Kapitel 21

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POV: Julian

Schon seit unserer Ankunft musterte mein Bruder Jannis mich nicht gerade unauffällig. Ich wusste natürlich genau aus welchem Grund er das tat und versuchte deswegen ihm gekonnt aus dem Weg zu gehen. Was sollte ich ihm auch erzählen? Immerhin wusste ich selbst nicht was das zwischen Kai und mir so richtig war und außerdem war ich mir nicht wirklich sicher, ob ich meinem Bruder von unseren Intimitäten erzählen sollte oder nicht.

Ich denke nicht, dass er sonderlich begeistert davon wäre, dass der jüngere und ich regelmäßig miteinander im Bett landeten, vor allem weil Kai erst eine Trennung hinter sich hatte und Jannis ja sowieso der Meinung war, dass ich mehr als nur Freundschaft für den braunhaarigen empfinde. Ich bin diesbezüglich zwar anderer Meinung, aber mein Bruder ist nunmal ein Sturkopf und wird seine Meinung auch nicht ändern.

Leider klappte das mit dem ignorieren auch nicht ewig, denn als Jascha Kai gerade gefragt hatte, ob er eine Runde FIFA mit ihm spielen wollte, nutzte Jannis die Situation schamlos aus. "Na dann macht ihr mal, wir zwei kommen später dazu, ich wollte noch was mit Julian besprechen." Erklärte sich der jüngere und augenblicklich bildete sich ein Kloß in meinem Hals. Kai schaute mich daraufhin nur fragend an, doch bevor ich irgendwas sagen konnte, wurde ich auch schon von meinem Bruder aus dem Zimmer gescheucht.

In meinem alten Kinderzimmer stoppte er dann schließlich und setzte sich auf's Bett, während ich nur unschlüssig im Raum stand, nachdem ich die Tür geschlossen hatte. "Also.. Was gibt's denn?" Fragte ich schließlich und bemühte mich dabei nicht so nervös zu klingen wie ich mich gerade fühlte. Anscheinend schien das allerdings nicht wirklich zu klappen, da mein Gegenüber mich nur mit hochgezogener Augenbraue musterte.

Die darauf folgende Stille war ziemlich unangenehm, weshalb ich nervös damit begann die lose Haut an meinen Fingern weiter abzuziehen. Dabei versuchte ich überall hinzuschauen außer zu meinem Bruder. "Man Julian, komm mal runter. Du siehst aus als hättest du nen Geist gesehen.  Ich wollte doch nur fragen was jetzt so richtig mit Kai ist." Fing er dann schließlich an zu reden und leise seufzte ich. Ja Jannis, genau das ist das Problem. Dachte ich mir nur und schaute zu ihm.

Okay Julian, cool bleiben, du schaffst das.

"Was soll denn sein?" Stellte ich mich dumm und setzte einen fragenden Blick auf. Mein Bruder seufzte daraufhin nur. "Bist du dumm oder tust du nur so? Das letzte mal warst du wegen dieser konischen Situation mit euch nich total aufgelöst und jetzt fragst du was denn sein soll? Ich bin doch nicht dumm Julian, Kai grinst die ganze Zeit wie ein Honigkuchenpferd und du bist nicht wirklich besser. Und dann noch diese Aktion als ihr hier angekommen seid." Zählte er seine Beobachtungen auf und schaute mich dann wieder erwartungsvoll an.

"Ja, na wie du siehst ist alles wieder gut würde ich mal sagen." Entgegnete ich daraufhin nur und zuckte mit den Schultern. "Können wir dann wieder runter?" Warf ich gleich hinterher um der Situation so schnell wie möglich zu entfliehen. "Julian. Ich bin nicht dumm. Da ist noch irgendwas, ich weiß es ganz genau. Sag schon, wie kam es denn dazu, dass plötzlich alles wieder in Butter ist?" Hakte er weiter nach und ich seufzte.

Manchmal hasste ich Jannis dafür, dass er mich anscheinend lesen konnte wie ein offenes Buch. Wieso ist er denn auch so verdammt neugierig? "Wir haben halt darüber geredet und alles geklärt bei der Natio." Meinte ich so locker wie möglich, bekam aber wieder nur eine hochgezogene Augenbraue zu Gesicht. "Und weiter? Hast du ihm wenigstens endlich mal erzählt, was in dieser einen Partynacht wirklich passiert ist?" Fragte er weiter nach und ich nickte einfach nur zustimmend. "Na immerhin." Seufzte er erleichtert und lehnte sich etwas zurück.

"Julian, ich kann dich nicht dazu zwingen den Mund aufzumachen, aber ich weiß genau, dass da noch etwas ist von dem du mir nicht erzählen willst. Du redest doch sonst auch immer über alles mit mir,  ist es wirklich so schlimm?" Fragend schaute mein Bruder mich an und ehe ich überhaupt richtig über meine Antwort nachdenken konnte, platzte es aus mir heraus. "Wir haben miteinander geschlafen." Augenblicklich schlug ich mir die Hand vor den Mund und riss die Augen auf.

Warum zur Hölle bin ich eigentlich so dumm? Habe ich Jannis gerade ernsthaft erzählt, dass ich mit meinem besten Freund ins Bett gestiegen bin? Ich fasse es nicht.

"Bitte was?! Okay.. ähm also damit hab ich jetzt nicht gerechnet wenn ich ehrlich sein soll." Etwas fassungslos fuhr mein Gegenüber sich durch die Haare und musterte mich dann, doch ich wusste mir nicht anders zu helfen als die Flucht zu ergreifen. "Ich bin dann mal wieder unten, ciao." Nuschelte ich hektisch und im nächsten Moment war ich auch schon hinter der Tür verschwunden. Mein Bruder blieb dabei, wahrscheinlich sehr geschockt, zurück.

Ich stolperte die Treppen so schnell nach unten, dass ich mich schon fast mit einem Knochenbruch am Ende der Treppe liegen sah. Glücklicherweise war dem nicht so, sodass ich mir im nächsten Moment eins von Nalas Lieblingsspielzeugen schnappte und auf die Terasse zusteuerte. Ich brauchte jetzt unbedingt frische Luft.

Jascha und Kai waren so vertieft in ihr Duell, dass sie mich nicht groß bemerkten und so ging ich mit den Hunden nach draußen in den Garten um etwas mit ihnen zu spielen. Die zwei waren natürlich überaus begeistert und flitzten wie zwei Wirbelwinde durch den Garten während sie immer wieder versuchten dem jeweils anderen das Spielzeug zu klauen. Ich hingegen ließ die letzten Minuten noch einmal Revue passieren. Jannis wusste jetzt also, dass ich mit Kai geschlafen habe,  ganz toll. Vielleicht sollte ich daran arbeiten über meine Worte nachzudenken bevor ich den Mund aufmache und nicht erst im Nachhinein.

Gedankenverloren stand ich also im Garten und beobachtete die Hunde beim spielen. Ich hatte keine Ahnung wie lange ich bereits dort stand und ins nichts starrte, als sich plötzlich etwas um meine Schultern legte. Ich schaute verwirrt zu meiner rechten und blickte somit geradewegs in die grün blauen Augen von Kai. Er hatte mir wohl anscheinend meine Jacke gebracht, die ich vor Schreck drinnen vergessen hatte und erst jetzt fiel mir auf, wie kalt es eigentlich war.

"Jule was machst du denn nur in Pulli hier draußen? Du wirst noch krank." Seufzte mein bester Freund und half mir dabei die Jacke überzuziehen. "Ach ich wollte nur ein wenig mit den beiden Energiebündeln hier spielen. Hab die Jacke total vergessen,  danke, dass du sie mir gebracht hast." Meinte ich daraufhin und schaute zu den Hunden. Kai tat es mir gleich und blieb neben mir stehen. "Alles gut bei dir? Du wirkst so durch den Wind irgendwie." Wollte mein bester Freund dann wissen und ich nickte. "Alles bestens, keine Sorge." Versicherte ich ihn daraufhin und er nickte.

"Kommst du wieder mit rein? Es ist echt kalt, nicht dass du wirklich noch krank wirst." Meinte er dann noch und ich seufzte. "Gleich." Entgegnete ich nur und spürte wie sich zwei Arme um mich legten. "Du bist so ein Sturkopf Jule, aber wenn du wirklich krank wirst dann behaupte nicht ich hätte dich nicht gewarnt." Belehrte er mich noch und kuschelte sich näher an mich.

Ein Gefühl von Wärme ging durch meinen Bauch und ich musste unweigerlich lächeln. "Ist ja gut Mama."

Als kleine Entschädigung für die lange Wartezeit beim letzten Kapitel habe ich mich mit dem hier etwas beeilt :D

Ich hoffe es gefällt euch :)

-Michelle

Soulmates - A Bravertz StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt