Die Zeremonie fand so langsam ihr Ende. Trotz des Spätsommers war es angenehm warm und dank der prallen Sonne stach das prachtvolle Weiß von Francescas Kleid stärker hervor als die Blumen oder die atemberaubende Kulisse. Abwartend beobachtete ich wie mein bester Freund seiner Frau den Ehering ansteckte und kaum sein Lächeln verstecken konnte.
"Und nimmst du Francesca, Jack zu deinem treuen Ehemann? Wirst du ihn lieben in Guten wie in Schlechten Zeiten? In Gesundheit und in Krankheit sowie in Liebe und in Kummer? So antworten Sie jetzt mit 'Ich will'"
Francesca sah Jack liebevoll in die Augen und steckte ihm den Ring an, nachdem sie geantwortet hatte.
"Mit der Kraft des mir verliehenen Amtes erkläre ich sie nun zu Mann und Frau. Sie dürfen die Braut jetzt küssen."
Der Rest des Tages verlief traumhaft. Das Essen war besser als ich es erwartet hatte und wir feierten bis tief in die Nacht hinein. Der Mond stand hoch am Nachthimmel als ich mit dem Wagen meiner Eltern nach Hause fuhr - Ich war mir sicher, sie würden eine Mitfahrgelegenheit finden und wenn nicht kann ich ja auch nichts dafür. Es war ruhig auf den Straßen, selbst die Ampeln schienen mir zu Gute zu sein, in dieser Nacht.
Wie war die Hochzeit?
Die Nachricht blinkte auf meinem Bildschirm auf und ich las sie vorsichtig. Natürlich sollte man nicht am Handy sein während man fährt; genauso wenig sollte man Alkohol getrunken haben. Deswegen sah ich ob mir irgendwelche Autos entgegen kamen ehe ich antwortete.
Interessant, hätte nicht gedacht, dass das Essen so gut wird
Den Fakt, dass ich immer noch in einem Auto saß, behielt ich im Hinterkopf und konzentrierte mich darauf mit einer Hand zu tippen, was schwerer war als ich dachte. Dennoch war ich froh, als ich beinahe fehlerfrei antworten konnte.
Wo bist du gerade?
Auf dem Weg nach Hause , antwortete ich und fügte noch ein 'Warum' hinzu. Während ich auf seine Antwort wartete, sah ich kurz auf die Straße und versicherte mir, dass ich noch nicht von der Straße abgekommen war. Dann las ich das Geantwortete.
Mit Handy am Steuer?
Ne
Noch bevor ich überhaupt realisieren konnte was geschehen war, hallte das Quietschen meiner Reifen in meinen Ohren wieder und ich spürte wie sich der Gurt um meinen Brustkorb anspannte - dann bemerkte ich die Laterne vor mir. Mit Herzrasen stieg ich aus und sah mir den Schaden an... Eine große Delle zierte die Motorhaube und das linke Licht war zertrümmert. Ich atmete tief aus und legte meine Hand auf meinen Nacken.
Mein Vater wird mich umbringen...
"Scheiße...", flüsterte ich und fuhr mit mit meinen Fingerspitzen über die Delle. Die Angst schlich sich an mich ran, wie ein Löwe an eine Gazelle - langsam und bedrohlich. Mir kam keine schnelle Lösung in den Sinn. Es könnte an meinem angetrunkenem Zustand liegen oder an meinem schockierten Verstand; Dennoch stand fest, dass ich das Auto verstecken musste bevor es mein Erzeuger sehen würde. Vielleicht könnte ich aber noch aus Deutschland verschwinden bevor er die Chance hätte mich zu Verdächtigen.
Nervös stieg ich wieder in den Fahrersitz und griff wieder nach meinem Handy.
Dachte wir könnten uns morgen treffen
?
Aufgewühlt starrte ich das Fragezeichen an und startete wieder den Motor. Das Tippen fiel mir in diesem Zustand sogar noch schwerer als Einhändig.
Ja, geht bei dir um 13 Uhr ?
Ja :D
Zu Hause angekommen war es schon kurz nach eins weswegen ich mich ohne Weiteres sofort in mein Bett legte um endlich einzuschlafen.
"James Mason Scailer!"
Ich riss meine Augen auf und erhob mich schnell als ich hörte wie meine Tür aufging. Wann auch immer mein äußerst peinlicher Zweitname fällt, heißt nichts Gutes. Die Sonne war schon längst aufgegangen und als ich auf die Uhr sah war es erst kurz nach 8. Die Zeit in der mein Vater zur Arbeit geht. Er stand vor mir. Seine Hand war erhoben und seine Augen wütend auf mich gerichtet. Wir hatten uns schon so oft gestritten, dass ich kotzen könnte. Es verging kein Tag, an welchem er mich nicht anschrie - und das nervte gewaltig.
"Was? " Log ich mal wieder. Mir war natürlich klar, dass es um sein Auto ging. Trotzdem war mein erster Instinkt zu lügen, was aber auch das einzige war, was ich mir in diesem Moment zumuten konnte. Erst aufgewacht, Kopfschmerzen nach dem Alkohol vom Tag davor... Da sollte man wirklich nicht allzu kompliziert nachdenken. Vor allem nicht, wenn man schon eine Truhe mit Lügen in seinem Kopf angelegt hatte und den Schlüssel nicht sehr gut versteckt hielt.
"Du weißt genau was! Lüg mich nicht an!"
Seine Handfläche traf auf mein Gesicht und hinterließ einen brennenden Schmerz.
"Anscheinend nicht!", ich hielt mir meine Wange, " Warum musst du mich auch sofort schlagen?" Das Gefühl kann mir auf, dass er wusste, dass ich log und mich deswegen noch einmal Schlug.
"Was ist denn passiert?!"
"Sag du's mir! Das Auto ist im Arsch!"
Überrascht trat ich nach hinten und sprach eine Unwahrheit nach der anderen aus: "Das Auto? Was ist damit?"
Meine Augen tränten leicht, doch der Krieg aus Worten schien nicht zu Enden bis meine Faust auf seine Nase traf und ich aus meinem Zimmer stürmte um endlich dieser negativen Energie zu entkommen. Immerhin hatte ich heute noch ein Treffen...
Im Nachhinein zog ich mich an und sah mir in der Zeitung Jobangebote an während ich auf Jason wartete. Die meisten Anzeigen waren von Schulen, Kindergärten oder von Unternehmen, die Putzkräfte oder Sekretäre brauchten - da ich aber weder ein Studium hatte noch mit Kindern oder Dokumenten umgehen konnte, schrieb ich mir die Nummer eines Pizzadienstes auf. Möglicherweise gibt es dort Mitarbeiterrabatt.
Jedenfalls wollte Jack auch noch vorbeikommen, also nahm ich die Chance ihm gleich Jason vorzustellen. Es vergingen noch einige Minuten bis Jason eintraf und während wir uns übertrieben verliebt unterhielt kam auch endlich Jack; 15 Minuten zu spät.
"Das ist Jack ", erklärte ich schließlich, "Jack, das ist Jason"
Sie sahen sich einige Sekunden an ehe wir uns unterhielten und sogar etwas zu Essen bestellten.
"Wann wachst du auf?"
"Was?", ich drehte mich verwirrt zu meinem besten Freund um und spürte den pulsierenden Herzschlag in meinen Ohren. Es war, als würde mir mein Verstand einen Streich spielen, einer nach dem anderen, wie als man noch ein Kind war am ersten April. Jedoch unterschied sich dieser Streich darin, dass ich nicht wusste, ob es ein Streich war oder nicht.
"Ich hab gefragt, wann du aufstehst. Du siehst Müde aus."
DU LIEST GERADE
Prisoner 013 (bxb)
WerewolfFORTSETZUNG HOCHGELADEN James Scailer kommt mit 19 Jahren ins Gefängnis und verbringt dort die schlimmsten Jahre seines Lebens. Er hat einen großen Anteil seiner Freude verloren, bis er ihn trifft; DISCLAIMER Ich habe diese Story schon mal hochgelad...