen soll.

Frustriert warf ich mich in mein Bett und als ich auf die leere Betthälfte neben mir schaute, fühlte ich mich zum ersten mal seit der Trennung von Sophia richtig einsam und allein.

Der Schlaf war in dieser Nacht alles andere als erholsam und so war ich am nächsten Morgen froh, dass die nächsten Tage erstmal kein Training anstehen würde. Diese Zeit bräuchte ich wohl erstmal für mich und vor allem um das ganze Durcheinander in meinem Leben wieder halbwegs zu ordnen und auf die Reihe zu bekommen.

Fragt nicht warum die Updates immer so spät kommen, ich bin ne Nachteule xD
Ich hoffe natürlich die Story gefällt euch bis jetzt :)

-Michelle

Soulmates - A Bravertz StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt