Chapter 4 ~ Zitronen

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noah

Nachdem ich mir von Finn seine Date Pläne anhören musste, hoffte ich einfach nur, dass der Tag so schnell wie möglich endete. Warum? Er ging mir auf den Keks, die Schule ging mir auf den Keks, alles ging mir auf den Keks. Ich wollte alleine sein, mich einigeln und vor mich hinvegetieren.

Als Finn mich permanent fragte, was ich denn von seinen Ideen hielt, hätte ich ihn fast geschlagen und ja, witzigerweise hatte ich auch das Bedürfnis ihn auf dem Schulklo zu vögeln. Aber das Bedürfnis ihn zu schlagen war größer, wesentlich größer.

Ich schloss die Tür auf und trat ein. Ich staunte, als ich sah, wie Ma und Pa auf dem Sofa saßen und herzhaft lachten. Es war selten, dass Pa aus seinem Zimmer kam, wenn man mal von den Badezimmerbesuchen absah. Normalerweise hatte er eher weniger die Kraft oder den Elan dazu sich noch weit zu bewegen. Mein Blick wanderte von Ma und Pa auf den die Gestalt, die mir mit dem Rücken zugewandt dasaß .

„Hey“, sagte ich und trat zu ihnen.

„Hallo, mein Schatz.“ Ma stand auf, umarmte mich und küsste mich auf die Wange.

„Darf ich vorstellen? Das ist Max, der neue Betreuer. Max, das ist mein Sohn Noah“, sagte Ma und grinste den Typen an.

Er stand auf.

Ich meine, ich war ja schon groß, aber der Typ war nochmal einen halben Kopf größer als ich. Für mich persönlich war das eher ungewohnt, aber durchaus nicht unbedingt schlecht. So konnte ich mal erfahren, wie sich meine Freunde immer in meiner Gegenwart fühlten.

Mit einer gekonnten Handbewegung strich er sich die dunklen Haare nach hinten. Bis auf den Effekt, dass er lässig und schon irgendwie cool aussah, machte es absolut nichts mit seinen Haaren. Die saßen weiterhin perfekt bloß zurück gestrichen auf seinem Kopf. Er hatte dunkle Jeans und ein graues Shirt an. Das Shirt war so eng, dass man annehmen konnte, er würde trainieren. Zumindest nahm ich es an. Er sah absolut nicht aus, als wäre er kompetent genug, um diesen Job zu tun. Er sah eher so aus, als würde er sich nächtelang in Clubs aufhalten und das Leben keinen Prozent ernst nehmen. Ich machte ein schwarzes Jacket über der Sofalehne aus, aber das brauchte er bei den Temperaturen wohl nicht.

Er grinste mich an und hielt mir seine Hand hin. Ich lächelte leicht und schüttelte sie.

„Hi Noah, ich bin Max. Freut mich dich kennen zu lernen“, sagte er mit tiefer und fröhlicher Stimme. Er lächelte mich weiterhin an und in seinen 3-Tage-Bart Stoppeln konnte ich Grübchen ausmachen.

Ich nickte lediglich und murmelte „Ja, ebenso.“

Er war mir irgendwie unheimlich. Wir schüttelten weiter unsere Hände, aber er hielt meine Hand einfach weiter fest, als ich sie zurückziehen wollte. Er ließ einfach nicht los.

„Warum hast du denn so kalte Hände?“, fragte er und nahm auch gleich meine andere Hand. Ich schaute auf unsere Hände runter. Jap, definitiv seltsam, aber seine Hände waren verdammt warm. „Es ist doch schön warm draußen.“ Er lächelte mich an. Oh man.

„Das hat er wohl von mir. Wir haben immer kalte Finger“, sagte Ma und lächelte ein wenig über diese Gemeinsamkeit. Mir war das noch nie wirklich aufgefallen. War mir wohl nie besonders wichtig.

„Setzen wir uns doch“, sagte Max mit einem strahlenden Lächeln und zog mich an den Händen aufs Sofa.

„Noah, wie war die Schule?“, fragte Pa und lächelte mich müde an.

Ich nickte und hielt meine Antwort relativ kurz. „Ganz okay.“ Eigentlich nicht so wirklich, aber ich wollte ihnen nicht erzählen, dass ich Finn vögeln wollte, weil er mir auf den Keks ging. Wäre nicht meine klügste Idee gewesen.

Schweigekodex [under editing]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt