Copper hatte Glück.
Das Treppenhaus führte geradewegs zu einer Türe, die sich in die wunderschöne Freiheit öffnete, oder in diesem Fall den Parkplatz des Krankenhauses.
"Cooles Cosplay, alter!", rief ihm ein Typ in einem flauschigen, neongrünen Hundeanzug mit riesigen Augen, zu, der, gestützt von einem Mädchen und einem Jungen, beide circa 17, in grellen Perücken und kurzen Röcken, auf den Eingang zu humpelte.
Gerne hätte Copper die Menschen in den kurzen Klamotten bewundert, doch die Angst vor Edres und dem, mit Sicherheit tollwütigen, Menschenmädchen trieb ihn an.
"Danke", japste er über seine Schulter und rannte weiter."Boa, krass ey, was seit ihr denn für ne Truppe?", hörte er kurz darauf den Hundemenschen raunen.
"Verdammt.", murmelte Copper, wohlwissend, dass Edres jetzt ebenfalls draußen war.
Er umklammerte das Handy fester.
Er brauchte das!
Für seine Recherchen!
Er wollte doch schließlich Teil des Magistrats werden!
"Ich bring deine Wirbelsäule um!", kreischte Edres.
"Bitte nicht.", murmelte Copper und ging hinter einem großen Mercedes in Deckung.
"Und deine Kniescheiben!", brüllte die Erddämonin. Sie war verdammt stark, dafür dass sie erst 14 war. Er wollte nicht sterben!
"Ich geh nicht wegen dir in den Knast! Ich habe den Krieg nicht überlebt, um in den Knast zu gehen!"Copper nutzte seine Fähigkeiten, um die Verriegelung des Autos zu umgehen und flüchtete auf den Beifahrersitz.
Edres war mittlerweile verdammt nah.
Sie sah toll aus, wenn sie wütend war! Wäre ihr Zorn doch nur gegen etwas anderes gerichtet...Der Metalldämon ließ sein Bewusstsein in das Fahrzeug sinken. Schon bald verstand er grob, wie es funktionierte.
Er ließ den Motor anspringen.
"Wag es nicht!", brüllte Edres und krallte sich am Türgriff der Fahrerseite fest.
Copper wollte den Mercedes starten und einfach wegdüsen, vertat sich aber im Schaltkreis und aktivierte das Bordradio.
"Atemlos" von Helene Fischer plärrte sogleich durch das Auto."Fuck.", murmelte Copper. Dieses mal gelang es. Der Mercedes machte einen Satz nach forne und raste dann auf die Straße. Edres hing immer noch an der Tür und schrie sicher üble Verwünschungen, doch Copper hörte nur die schlechte Musik aus dem Radio.
Er ließ den Wagen schneller Fahren. Seine Klassenkameradein hatte mittlerweile eindeutig Probleme Schritt zu halten.
An einem Schild, das für die Wahl eines grinsenden Politikers warb, dem man mit schwarzem Edding Zahnlückem gemalt hatte, schüttelte er sie dann ab.Copper richtete seine Kameraaugen auf die Straße, versenkte seinen Geist in der Technik des Autos und lies es auf 140 beschleunigen.
Helene Fischer verpestete dazu die Luft mit ihrer sogenannten Musik.
Der Metalldämon fühlte sich wie ein Aktionheld, aus einem seiner Comics.
Genau. Er war genau wie Björn Klemens, seine Lieblingsfigur. Ein Mensch, der krasse Menschenarbenteuer erlebte und ständig Stress mit der Polizei bekam.
Menschen waren schon cool.
Copper beschleunigte den Mercedes auf 150.
Ein rundes Schild an Straßenrand wieß darauf hin, dass alle, die unter 70 fuhren, Luschen waren.
So funktionierten Straßenschilder doch, oder? Copper wusste es nicht."Wir unterbrechen das Lied für eine wichtige Notfallmeldung!", schallte plötzlich die Stimme einer Menschenfrau aus dem Radio, "In der Nähe von Köln wurde ein gelber Mercedes mit Blümchenklebern gesichtet, der gefährlich schnell über die Landstraße fährt."
"Hey, mein Gefährt ist gelb.", bemerkte Copper.
"Es ist fahrerlos."
"Krass! Ob es das wohl oft gibt...?"
"Auf dem Beifahrersitz sitzt ein Teenager in einem Roboter Kostüm."
"Wow, der sieht auch noch aus wie ich!"
"Er ist Kupferfarben."
"Verdammt! Das bin ich! Die Suchen mich!", kreischte Copper mit völlig übersteuerter Stimme.Panisch ließ er das Auto über die Straße schlingern, auf der Suche nach einer Ausfahrt.
"Uuuuund jetzt geht es weiter mit unserer Playlist der kontroversesten Lieder aller Zeiten! Als nächstes: Baby vooon Justin Bibeeer!", verkündete die Frau.
Ein erbärmliches Geheule erfüllte den Wagen.
"Neiiiiin!", rief Copper.Plötzlich entdeckte er etwas am Horizont, das sein halbmechanisches Herz höher schlagen ließ.
Ein Leuchtfeuer der Hoffnung, ein Symbol der Rettung:
Am Straßenrand reckte sich majestätisch ein Turm gegen den Himmel.
Darauf trohnte es:
Ein gigantisches, gelbes M.
Copper kannte dieses Zeichen. Es gehörte zu der Reihe, als Fastfood Läden getarnter Geheimagentenverstecke aus den Björn Klemens Comics.
Ein McDonalds!Der quietschgelbe Mercedes schlingerte von der Straße und rauschte in den McDrive.
Copper drosselte das Tempo.
Neben dem Schalter des McDrive hielt er an.
Der junge Metalldämon war schrecklich nervös.
Ein echter McDonalds!
Allein dafür hatte es sich gelohnt hier her zu kommen.
Vorsichtig linste er aus der Scheibe und ließ sie herab."Hallo, willkommen bei McDonalds, einen guten McMorgen und so... verdammte obermiese MegaMcKacke ich hasse diesen McKackjob...
Ich bin Klemens, was kann ich ihnen Mcbringen?", nölte ihm eine menschliche Stimme entgegen.
"Klemens!?", fangirlte Copper. Seine robotische Stimme klang wie eine alte, zerkratzte Schallplatte, so aufgeregt war er.
"Ja. Na und?", seufzte Klemens.
"Ohhh! Bei Malus grausamster Mordmission! Ich. Bin. Dein. ALERGRÖßTERFAN! Ich liebe dich!", schrie der Dämon.
"Guckst du mich auf TikTok? Klemens-Exposes?", haakte der Mensch plötzlich optimistisch nach.Ohne zu zögern streckte Copper seinen Geist nach den Schaltkreisen des Smartphones aus, öffnete TikTok und folgte dem Kanal.
"Ja. Aber ich kenne dich von den Comics! Du bist der Wahnsinn! Bekomme ich ein Autogramm? Und eine Haarsträhne? Und ein Bild?"
"Boooaaa, meine alten YouTube Comics? Ja klar! Ich hab noch nie nen McFan getroffen! Voll McSuper! Was willst du bestellen?"
"Äh..." machte Copper und dachte an die Convention zurück.
Er hatte kein Geld.
"Hm", erkundigte sich Klemens, "Ich Mchab dich nicht verstanden."
"Alsoooo...", stammelte Copper, "ich hab irgendwie kein Geld.""Was?", fragte der Mensch am anderen Ende des McDrive verwirrt, "Wieso Mcbist du dann hier, McAlter?"
"Wegen dir!", antworte Copper ohne zu zögern.
"Mcrass, alter. McEssen geht auf mich. Was Mcwillst du?", antwortete Klemens total überwältigt.
Coppers Kameraaugen fixierten das Menü und übersetzten es automatisch ins Nomäd.
Es sah ziemlich interessant aus.
"Einen großen Mc..."Marianne sauste durch das Dach des Autos.
"FUCK!", kreischte Copper.
Klemens lachte.
"Einen großen McFuck?"
"Nieder mit dir, Franzmann!", brüllte Marianne und ergriff das Handy.
"Nein!", kreischte Copper und hielt es fest.
"McJunge, was ist da draußen Mclos, bei dir?", fragte Klemens verwirrt.
"Meine... kleine Schwester... ist gerade aufgewacht und will mein Handy klauen.", stammelte Copper."Und maaaaag der Franzmann sich verbiiiiinden!", sang Marianne zu einer lieblichen Walzermelodie.
"Gib es zurück!"
"Und gegen uns die gaaaaanze Weeeelt."
"Rück' es raus! Du hattest es lange genug!"
"Sie weeeeerden uns grüstet fiiiinden!"
"Marianne ich werde dich schlagen, auch wenn du schwächer bist, als ich!"
"RESERVE, LAAAAANDWEHR STEHT IM FEEEEELD!"Bevor Copper seine Drohung wahr machen konnte, erloschen die lichter des McDrive.
Klemens Gelächter verstummte Schlagartig.
Mehrere schwarze SUVs kreisten dem großen, gelben Mercedes ein.
Sogar Justin Biber vestummte im Radio.
Eine menschliche Stimme erklang aus dem Gerät.
"Hier spricht Markus Eichenfäller von der deutschen Dämonenjäger-Gilde. Wir wissen, dass sich mindestens ein minderjähriger Dämon in diesem Auto befindet. Verlasst das Fahrzeug umgehend mit erhobenen Händen. Wir haben nicht vor euch weh zu tun. Wir wollen euch helfen."
Copper fühlte sich, als hätte man ihm Säure in die Schaltkreise gekippt.
"Ha, Dämon, jetzt haben sie dich!", frohlockte Marianne und flog einen Salto.
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Dämonen im Chat
HumorWas passiert wenn zwei junge Dämoninen ein Smartphone... ausleihen? Wo das draufgängerische Geistermädchen Marianne ist, da sind zwei Dinge garantiert auch zu finden: ihre beste Freundin, die Erddämonin Edres, und ein totales Durcheinander. Als si...