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Das Vibrieren meines Handys wurde nicht weniger und ich starrte die unbekannte Nummer einige Sekunden an ehe ich genervt ranging.

"Endlich aus dem Gefängnis raus, was?" 

Selbst jetzt erkannte ich die Stimme wieder. Eigentlich hatte ich gedacht, ich hätte damit abgeschlossen, aber es sah wohl anders aus. Genervt legte ich auf und lieferte die letzte Bestellung des heutigen Tages aus. Dann klingelte mein Handy wieder und wieder und wieder. Schließlich ging ich ran und rief gereizt: " Was willst du Markus!?" Die Wut war kaum zu überhören und einige Außenstehende drehten sich zu mir um. 

"James?"

"Scheiße, Sorry Jason. Was gibt's?"  Mein Herzschlag beschleunigte und ich spürte wie sich meine Wangen vor Scham leicht rosig färbten. Gott, ich hätte einfach auf die Nummer schauen sollen...

"Ehm...Ich wollte fragen, ob du vorbeikommen willst! ", begann er, " Aber jetzt interessiert mich wer Markus ist." Es blieb einige Sekunden still - ich hatte keine Ahnung was ich sagen sollte. 

"Ich...", versuchte ich zu erklären unterbrach mich aber selber. Jason wusste schon, dass ich im Gefängnis war...aber trotzdem wollte ich nicht, dass er mehr von meiner Vergangenheit wusste. Ich schäme mich für meine Vergangenheit, ich schäme mich für die Person, die ich war und am besten wäre es, wenn er nicht wüsste, dass ich fast ein Mörder geworden bin. 

"Du musst nicht darüber reden, wenn du nicht willst"

Meine Stimmbänder waren wie gelähmt und trotzdem blieb es leise auf der anderen Leitung. Ich fühlte mich als wäre ich zum ersten Mal verliebt oder als wolle ich eine hübsche Person ansprechen. Es war als wollten keine Wörter meinen Mund verlassen...

"Ich bin gleich bei dir "

Der Scham wuchs in meinem Herzen heran wie ein kleines Kind mit guten Eltern...etwas was ich nie hatte. Es fühlte sich falsch an, nach Hilfe zu fragen - geschweige denn über Gefühle zu sprechen. Also tat ich es nicht.

 Kurz bevor ich vor Jasons Haustür stand, überlegte ich ob ich noch eine Rauchen sollte. Die Situation glich dem Krieg: Irgendwann musste einer nachgeben. Leise klopfte ich an die Tür der Wohnung und sofort erklang das bekannte Bellen. Bald darauf wurde auch schon die Tür geöffnet und mein Mate stand lächelnd vor mir. Seine braunen Augen sahen mich warm an und seine Haare waren noch nass vom Duschen. 

" Komm rein!", lächelte er und nahm meine Hand in seine. Bei Jason sah es sehr gemütlich aus und es war angenehm warm. Der Fernseher lief leise im Hintergrund und der sanfte Geruch von Tee stieg mir in die Nase.

"Schön hast du's hier", meinte ich während wir zum Wohnzimmer gingen. Coco, sein Hund, rannte uns hinterher und ließ sich hechelnd auf Boden nieder. Mir kam es so vor, als wäre alles nicht real. Ich sah auf meine Hände herab. Sie sahen so echt und doch so falsch aus. Von einer auf die andere Sekunde hatte ich das Gefühl nicht ich selbst zu sein - nicht zu existieren. Und vielleicht war das auch gut so! Wenn dies eine Reflektion meines Inneren war, könnte das auch so für immer weiter gehen...

"Was willst du machen?", fragte mein Mate, "Wir könnten einen Film schauen oder einfach gucken was im Fernsehen läuft..."

Eine unangenehme Stille legte sich zwischen uns und man konnte nur die Stimmen der Reality TV-Show war nehmen. Dann antwortete ich, wir sollten einfach einen Film schauen. Also vergingen einige Stunden in denen wir kuschelnd auf dem Sofa lagen und unsere volle Aufmerksamkeit dem Film widmeten. Welcher, war in diesem Moment irrelevant; Alles was ich wusste war, dass ich mich definitiv in Jason verliebt hatte und die Nähe, die ich verspürte, das schönste war, was ich je gespürt hatte. In meinem Bauch flogen Schmetterlinge herum und selbst als der Film zu Ende war kribbelte es noch immer in meiner Brust, dass es schon fast Schmerzte.

Liebe war das göttlichste und doch das schrecklichste was ich in meinem Leben erfahren hatte...

Als der Abspann des Filmes lief streckte ich mich ausgiebig und sah auf die Uhr. 21.13 Uhr... Es war höchste Zeit für mich nach Hause zu gehen. Unteranderem, weil ich keine Lust auf idiotische Fragen meines Erzeugers hatte noch den Braunhaarigen in irgendeiner Weise stören wollte.  Die Sonne war schon untergegangen, aber der Himmel war noch nicht ganz in ein dunkles navy getaucht. Einige Wolken zierten den Himmel und die Bäume wogen sich sanft im Wind. Endlich würde der Sommer enden.

"Ich glaub ich fahr jetzt nach Hause..."

"Willst du nicht über Nacht bleiben?"

"Wenn's nicht stört" Ein leichtes lächeln bildete sich auf meinen Lippen. Die Wärme in meiner Brust fühlte sich wie ein Lagerfeuer an. 

"Natürlich nicht!"

Prisoner 013 (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt