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"Willst du mit mir ein bisschen herumlaufen?" 

"Gerne"

Wir spazierten durch den Wald, teilweise redent, teilweise schweigend. Es war seltsam; wir unterhielten uns so, als würden wir uns schon jahrelang kennen und auch die Stille, die durch unsere Schritte gefüllt wurde, schien angenehmer zu sein, als bei manch anderen Personen.

Die Temperaturen waren stark gesunken und so kam es, dass wir uns auf den Weg zurück machten - denn auch die Wolken sahen so aus, als würden sie bald platzen.

"Ah! Jetzt weiß ich warum du mir so bekannt vorkommst!", Jasons Augen strahlten und er klatschte laut in die Hände, " du warst im Fernsehen!" Verwirrt blieb ich stehen und zog meine Augenbrauen zusammen.

"Bitte was?", fragte ich, "Ich hätte jetzt erwartet, weil wir Mates sind-"

"Wenn dein Nachnahme 'Scailer' ist, dann warst du vor 7 Jahren im Fernsehen!"

Mein Herz machte einen Sprung und ich begann mich am Nacken zu kratzen. Meine Fingerspitzen waren kalt und ich bemerkte, wie sich eine Gänsehaut auf meiner Haut bildete. Seine grünen Augen sahen sanft in meine und seine Stimme erklang wieder: "Du warst doch im Gefängnis oder nicht?"

"Naja schon...", beschämt sah ich auf den Boden, " Mir wurde aber nicht gesagt, dass ich im Fernsehen war, haha. Ganz Ehrlich, ich wurde erst heute entlassen..."

Sein Hund kam mal wieder auf mich zugelaufen und stützte sich mit seinen Pfoten an meinen Schienbeinen ab. Die vorhin noch angenehme Stille wurde unangenehm und wir standen einfach so da; jeder gefangen in seinen eigenen Gedanken und Gefühlen. Dann sah ich wie er sein Handy rausholte, kurz darauf herumtippte und es mir schließlich entgegen hielt.

"Deine Nummer bitte!"

Meine Hand zitterte leicht, als ich meine Nummer eintippte, aber irgendwie füllte sich mein Oberkörper mit einer angenehmen Wärme. Trotz der Tatsache, dass ich im Gefängnis war, will mein Mate immer noch meine Nummer haben. Vielleicht werde ich noch Glück haben?

Im Nachhinein verabredeten wir uns wieder und als sich unsere Wege trennten, änderte sich nichts an meiner Stimmung oder der Wärme in meinem Herzen. Es war als hätte man ein Lagerfeuer in mir angezündet und es würde erst aufhören zu brennen, wenn man Wasser drüber kippen würde.

Zu Hause angekommen kramte ich meine Schlüssel hervor und schloss die hölzerne Tür auf. Das Licht war gedimmt und ich hörte meine Eltern in der Küche reden.

"Bist du dir sicher, Schatz?"

"Ja, er ist zu unfähig! Vielleicht sollten wir ihn doch herholen!"

"Edward!" 

Ein lautes Klappern ertönte während ich meine Schuhe auszog. Hat er sie geschlagen? Leise schlich ich mich an und lauschte hinter der Ecke zur Küche. Desto länger ich so da stand und zuhörte, desto klarer wurde mir, dass ein Vater nicht nur so schrecklich gewesen war zu mir, sondern auch zu meiner Mutter. Das schien dann auch der Grund gewesen sein, warum sie immer so still war, kaum das Haus verließ und ich sie selten bei Zärtlichkeiten erwischte - Es fühlte sich an, als wären sie nur zusammen um etwas aufrecht zu erhalten. Eine Lüge? Eine Beziehung?

"Edward, bitte! Lass es sein! Du weißt nicht, was du tust", rief sie wieder; die Stimme zitternd und ängstlich. Erst jetzt stieg mir der strenge Geruch von Alkohol in die Nase. Er hatte mal wieder getrunken... Aber so früh?

Es war nicht das erste Mal, dass mein Vater betrunken war. Schon als ich ein Kind war, war er ein Alkoholiker und obwohl es besser geworden war seit meiner Jugend, hatte er es doch nicht ganz aufgegeben. Trotzdem blieb es immer noch ein großes Rätsel warum er überhaupt mit dem Trinken angefangen hatte. Doch noch ein größeres Rätsel war mir, wen er mit 'ihn' meinte... Hatte ich etwa einen Bruder von welchem ich nichts wusste oder plante er mich zu töten? In diesem Moment kann ich nur sagen, dass ich weder wissen will ob ich einen Bruder habe oder ob ich dem Tod vermacht bin. 

"Elgona! Verschwinde mir aus den Augen!" Etwas aus Glas zersprang auf dem Boden. Meine Gedanken ratterten ins Unermessliche während ich schnelle Schritte wahrnahm und meine Erzeugerin an mir vorbei eilte, ohne mich auch nur zu bemerken.  Schließlich trat ich in die Küche und verzog mein Gesicht an dem noch stärkerem Geruch von Spiritus und Erbrochenem. Ohne meinen Vater zu beachten ( was eindeutig ein Fehler war ) öffnete ich das Fenster und achtete darauf nicht auf die Scherben zu treten. 

"Ich werde euch alle töten!"

Mein Herz machte einen Sprung und ich wich einem Glas knapp aus.  

"Was ?"  Während ich ich umdrehte hörte ich den Stuhl knarzen und wie eine weitere Flasche geöffnet wurde. Das Knacken des Glases unter seinen Füßen ließ mich aufsehen; die Augen gerötet, das Gesicht blas und der Gang unsicher. Nichtsdestotrotz waren seine Pupillen erbittert auf mich gerichtet. Behutsam trat ich nach hinten und führte den ehemaligen Alpha aus der Küche. Mir kam es so vor, als würde er bald ohnmächtig werden, und obwohl er es verdient hatte auf die Scherben zu fallen, damit sie sich schmerzhaft in seine Haut bohrten, war es mir lieber nicht den Krankenwagen rufen zu müssen. 

" Du bist so unnötig James! Wir hätten dich-"

Mit einem Mal lag er auf dem Boden. 

- abtreiben sollen...

Prisoner 013 (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt