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Weitere zwei Monate  später

Selbst nach zwei Monaten konnte ich nicht aufhören, an die Worte meines Vaters zu denken. Mittlerweile war es zwar erträglicher geworden, an das zu  denken, was er gesagt hatte, dennoch wusste ich nicht genau, was ich mit dieser Information anstellen sollte. Sogar nach zwei Jahren hatte sich die Bedeutung des Satzes nicht geändert - ich war immer noch ungewollt und gehasst von ihm und seit jenem Tag, hatte ich auch nicht wieder mit meinem Vater gesprochen.

"Sag mal James, hörst du mir überhaupt zu?" , fragte Jack vom anderen Ende der Leitung.

"Tut mir leid, ich war kurz weg ", lachte ich peinlich berührt. In letzter Zeit geschah es mir wirklich oft, dass ich in meinen Gedanken abschweifte. Wahrscheinlich hatte das etwas damit zu tun, dass ich wieder schlechter schlief als sonst, aber es war  höchstwahrscheinlich sowieso nichts ernstes.

" Also, wie gesagt, hab ich meine Mate gefunden! Willst du mal mit Francesca reden?"

"Ne, ich glaube ich passe, aber Glückwunsch! Wir haben nur noch ein paar Minuten..."

Jack blieb für einige Sekunden leise und man konnte ihn leicht flüstern hören.  Mein bester Freund verschwieg mir eindeutig etwas.

"Ok ok! Hör gut zu! ", erklärte er, "Ich habe mit deinem Anwalt gesprochen uuuund wir haben einen Antrag gestellt, damit du früher aus dem Gefängnis kommst! "

" Bitte was?!" Ich wusste nicht, ob ich mich freuen oder weinen sollte. Der Richter würde den Antrag ohnehin ablehnen. Es war so, als würde mich das Gesetz hassen.

"Freust du dich nicht?" , seine Stimme war in Schwermut getränkt.

"Doch! Ich bin nur schockiert... Denkst du das kla-"

Eine Hand auf meiner Hand signalisierte mir, dass es Zeit war aufzulegen.

"Wir müssen aufhören... Viel Glück dir und Francesca!"

Schlussendlich wurde ich zurück zu meiner Zelle geführt, wo ich mal wieder nichts besseres zu tun hatte als jämmerlich an die Wand zu starren und die Gedanken in meinem Kopf zu bekämpfen.  Eine tiefe Leere befand sich in meiner Brust, die nur mit einem gefüllt werden konnte; mit Liebe. Es klang so kitschig und war so ein großes Klischee, aber mein ganzer Körper sehnte sich nach Liebe und Zuneigung, dass, auch wenn ich die meiste Zeit allein war, es sich beschämend anfühlte und falsch - so als würde ich es nicht verdienen irgendeine Form der Güte zu erhalten.

In meinen Augen sammelten sich immer mehr Tränen, die meine Sicht verwischten und gleich darauf meine Wangen hinab liefen. Dieses Gefühl von Hoffnungslosigkeit lag auf meinem Oberkörper wie Nebel auf einem Wald und das tiefe Gefühl von Melancholie hatte sich schon tief in meine Seele gebrannt. Deswegen würde es dem Anschein nach lange dauern, um wieder mein altes Ich zu werden. Plötzlich hörte ich wie in meinen Nachbarszellen die Wasserhähne angemacht wurden und schon bald überfluteten sie wieder den Flur... dabei war aber etwas anders.

Mühsam trocknete ich meine Tränen und sah durch das Fenster in meiner Tür, um zu wissen was vor sich ging. Tatsächlich war eine der Stahltüren einen Spalt weit offen. Ohne Zweifel:

Heute würde jemand sterben...

Es dauerte nicht lange bis die Beamten aufkreuzten um das Chaos zu beseitigen. Daraufhin wurden die Anderen aber nur lauter und machten sich darüber lustig, wie die Beamten versuchten die Überflutung zu stoppen. Und es nervte... Warum konnten sie es einfach nicht lassen? Nur weil jemand einen Aufstand anfing heißt es nicht, dass die Haftstrafe dadurch verkürzt werden würde. Oft wurde sie verlängert und genau das war der Grund warum ich da nicht mitmachte.

Schon seit ich hier war hatte ich Heimweh. Nicht einmal die ganze Ablenkung machte es besser. Das Einzige, wonach ich mich sehnte, war mein altes Leben und was ich mir am meisten wünschte war mein Haus zurück. Der Wunsch nach meinem Zuhause zerriss mich von innen; sowie der Wunsch nach meinem Mate. Nach der Person, mit der ich mein ganzes Leben verbringen wollte...

Das Wasser ging allmählich zurück trotzdem merkte keiner außer mir, wie 034 auf einen Beamten zuging und ihm das Messer durch die Kehle zog. Meine Augen weiteten sich schockiert, während das Blut sich auf den Boden verteilte und der leblose Körper des Beamten auf den Boden fiel.

Fast gleichzeitig drehten sich die anderen Beamten um und nahmen 034 fest ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.  Trotzdem waren meine Augen wie festgeklebt an der Leiche und das Gefühl er Übelkeit war leichter zu ignorieren als die laute, hallende Psycho-Lache von 034. Auch Minuten danach konnte ich das Bild und die Lache vor meinem inneren Auge sehen und hören. An sich habe ich Horrorfilme schon immer gemocht und nie vor etwas Angst gehabt; aber jetzt hatte ich wirklich Panik davor in dieser Zelle zu sterben...Furcht vor einer Person, die mich umbringen könnte.

Unsicherheit um meine eigene Stärke zur Verteidigung.

Prisoner 013 (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt