Marianne hatte sich bereits den dritten Milchshake hinter die Binde gekippt, als sie sich endlich bereit erklärte ein Portal in die Welt der Menschen zu öffnen. In Onur, der Stadt in Gloria, in welche sich die drei jungen Dämonen gerettet hatten, gab es kein öffentliches Portal nach Deutschland, erst recht nicht in der Nähe von Köln, dafür aber köstliche Imbissbuden. Marianne, Edres und Copper hatten also beschlossen, dass das Retten der Menschenkinder doch nicht so wichtig war und warten musste, bis man sich durch mindestens zwei solcher Imbissbuden hindurch gefressen hatte. Vor allem Mariannes Argument, dass die Menschen ihnen vermutlich auch nicht so schnell helfen würden, war sehr überzeugend. Und natürlich der stetige Geruch von frischen Milchshakes, leckerem Eis, und fettigem, duftendem Fast Food.
"Das reicht jetzt.", befahl Edres mit einem besorgten Blick in ihre Geldbörse, "Ihr fresst mir mein ganzes Geld weg!"
"Jup", stimmte Marianne zu, "Außerdem passen wir nicht mehr durch das Portal, wenn wir so weiter fressen. Wir werden einfach zu fett!"
"Sprich für dich selbst! Ich kann noch weiter essen!", entgegnete Copper und leckte sich seine fettigen Finger sauber.
"Traurig nur, und das Mister ich-kann-noch-weiter-essen kein eigenes Geld dabei hat! Los Marianne, mach dieses Portal! Das Menschen Mädchen hat solche Angst gehabt, sogar ihre Rechtschreibung war ganz durcheinander! Sie hat Hilfe mit einem i am Ende geschrieben, so gehört sich das doch nicht!", fuhr Edres dazwischen.
"Vielleiiiiiiiicht ist sie auch einfach nur extrem beschränkt... ich meine, ihre Freundin hat sie ja auch mit einem Haufen I's geschrieben. Vielleicht ist das ein Insider, oder so, zwischen Vollidioten eben.", lenkte Marianne ein und sah sich nach einem guten Platz um, um ihr Portal zu platzieren.Es brauchte einige Zeit, und eine Menge von Coppers Technikfähigkeiten, um herauszufinden wo genau die drei Dämonen eigentlich hin wollten, aber es gelang. Marianne konzentrierte sich, nutzte ihre Magie, warf sich einen Keks ein und ließ das leicht lila schimmernde Portal entstehen. Mit einem aufgedrehten Kichern huschte sie hindurch. Edres stieß höhnisch grinsend den Metalldämon vor sich durch das Portal, das hatte sie sich verdient nachdem sie sich so lange mit ihm hatte herumärgern müssen, und Schritt dann würdevoll ebenfalls hindurch.
Aus Edres' elegantem Schritt wurde ein peinliches Stolpern und die Dämonin schrie entsetzt auf, als sie fiel. Sie segelte alles andere als würdevoll durch die Luft und realisierte, dass Marianne wohl angenommen haben musste, dass das Krankenhaus einige Stockwerke höher war, als es wirklich war. Der Plan war es nämlich gewesen auf dem Dach des Gebäudes zu landen. Das tat Edres auch, naja also eigentlich landete sie auf Copper, der auf dem Dach gelandet war, aber eben nicht so, wie beabsichtigt. Marianne schwebte triumphierend, mit vor der Brust verschränkten Armen in der Luft und grinste wie ein Feldherr nach einem entscheidenden Sieg. "Tada! Wir sind genau da, wo wir hin wollten! Ihr dürft euch jetzt alle bei mir und meinen genialen magischen Fähigkeiten bedanken!", verkündete sie und flog einen Looping. "Ich bringe sie um.", murmelte Copper in Edres Haare.
"Untersteh' dich!", keifte diese, "Ich bin auf deinen harten Knien gelandet! Ich bringe sie um!""Waaaaas?", quiekte Marianne und flog schleunigst zu der Tür, die auf das Flachdach des Krankenhauses führte, "Wir müssen doch die Menschen retten!"
Wie besessen ruckelte das kleine Geistermädchen an dem Türgriff. Vergebens, die Tür war natürlich abgeschlossen. Langsam rappelte sich die beiden anderen Dämonen auf und liefen bedrohlich auf Marianne zu. "Miiiiiist! Komm schon! Geh auf!"
"MaRiAnNe! Du bist vielleicht meine beste Freundin, aber das wird dich nicht retten!"
"Ich kann dich sowieso nicht ausstehen, außerdem wird Edri dann vielleicht meine Beste Freundin.", kicherte Copper.
"Werde ich nicht. Und nenne mich NIE WIEDER Edri! Oder du fehlst!"
"Menno!"
"Vergiss es!"
"Leute, die Menschen! Ihr könnt eure grauenhaften und sicherlich absolut schmerzhaften Rachepläne doch umsetzen nachdem wir die Menschen gerettet haben!"Edres und Copper sahen sich an und zuckten mit den Schultern. Marianne nutzte die Zeit um ihre Geister-Fähigkeiten zu aktivieren und einfach durch die geschlossene Tür zu fliegen.
"Komm zurück, du Dreckstück!", schrie Edres und trat die Tür ein. Copper und sie stürmten in das Gebäude, Marianne hinterher.Marianne konnte ihre beiden Verfolger hören, die nicht gerade unauffällig durch die Gänge des Krankenhauses hinter ihr her polterten. Verdammt! Sie musste ganz dringend weg, die beiden waren schließlich die stärksten Dämonen die sie kannte. Mit denen wollte sie sich wirklich nicht anlegen. Vermutlich hätte Marianne sich sogar lieber auf einen Kampf mit Luri eingelassen. Obwohl... eigentlich nicht. Schließlich hatte Luri einen Kampf gegen die Häscherin überlebt! Mit so jemandem wollte sie sich wirklich nicht anlegen. Es gab sogar Gerüchte, dass Luri eine Chance gegen den Großkönig Schwefel gehabt hätte, auch wenn Marianne da ernsthafte Zweifel hegte. Das klang genauso unlogisch, wie die Gerüchte über eine Gruppe Schergen der Häscherin, die sich im Krieg bei einem Einsatz in Muspel auf die Seite der KRATS geschlagen hatten. Also ehrlich, selbst denen ihren Namen klangen total unlogisch, wer nannte sein Kind denn bitte auch Kalor oder Kixudi? Lächerlich! Als das in der Klausur abgefragt worden war hatte Marianne auf jeden Fall 'falsch' angekreuzt und sie war sich sicher, dass sie damit richtig gelegen hatte. Edres hatte 'richtig' gewählt, aber was wusste die olle Streberin schon? Per Edres, Marianne sollte wohl besser fliehen, bevor die wütende Erddämonin sie eingeholt hatte.
Marianne schlug einen Haken um eine Ecke und rauschte geradewegs in eine Horde wütender Rentner, die ihre Stöcke, Rollatoren und eingerollten Ausgaben der Bild-Zeitung bedrohlich schwenkten und offenbar etwas verfolgten, dass sie in ihrer Rentner-Ehre gekränkt hatte. Panisch flüchtete Marianne zurück in den Gang, aus dem sie gekommen war. Mit einem Haufen in die Tage gekommen Menschen wollte sie sich wirklich nicht anlegen. Die würden schließlich bald sterben und hatten nichts mehr zu verlieren! Bestimmt würden sie grauenhaft skrupellos kämpfen! "Ha! Da bist du!", schrie Edres triumphierend und zog einen wütenden Copper in Mariannes Richtung. "Ja, machen wir sie fertig! Und dann heiraten wir! Und dann bekommen wir zehn Kinder! Und wir ziehen in ein Haus am Waldrand mit einer Farm und so! Ich habe das alles schon geplant!", quietschte der Metalldämon und klammerte sich an Edres Arm. "Was?! Nein. Nein! NEIN! Wie kommst du denn darauf? Denk gar nicht daran! Was läuft falsch in deinem Hirn?", jammerte Edres und schüttelte Copper panisch von sich.
"D-d-die Menschen... Leute, kommt schon! Wir müssen denen helfen!", stammelte Marianne verzweifelt. "Genau!", meinte Edres, "Wir müssen den Menschen helfen. Lass deine dreckigen kleinen Griffel von mir, Copper."
"Jaaaa! Angriff! Los geht's, Horde!", schrie Marianne enthusiastisch.
"Wir... wir sind nur zu dritt...", merkte Copper nach alter Klugscheißermanier an.
"Drei zählen als Horde!", fauchte Marianne und flog mit Kampfgebrüll voran. Edres und Copper folgten ihr.
Bevor die beiden anderen es sich anders überlegen konnten riss Marianne eine Tür auf, Copper versuchte sich an Edres Bein fest zu klammern und alle drei purzeltn geradewegs durch die Tür. In dem Raum dahinter wurden sie von einer offenbar traumatisierten Tamara und einem Haufen kleiner Menschenkinder angestarrt. Dann brach das Chaos los.
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Dämonen im Chat
HumorWas passiert wenn zwei junge Dämoninen ein Smartphone... ausleihen? Wo das draufgängerische Geistermädchen Marianne ist, da sind zwei Dinge garantiert auch zu finden: ihre beste Freundin, die Erddämonin Edres, und ein totales Durcheinander. Als si...