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Ich schlug meine Augen auf und sah um mich. Ein leichter Schweißfilm lag auf mir und meine Lunge füllte sich nur mit Mühe mit Luft. Es dauerte eine Weile bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten - dann erkannte ich auch wo ich war. Mein ganzer Körper zitterte leicht und obwohl ich weiter schlafen wollte, kam es mir so vor, als würde etwas meine Augen offen halten, als würde mich etwas beobachten. Leise sah ich mir die digitalen Ziffern auf meinem Handy an. Trotzdem verstand ich sie erst nach einigen Sekunden.

04.13

Ein lautloses Seufzen verließ meine Lippen und ich drehte mich wieder zu Jason. Sorgsam schloss ich ihn in meine Arme und genoss die Wärme, die sein Körper ausstrahlte.  Als dann endlich Morgen war, wollte einfach nur schlafen. Den ganzen Tag nichts anderes tun als da zu liegen und nichts zu tun. Ich hatte mich schon krank geschrieben und als Begründung genannt, mir die Grippe eingefangen zu haben - Jason hatte ich erzählt ich hätte frei. In gewisser Weise hasste ich es zu lügen und doch schien mein ganzes Leben darauf zu beruhen... Trotzdem verletzte ich durch diese Lügen keinen den ich liebte, dafür zerrissen sie mich von innen - denn mit jedem Tag wuchs das Verlangen sie aufzudecken mit der Angst, sie alle dadurch zu verlieren, an.

Bald würde es Mittag sein und das Einzige was ich den ganzen Tag getan hätte war an die Wand zu starren und jegliche Versuchung aufzustehen aufzugeben.  Nicht mal zum Essen war ich aufgestanden, aber geschlafen hatte ich auch nicht. Ich hatte den halben Tag verschwendet und wenn Jason wieder zurück kommen würde, hätte ich nichts getan außer in einer Zelle aus meinen Gedanken zu sitzen. Mal wieder hörte ich Jasons Hund an der Haustür wimmern und schlussfolgerte, dass sie raus wolle. Das wäre dann meine Gelegenheit mich endlich zu bewegen...  

Zögerlich erhob ich mich also und zog mir schnell etwas bequemes an ehe ich meine Zähne putzte und die Wohnung gemeinsam mit Coco verließ. Ein kalter Wind wehte mir um die Ohren und ich vergrub meine Hände in meiner Jacke. Da mit die Kälte trotzdem bis in die Knochen ging entschied ich mich für einen schnellen Spaziergang durch den Wald. Zudem war das Wetter schön - die Sonne schien hell und der Himmel war klar...etwas zu hell und etwas zu klar...

Trotzdem machte ich den Spaziergang mit Coco und sah auf sie herab, wie sie fröhlich mit ihrem Schwanz wedelte und an jedem Baum roch an dem wir vorbeigingen. Schließlich entschied ich mich dafür mich etwas auf die ruhige Atmosphäre des Waldes einzulassen und schloss meine Augen für einen Moment. Das leise Rascheln der Blätter, das Plätschern des Wasser und das leise Zwitschern der Vögel beförderten mich als Einzige in einen Zustand der Ruhe, wie ich ihn schon seit Tagen versuchte zu erreichen.  Vorsichtig stieg mir der Geruch vom Bevorstehendem Regen und nassem Holz in die Nase - ich genoss für einen Moment die Schönheit der Natur. Möglicherweise fühlte ich mich gerade so wie Autoren wahrscheinlich die Welt sahen: voller Schmerz und Trauer und doch voller Liebe - so als wäre die Erde die griechische Göttin der Schönheit und der Mensch die Person, die sich in die Göttin verliebte.

Ich öffnete meine Augen wieder und für eine Sekunde wollte ich nicht weitergehen bis ich mich fing und auf den Weg nach Hause machte.
Als Jason dann am Abend zum Essen kam unterhielten wir uns über alles. Doch ich hört meist nur zu... Es war einfach toll seiner Stimme zu lauschen - so als wäre die Welt noch heil...

"Schmeckts dir nicht?" Fragend sah er mich an und deutete auf meine kaum angerührtes Essen, was seltsam war. Ich war mir sicher, ich hätte etwas gegessen.

"Doch, doch!" Mir viel auf die Schnelle keine Ausrede ein. "Ich habs selber nicht bemerkt..." Wir sahen uns in die Augen und er musterte mich von oben bis unten. Ein Druck baute sich auf meiner Brust auf und mir wurde unwohl. Egal wer, egal wann... Ich hasste es wenn man mich anstarrte.

"Geht's dir gut?"
"Ja-"
"Sicher?"
"Ja-", ich seufzte und nahm seine Hand in meine, "Wenn was wäre, würde ich es dir sagen. Wenn du willst mach ich dir gleich einen Tee, dann kannst du dich ausruhen..."

Er nickte dankbar und wittmete sich wieder seinem Essen. Es schmeckte besser als das im Gefängnis und trotzdem war es so, als könnte ich nichts runter bekommen - als würde mit jedem Bissen mehr Essen auf meinem Teller erscheinen. Vielleicht aber, würde es garnicht erst weniger...

Während wir die Teller in die Spühlmaschine räumten spürte ich mein Handy in meiner Hosentasche vibrieren. Zögerlich griff ich nach ihm und lehnte den Anruf ab. War wahrscheinlich nichts wichtiges.

"Jason? Willst du was bestimmtes machen?", langsam bereitete ich den Tee vor.  Als ich nur ein 'Nein' zu hören bekam, wusste ich, dass wir auf der Couch Fernsehen würden und das war auch besser so.

Prisoner 013 (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt