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"Warum bist du nicht rangegangen?!"

Es war acht Uhr morgens und ich hört mir eine Standpauke von Jack an, da es anscheinend unakzeptabel ist, dass ich seinen Anruf nicht angenommen hatte. Plötzlich hörte ich ihn seufzen.

"Hörst du mir überhaupt zu?"

"Nein", antwortete ich, "Ich hör mir doch keine Standpauke über meine Entscheidungen an." Der Griff um mein Handy wurde stärker und ich sah müde aus dem Fenster. "Wenn du mich nur anmeckerst, dann war es anscheinend nicht so wichtig!" Es lag schon einige Jahre zurück, dass Jack und ich uns mal so richtig gestritten hatten. Das war das erste Mal, dass es nah an einen Streit kam - natürlich war es meine Schuld. 

Jack schnaubte wütend: " Und wie es wichtig war! Die Mortus est dringen immer weiter auf unser Territorium und du kannst nicht mal mit dem Rudel reden ohne eine Hasswelle abzubekommen! Du bist kein richtiger Alpha!" Der Zorn in seiner Stimme war brutal kombiniert mit den Worten , die seine Stimmbänder produzierten.  Ich wusste selbst, dass ich kein guter Alpha war, aber es von einer anderen Person zu hören, setzte mir wirklich zu. 

"Wie weit sind sie vorgedrungen?"

"Wirst du ernsthaft alles ignorieren was ich sage ?! James! Du denkst, du kriegst das alles irgendwie hin und dein Vater wird stolz auf dich sein, aber nicht so! Nicht mit diesem Seelenverwandten, nicht mit diesem Rudel...Nicht mit diesem Leben!" Die Worte hallten in mir wieder,  als wäre ich eine verlassene Kirche - als wäre all das Gute in mir verschwunden. Doch so sehr wie diese Worte auch wehtaten, Jack würde selbst im Streit nie so etwas zu mir sagen. Ein mulmiges Gefühl wuchs in meinem Bauch heran und ich erhob mich um mir ein Glas Wasser zu holen. 

"Verdammt, Ja-" ein lautes Piepen durchzog die Leitung und bevor ich noch etwas sagen konnte, hatte Jack aufgelegt und mich in kompletter Dunkelheit zurück gelassen. Ich ließ meine Hand sinken und füllte mir ein Glas mit Wasser ein. Auch nachdem ich einige Minuten nur still dagesessen hatte, wusste ich nicht was ich tun sollte. Mein Kopf war leer und egal wie sehr ich mich anstrengte, mir fiel keine brauchbare Idee ein. 

Normalerweise würde ich mich auf die Arbeit vorbereiten, aber  es war Sonntag und damit konnte ich nichts besseres tun als den ganzen Tag zu Hause zu verbringen. Jason schlief noch - falls er von mir nicht aufgeweckt wurde. In mir rannten meine Gedanken umher, als wäre irgendwo eine Spinne. Für mich ergab es keinen Sinn, dass Jack so wütend gewesen war über einen verpassten Anruf. 

Mein Leben fühlte sich momentan an, wie ein Glücksrad, welches zu schnell gedreht wurde und immer und immer wieder auf etwas Schlechtem landete. Sogar meine Gedanken kamen mir über dramatisiert vor.

"Schon wach?", gähnte jemand an der Tür. Meine Faust hatte ich geballt und war leicht zusammen gezuckt. "Ja", antwortete ich, "Ich muss nochmal kurz los" Bevor ich überhaupt begriffen hatte, was ich gesagt hatte, war ich schon in unser Schlafzimmer geeilt um mich umzuziehen. Jason folgte mir verschlafen und verwirrt. Seine Augen musterten mich als wäre ich verrückt und auf dem Weg um jemanden umzubringen.

"Wohin denn?"

" Wie 'wohin'- Oh! In den Wald, es geht ums Rudel!" 

Mein Herz raste in meiner Brust wie ein Auto bei einem Rennen. Ich war aufgeregt, brauchte Zeit für mich, wollte aber auch einfach nur in den Armen meines Partners liegen, als wäre die Zeit stehen geblieben und wir die einzigen Menschen auf der Welt - ohne Stress und Streit. 

Draußen war es kalt. Mein Atem stieg in kleinen Wölkchen in die Luft und ich rannte in Richtung Wald. Man könnte denken ich wäre ein lebensmüder Jogger, da ich ohne Jacke draußen war, aber das war mir herzlichst egal. Ich wollte wissen war auf meinem Territorium vor sich ging und egal wie kindisch es auch war, ich wollte, dass alles ein Ende nahm. 

Der kühle Geruch von Erde stieg mir in die Nase als ich mich langsam der Grenze näherte und meinen Blick durch die Bäume schweifen ließ. In der Ferne nahm ich Vogelgezwitscher war, aber der starke Geruch von Mortus est ließ mich nicht in Ruhe. Jack hatte Recht. Sie waren weit vorgedrungen...zu weit. Doch da bannte sich auch schon die nächste Frage auf: Warum? Wir hatten in Frieden mit ihnen gelebt. Sogar als mein Vater noch ein Kind war, gab es selten Auseinandersetzungen... Also warum gerade jetzt? 

In meinen  Gedanken verloren lief ich an der Grenze entlang. Vorsichtig grübelte ich nach einer Lösung, einem Grund! Aber nichts kam mir in den Sinn. Ich wusste nicht warum... Nach einer halben Stunde des Herumlaufens schien die Kälte meinen Körper zu Betäuben, also machte ich mich auf den Weg nach Hause - Außerdem schuldete ich Jason noch eine Erklärung. 

Doch dann hatte ich eine Idee wer es sein könnte.




Prisoner 013 (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt