Waffeln vs. Marianne oder Coppers Projekt (9)

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Marianne schwebte, in sitzender Position, knapp über dem Boden und stopfte sich die Waffeln, die sie gestohlen hatte, in den Mund.
"Wir sollten hier weg. Was wenn diese Kinder die Jäger alarmieren?", jammete Edres.
"Die wiffen vermutlipft gar nift von denen Jäfern.", nuschelte Marianne und spuckte kleine Waffelstückchen auf Copper. "Und was ist, wenn sie doch etwas von den Jägern wissen? Du verhältst dich extrem unverantwortlich! Dich klone ich nicht!", beschwerte sich der Metalldämon und wischte sich Krümel vom Gesicht. "Gut so.", antwortete Marianne. "Wenn du mich klonst bist du tot.", fauchte Edres und knackte mit den Knöcheln.

"Sicher.", meinte Copper mit einem beschwichtigenden Tonfall und ließ etwas in seiner Tasche verschwinden, das verdächtig nach einem Reagenzglas mit Edres Haaren aussah. Edres hatte es wohl auch bemerkt.
"Was war das dann eben?"
"Nichts."
"Ach ja?"
"Ich weiß nicht wovon du sprichst."
"ACH JA?!"
"Kein Grund laut zu werden, da war nichts. Ich weiß nicht wovon du redest."
"ACH JA?!"
"Sie meint das Reagenzglas, du Depp. Rück es raukh...", wollte Marianne sich einmischen, wobei sie sich aber an einem Stück Waffel verschluckte.
"Ja, genau, rück es raus.", fauchte Edres.

Marianne hustete. Copper sah sie mit unverholenem Interesse an. Die Ablenkung kam ihm gerade recht. "Wow. Ich glaube sie stirbt. Ist ja mega.", flüsterte er fasziniert. Marianne hustete stärker.
"Scheiße! Copper sag so was nicht! Wir müssen ihr helfen!", rief Edres verzweifelt und rannte auf ihre Freundin zu. Kurz vor Marianne blieb sie stehen und wusste offensichtlich nicht was sie tun sollte. "MARI? Alles okay? Alter wenn das ein Scherz ist... Ich rede nie wieder mit dir.", winselte die Erddämonin, unschlüssig ob sie Marianne anfassen sollte.
Das kleine, pummelige Mädchen beugte sich nach forne und hustete noch mehr. Ihr Gesicht verfärbte sich langsam bläulich.
"Marianne, jeder weiß, dass Geister nicht atmen müssen. Simulier nicht so.", sagte Copper lachend. Die ganze Situation amüsierte ihn offenbar sehr.
Kurz wanderten Mariannes mit Tränen gefüllte Augen zu ihrem Klassenkameraden und sie zeigte ihm den Mittelfinger.

"MARIANNE!", brüllte Edres aufgebracht und schlug der kleineren Dämonin, etwas fester als beabsichtigt, auf den Rücken.
Marianne kippte ein Stück nach vorne und das Stück Waffel, an dem sie sich verschluckt hatte segelte aus ihrem Mund, geradewegs in Coppers Gesicht.
"Ha! Voll in deine Visage!", frohlockte das Geistermädchen nach Luft ringend. Angewidert wischte sich Copper das eher schlecht als recht gekaute Stück Waffel vom kupfernen Gesicht. "Igitt."
"Musst du echt nicht atmen? Ich hatte Angst um dich du blödes Kind!", schrie Edres und schüttelte Marianne durch. Diese rückte ihre Brille zurecht und setzte eine besserwisserische Miene auf.

"Aaaaalso... rein in der Theorie hat der blöde Sack, ich glaube du weißt von wem ich rede, recht. Ich muss nicht Atmen, außer wenn ich esse, was ich rein in der Theorie auch nicht muss."
"Dafür, dass du das nicht musst, bist du aber erstaunlich oft damit beschäftigt dir derart große Mengen von Essen zwischen die Kiefer zu schieben, dass einem schon beim Zuschauen schlecht wird."
"Klappe Edres. Also, wir müssen Atmen, wenn wir Beschäftigungen der Lebenden..."
"Heißt das, dass du dieses bescheuerte Menschenessen gar nicht gebraucht hättest, das du so aufmöpsig geklaut hast? Und Edres, wieso weißt du nicht, dass Geister nicht atmen müssen?"
"Halt deine verdammte Klappe Copper! Aaaaaaalsoooooo..."
"Ich war an dem Tag krank, als wir das in der Schule besprochen haben. Außerdem heißt das aufmüpfig und nicht aufmöpsig."
"Eeeeeedres! Ich dachte ich soll das erklären!"
"Ja, stimmt. Mach."
"Genau, hopp!"
"Sei leise Copper, keiner redet mit dir. Ich weiß nicht mal wieso du dabei bist also...", motzte Marianne und holte dramatisch Luft, "Geister müssen nicht atmen, es sei denn sie machen Sachen, die spezifisch zu den Lebenden gehören, wie essen."
"Du weißt was spezifisch heißt? Hätte ich dir gar nicht zugetraut.", ätzte Copper.
"Edres, schlag ihn bitte. AAAAALSO Wie ich gerade sagen wollte, bevor ich so arschig unterbrochen wurde: Atmen ist für Geister nur nötig wenn wir etwas anderes machen, das nicht für uns nötig ist, für lebendige Leute aber schon."

Edres sah aus, als hätte sie das ganze jetzt gerne aufgeschrieben um es für die nächste Klausur büffeln zu können. Sie nickte fasziniert. Copper wirkte weniger begeistert. "Was eine Ranze. Das klingt ja richtig blöd für euch Geister!", meinte er, leicht schadenfroh.
"Tja, dafür können wir uns unsichtbar machen und ihr könnt nicht mal lautlos laufen! Außerdem gibt es das Wort Ranze gar nicht. Stimmt doch, oder Edres."
"Ähm..."
"Nicht. Dein. Ernst."
"Naja..."
"Aber das klingt voll bescheuert."
"Tja, Pech gehabt Marianne! Um es mit deinen Worten zu sagen: In dein Gesicht."
"Ich habe in deine Visage gesagt."
"Ist doch das gleiche."
"Schlecht zitiert. Jetzt kann Edres dich gleich noch weniger ab."
"Ruhe ihr zwei!", rief die Erddämonin, "Ich versuche nachzudenken... Nun... Ich glaube das es Ranze in dem Sinn den Copper verwendet hat, also abgeleitet von ranzig, nicht gibt, aber..."
"Ha! Ich hatte recht. Bäm! Bei Malus und Malitia, ich bin so verdammt schlau!", kreischte Marianne.

"Wir gucken im Internet, da haben wir ja schon mal ein Handy.", moserte Copper und zog das Smartphone aus seiner Tasche. "Rück das raus! Das ist unseres! Das haben wir geklaut!", schrie Marianne und flitzte dem Metalldämon nach. Copper rannte davon und tippte aufgeregt auf dem Handy herum.
Er stolperte über Edres, die gerade Mariannes Waffeltüten aufsammelte.
Mehrere Ragenzgläser mit Grassträhnen von Edres Haaren und Haaren verschiedener Menschen von der Convention rollten über den Boden, während Copper mit einer Eleganz auf den Boden klatschte, die Mariannes bei ihrem tödlichen Treppensturtz gleich kam.
Das Handy rutschte aus seiner Hand und sofort stürzte Marianne sich darauf. "Ha! Da steht es! Ranze giebt es nur als umgangssprachliche Form von Ranzen. Das ist umgangssprachlich für Rucksack. Was ein Chaos..."
Niemand hörte Marianne zu, weil Edres zu sehr damit beschäftigt war Copper wegen der Ragenzgläser anzuschreien.

Der Metalldämon seinerseits versuchte die kleinen Gefäße möglichst schnell in seinen Taschen zu verstauen, um sie vor Edres zu retten. "Ich brauche das!", rief Copper.
"Tust du nicht.", brüllten die beiden Dämoninen gleichzeitig.
"Das ist wichtig! Für die Wissenschaft!"
"Ja klar! Das ich nicht lache."
"Das ist nur wichtig dafür, dass du Klon-Titten angaffen kannst!"
"Ihr versteht das nicht! Es geht nicht um mich."
"ACH JA? Um wen dann?"
"Um seinen Penis, Edres. Es geht nur um den."
"Es... es geht um den Vortschritt der Wissenschaft!", beklagte sich Copper.
Marianne fing an zu lachen und Edres holte gerade aus um dem Dämon eine zu wischen, als eine Stimme erklang: "Na, also den Fluch der Malitia kann man noch nicht feststellen, trotzdem dürftet ihr gar nicht hier sein und erst recht keine Sachen stehlen. Du musst endlich lernen was Verantwortung ist Marianne! Und Edres... wieso machst du da immer noch mit?"

Die drei jungen Dämonen wirbelten zu der Stimme herum. Neben der Eingangstür schwebte eine große, magere Frau in einem zerrissenen Kleid, das vielleicht einmal weiß gewesen war. Auf ihrem Kopf saß ein Diadem und ihre übergroßen, gelben Augen leuchten. Langsam drehte sie ein Stück Kreide in der Hand. Marianne schnappe nach Luft.
"L-l-luri!", stammelte sie. Der andere Geist nickte. "Ganz genau."
"WEG HIER!", brüllte Copper.
Auf der Stelle ergriffen die Drei die Flucht. Professorin Luris Kreide zischte  hinter ihnen her.

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