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Zum ersten Mal in meinem Leben nahm ich eine Zigarette in meine Hand und zündete sie an.  Es waren einige Minuten vergangen nachdem ich gesagt hatte, das ich etwas frische Luft brauche und war den ganzen Weg zu einem kleinen Kiosk gelaufen um das beruhigende Gift zu kaufen. Wenn ich mich nicht irre, sollte ich bald wieder reingehen, bevor Jason oder Jack noch auf die Idee kommen würden mich zu suchen.  Außerdem sah es so aus, als würde es bald regnen - vielleicht würde auch das letzte Gewitter des Jahres anbrechen. 

Nachdem ich noch einige Züge genommen hatte, zertrat ich die Zigarette auf dem Boden und versteckte die Schachtel sowie das Feuerzeug in meiner Jackentasche. Irgendwie begann ich ein neues Versteckspiel. Obwohl etwa 28 Prozent der Bevölkerung rauchen, fühlte es sich spannend an so eine einfache Tätigkeit zu verstecken.  Rauchen ist nichts Neues; Rauchen ist nichts Ungewöhnliches - und trotzdem wird man schief angestarrt, da man seine Lebenszeit freiwillig verkürzt. 

Wieder im Restaurant, sah ich wie Jack irgendetwas aufgeregt meinem Mate erzählte und sich vor Lachen kaum zurück halten konnte.  Möglicherweise wäre es doch besser gewesen, wenn ich noch einige Minuten draußen verbracht hätte. Vorsichtig setzte ich mich wieder zu ihnen und hörte dem Gelaber von Jack zu, bis uns das Essen gebracht wurde. 

"Und wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?" 

Klischee

"Wir sind uns kurz nach dem Rudeltreffen über den Weg gelaufen. Hat Jason dir schon erzählt, dass er einen Hund hat?", antwortete ich leicht lächelnd. Innerlich spürte ich aber, dass meine Stimmung gekippt war. Zufrieden hörte ich dem neuen Gesprächsthema und vermied jede Situation, in der ich sprechen musste.  

"Wann wachst du auf?" "Was?" "Ich hab gefragt, wann du aufstehst. Du siehst Müde aus."

Wie schon einmal spielte sich die Konversation in seinem Kopf ab wie ein Ohrwurm von einem Lied, welches man schon zum tausendsten Mal im Radio gehört hatte. Es versetzte mich in ein Gefühl des Unwohlsein; wobei ich wahrscheinlich viel mehr in den Satz hineininterpretierte, als möglich war. Ich sollte aufstehen und nach Hause gehen...oder wenigsten frische Luft schnappen. Wieder. 

Noch einmal erhob ich mich und ging nach draußen. Diesmal stand ich an einer anderen Ecke aber ich tat genau das was ich vorhin getan hatte.

Zigarette anzünden. Einen Zug nehmen. Wieder einen Zug nehmen. 

Mein Blick war starr auf die Straße gerichtet aber nach jedem Mal ,in der die Zigarette meine Lippen berührte, fühlte ich mich ruhiger als die Sekunde davor.  Der Fakt, dass das Rauchen Lebensgefährliche Schäden hervorrufen konnte, geriet in den Hintergrund. Mit jeder vergehenden Sekunde wurde die Zigarette weniger und schon bald holte ich eine weitere aus der Schachtel, zündete sie an und rauchte weiter. 

Erst als ich mit der zweiten Zigarette fertig war bemerkte ich den Nieselregen und die fast pechschwarzen Wolken.  Wahrscheinlich lag ich mit meiner Theorie richtig und in einigen Minuten würde es ein letztes Mal Gewittern. Die Vorfreude machte sich in mir breit und ich ging schnell rein um zu bezahlen. "Es wird gleich regnen und ich hab noch etwas vor", war meine Begründung.  Jedoch spürte ich, dass sie wussten, dass ich teilweise log. Nichtsdestotrotz bezahlten wir und als ich endlich zu Hause war schrieb sofort meine Bewerbung und den Lebenslauf und schickte diese dann an die Pizzeria. Zu meinem erstaunen wurde ich angenommen.
Einige Stunden verbrachte ich nur im Auto, einige Stunden verbrachte ich die ganze Zeit hin und her zu fahren und wiederum einige Stunden, verbrachte ich den Job bereuend. Viele Unternehmen wollten keinen Ex-Insassen annehmen - vielleicht war das die einzige Arbeit, die ich als eine Person mit kriminellen Hintergrund bekommen würde. Normalerweise bekam ich Trinkgeld von den Kunden und die meisten schienen Stammkunden zu sein. 

"Tut mir leid, dass die Pizza so spät kommt" Eine halbe stunde zu spät "Heute ist sehr viel los" Nachdem ich der Person das Wechselgeld gegeben hatte düste ich schon zu meinem nächsten Ort. Heute hatte ich weder Lust auf das Angemeckert werden, noch hatten die Kunden Lust auf kaltes Essen - natürlich wollte ich auch keine Strafzettel bekommen, aber es ging nun mal nicht anders. Der kalte Wind schlug mir um die Ohren als ich wieder aus dem Auto stieg und in Richtung des Hauses eilte.

Dann klingelte mein Handy.

Prisoner 013 (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt