Wie jetzt, kein Geld? (7)

69 22 39
                                    

"Musstet ihr der wirklich ein Bild schicken? Das war doch nicht nötig!", kreischte Copper empört. "Sie hat danach gefragt! Und außerdem, was soll denn passieren? Ich lebe seit Ewigkeiten nicht mehr auf der Erde, die kann mich überhaupt nicht erkannt haben!", feuerte Marianne zurück.
"Ihr habt im gleichen Haus gelebt! Was ist wenn sie ein Bild oder so gefunden hat? Wieso müsst ihr so bescheuert und unvorsichtig sein? Ich will wirklich keinen Stress mit deiner Nachbarin, die eine verdammte Kriegsheldin ist!"

"Ach komm! Luri ist doch nur offiziell Kriegsheldin. Weil sie eine wichtige Person ist, die man publik machen will. So als Vorbild: Werdet Professorin, wie Luri, die ist Kriegsheldin!"
"Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie den Titel verdient hat. Hat sie nicht gegen die Häscherin persönlich gekämpft?", mischte sich nun Edres ein, "Aber ich bin überrascht, dass du weißt, was publik heißt..."
Marianne verdrehte frustriert die Augen. "So dumm bin ich dann auch wieder nicht."

Copper gab einen Schnauben von sich, das ziemlich deutlich machte, wie wenig er dem zustimmte.
"Ihr seid blöd. Jetzt können wir es eh nicht mehr ändern.", fauchte Marianne pissig.
"Richtig, ihr habt es nachhaltig verkackt.", säufzte Copper und versuchte Edres die Hand auf die Schulter zu legen, nur um weggeschupst zu werden. "Kann man da echt nichts machen?",fragte die Erddämonin und schnappte sich eine Langhantel um Copper auf Abstand zu halten.

"Naja, wir könnten zumindest dafür sorgen, dass diese... wie heißt sie?"
"Alice, ihr Instagram heißt zumindest so."
"... Diese Alice kein Bild von Marianne findet, sollte es eines geben. Ich habe im Internet gelesen, dass in diesem Köln momentan ein Kostümfest ist. Die Menschen nennen es Convention. Wir würden also gar nicht auffallen."
"Okay, aber wir bleiben zusammen! Ich vertraue den Menschen nicht.", sagte Edres resigniert.

-Kurze Zeit später in Köln, umgeben von Cosplayern-

"Oh wow, sind das wirklich alles Menschen?"
"Ich habs' euch gesagt: wir fallen nicht auf!"
"Okay, nicht rumtrödeln, Marianne,wo ist dein Haus? Wieso ist das Portal nicht in deinem Haus, so wie letztes Mal?",  fragte Edres nervös und wiederstand der Versuchung an ihren Krallen zu kauen.

"Du bist voll die Spielverderberin. Wir können uns ja doch einfach mal ein bisschen umschauen! Guck mal, da hinten gibt es Essen! Boah das riecht gut!", rief Marianne und schwebte begeistert auf einen Stand zu, der Waffeln verkaufte.
"Warte!"
"Nein!"
"Wir müssen doch zusammen bleiben!", brüllten Edres und Copper und nahmen die Verfolgung auf. Marianne ignorierte die beiden und begann begeistert damit sich tütenweise Waffeln zu greifen.
"Hey hey, Kleine, du musst das auch bezahlen! Du hast ja mittlerweile schon Waffeln für 50 € genommen. Hast du überhaupt so viel Geld?", meinte der Verkäufer, ein großer, dicker Mann mit Schnauzbart. "Äähhhmmm... also... ich... also... Geld.", stammelte Marianne. Der Verkäufer lachte laut. "Na wenn du kein Geld hast, dann kannst du auch keine Waffeln haben. Ich muss ja auch von irgendwas leben."

Marianne sah sich verstohlen um. Als Geist konnte sie sich unsichtbar machen, zumindest für eine gewisse Zeit, aber die Waffeln wären dann immer noch sichtbar und schwebende Waffeln waren nicht wirklich diskret. Sie würde sich als Dämonin zeigen und eine Menge Ärger bekommen...

"Warten sie! Ich habe Geld.", wurde die von Edres gerettet, die auf sie zugerannt kam und ihre Geldbörse wild durch die Luft schwenkte. Copper war ihr dicht auf den Fersen.
Mit ihren 2,14 Meter war es für die Erddämonin kein Problem sich einen Weg durch die Menge zu bahnen. Schwungvoll klatschte sie fünf Zehn-Karn-Perlen auf den Tisch des Verkäufers. "Was ist das denn für ein Zeug? Soll das Geld sein? Versuchst du mich hier mit irgendwelchem komischem Spiel Geld zu bezahlen?", fragte der Dicke erbost.

"Das... das sind Karn, die Währung in der Welt hinter der We... von da wo wir herkommen. Die sind sogar mehr wert als Euro.", versuchte Edres die Situation zu entschärfen. Der Verkäufer schnaubte wütend: "So ein Blödsinn! Gib mir gefälligst richtiges Geld, oder deine Freundin bekommt die Waffeln nicht! Wir sind hier nicht in einer komischen Fantasiewelt!"

"Auf drei hauen wir ab wir.", flüsterte Marianne und packte die Waffeltüten fester. "Warte. Wir können das klären. Wir dürfen keine Aufmerksamkeit auf uns lenken.", zischte Edres zurück. "Gib die Dinger doch einfach zurück. Du weißt doch gar nicht wie die schmecken! Edres hat recht, wir können uns nicht erlauben enttarnt zu werden. Denk an die Dämonenjäger! Die werden glauben, dass wir welche von den Bösen sind!", wisperte nun auch Copper. Der dicke Waffelmann sah verwirrt zwischen den Dämonen hin und her, sehr wohl hörend, was diese besprachen.

"EinsZweiDrei!", brüllte Marianne und schoss und durch die Cosplayer hindurch, die Waffeln immer noch fest in den Händen. Schnell schnappte sich Edres ihr Geld, der Verkäufer wollte es ja eh nicht, packte Copper am Arm und schleift ihn ihrer Freundin hinterher. Sie war es schließlich schon gewohnt von Marianne in Schwierigkeiten gebracht zu werden. "Haltet sie auf! Das sind Diebe! Die haben Waffeln im Wert von 50 € geklaut! Haltet sie auf! Die Kleine mit den Tüten! Und die Große auch, die Große hat versucht ihr zu helfen! Und den Cyborg!", schrie der Waffel Verkäufer ihnen hinterher. Zum Glück war Marianne sehr schnell und wendig und es traut er sich sowieso niemand in Edres Nähe. Nach einigen Minuten hatten sie die Convention hinter sich gelassen und kauerten in der Straße, vor Mariannes altem Haus. Sie atmeten schwer.

"Das, das war das Dümmste was du je gemacht hast. Du hast den Typen einfach beklaut! Was soll das? Und das alles nur für ein bisschen Menschenessen?", jammerte Copper. Edres schüttelte erschöpft den Kopf. "Du hast ja keine Ahnung. Das ist bei weitem nicht das Dümmste was sie je gemacht hat. Das schafft es nicht mal in die Top-5."
"Als ob."
"Ich bin halt ein Genie!"
"Eben nicht!"
"Überhaupt nicht."
"Ein Genie des Chaos!", trällerte Marianne und stocherte mit Magie im Türschloss herum. Klickend öffnete sich die Tür und die Gruppe wurde von dem panischen Geschrie zweier Menschenmädchen begrüßt.
"Bei Malus und Malitia! Das ist das Mädchen von dem Bild auf dem Handy! Der haben wir das Gerät geklaut!", kreischte Edres.

Dämonen im Chat Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt