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George POV.

Ich wachte durch den starken Griff meines Vaters an meiner Schulter auf und zuckte zusammen.
Er stand nah an meinem Bett und schrie mich wegen irgendetwas an, jedoch konnte ich kaum verstehen was genau er von mir wollte, da ich noch halb im Tiefschlaf war.
Das Gefühl der Müdigkeit verschwand jedoch sofort als er meine Schulter fester packte und mich halb aus dem Bett zog, nur um meinen Oberkörper Sekunden später auf dem Boden aufprallen zu lassen.

Mit einem schmerzvollen Stöhnen richtete ich mich wieder auf und setzte mich auf den Rand des Bettes, mein Vater erzählte mir irgendwas von einem sehr wichtigem Treffen und, dass ich mich dementsprechend vorzeigbar kleiden sollte; es würde in acht Stunden beginnen und wir bräuchten ungefähr 6,5 Stunden um dorthin zu gelangen.
Als Antwort nickte ich ihm einfach nur zu, was ihn endlich dazu brachte mein Zimmer zu verlassen.

Ich rieb mir immer noch müde die Augen und dachte zurück an den Traum, welchen ich hatte.
Es tat weh zu wissen, dass das Bild meiner Mutter und mir auf einer Bank im Park nicht echt war, auch wenn ich es mir vorstellte und davon träumte sie bei mir zu haben.
Ich stand auf und machte mich auf den Weg zum Badezimmer um zu versuchen diesen Traum zu ignorieren und zu vergessen, da er alte Erinnerungen hochbrachte.

Als ich dort angekommen war, schaute ich mit müden Augen in den Spiegel und lachte mich kurz selbst aus.
Es bräuchte echt viel Concealer um das zu kaschieren...
Mein Vater hätte an dieses Meeting denken sollen, bevor er mein Auge so verunstaltete.
Und warum hatte er das getan? Weil er mein Makeup gefunden hatte und nicht wollte, dass sein Sohn so etwas 'schwules' tat.
Irgendwie ironisch, dass er nun erwartete, dass ich die Verletzung mit genau dem abdeckte, was sein Grund war diese zu verursachen.

Mit einem Seufzen drehte ich den Wasserhahn auf die kälteste Stufe und wusch mir das Gesicht, während ich mir ein Wimmern unterdrücken musste, als ich versehentlich mit meinem Finger zu stark an das Auge fasste.
Durch das kühle Wasser verschwand meine restliche Müdigkeit innerhalb weniger Sekunden und ich richtete mich wieder auf um mein Gesicht zu trocken.

Während ich meine Morgen-Routine wieder einmal durchlief, dachte ich darüber nach was er wohl vor hatte.
Das letzte dieser Meetings endete in extremer Verwirrung und Chaos, ich wäre damals beinahe umgekommen, da man mich für wenige Sekunden als Geisel nahm, jedoch erschoss einer der Männer meines Vaters den Mann, der die Waffe gegen meine Schläfe drückte.

Mein Vater kümmerte sich damals aber nicht wirklich darum.
Ich wusste, dass er mich nicht liebte, er machte es mir natürlich täglich durch Schläge, Tritte und anderweitige Verletzungen deutlich.
Dennoch blieb ich bei ihm und tat das, was er von mir verlangte.
Ich wollte ihn nicht verlieren und hoffte tief in mir, dass er sich eventuell irgendwann ändern und mir Zuneigung zeigen würde, doch diese Vorstellung war nur ein Traum, welchen ich mir allein vorstellen und niemals wirklich erleben dürfte.

Nachdem ich komplett fertig war mich umzuziehen und mich auf den Tag vorzubereiten, stand ich vor dem Spiegel und musterte ich mich noch ein letztes Mal.
Meine Haare waren etwas durcheinander und sahen nicht perfekt aus, jedoch konnte ich sie nicht davon abhalten in alle Richtungen abzustehen.
Die blau-lila Färbung der Verletzung an meinem Auge war kaum mehr zu erkennen, es war nur ein wenig geschwollen, aber man würde dies nicht von weitem erkennen können.

Ich verließ das Badezimmer wieder und lief schnell die Treppe herunter zu meinem Vater, welcher bereits auf mich wartete und mich kurz so ansah als ob er mich dafür bestrafen wollen wollte, dass ich zu spät dran war, aber statt etwas zu tun ließ er es sein und wies mir ruhig an ihm zu folgen.

Während wir zu seinem Wagen gingen, lief er vor mir. Er hatte mir schon ziemlich früh klar gemacht, dass ich in der Öffentlichkeit so tun sollte, als gehörte ich nicht zu ihm. Anscheinend war ich einfach eine zu große Enttäuschung für ihn...

Es war fast immer so gewesen und würde vermutlich auch immer so bleiben, bis er einen Weg finden würde mich komplett aus seinem Leben zu schneiden. Ich wusste nicht ob ich mich auf diesen Moment freuen oder mich davor fürchten sollte, da er starke Aggressionen hatte und oft einfach nicht wusste was er mir antat wenn er wütend war.

Zumindest redete ich mir selbst genau dies jeden Tag ein.
Ich wusste selbst nicht warum ich versuchte an etwas fest zu halten, was vor einigen Jahren verschwand, jedoch musste ich es dennoch tun.
Es war für mich nicht möglich einzusehen, dass die Beziehung zwischen mir und meinem Vater verloren war.

Ich stieg in das weiße Fahrzeug ein und schnallte mich an, während mein Vater in den Fahrersitz stieg und dasselbe tat.
Er schaute mich kurz von der Seite aus an und schien mich zu mustern, ich erwiderte dies und betrachtete ihn.

Er trug einen schwarzen Anzug mit einem grauem Hemd unter dem Jackett, eine schwarze Hose, braune Leder Schuhe und eine ebenfalls braune Krawatte.
Seine braun-grauen Haare waren nach Hinten gerichtet und nur ein paar Strähnchen hingen in sein Gesicht.
Er hatte sich rasiert, weshalb sich sein normalerweise sichtbarer Bart nun nur noch durch schwer erkennbare Stoppeln zeigte.
Er sah mich durch blaue Augen an und schaute mit einem Seufzen zurück zur Straße als wir kurzen Blick Kontakt herstellten.

"Wir müssen nach Florida."

Er behielt seinen Blick auf der Straße, während er den Schlüssel drehte.
Ich starrte ihn mit zusammen gezogenen Augenbrauen an, jedoch wollte ich ihn nicht fragen weshalb das Meeting dort war oder warum ich überhaupt dorthin mitkommen musste.
Nach ein paar Sekunden wandte ich meinen Kopf zum Fenster um und schaute zu wie das Haus in welchem wir zur Zeit lebten langsam aber sicher aus meiner Sicht verschwand.

"Es ist ein wichtiger Deal mit einem alten Freund von mir.
Er hat eine Menge Waffen, welche wir gebrauchen könnten, und wir können die 10K minus vertragen."

"Können wir das wirklich? Vor paar Wochen hattest du jemandem 5000 geschuldet und du hattest nicht genug."

Er schien meine Antwort nicht zu mögen und schaute mich verächtlich aus dem Augenwinkel an, bevor er spöttisch lächelte und seine Aufmerksamkeit wieder auf die Straße richtete.

"Das ist nicht nur irgendein Typ mit 'ner Abhängigkeit, den wir über den Tisch ziehen können, George.
Das ist der Falke.
Und er findet seine Wege um Vereinbarungen einzugehen..."

Ich nickte nur und schaute weiter aus dem Fenster, bevor ich langsam meine Augen schloss und versuchte erneut einzuschlafen, da es noch ein langer Weg war und ich bis dahin noch ein wenig Erholung bekommen konnte.

Meine Hand lag an meiner Wange und ich stützte mich auf ihr ab.
Es war ein falsches, trügendes Gefühl, jedoch gab es mir Sicherheit.

So zu tun als ob es nicht meine Hand wäre, welche an meinem Gesicht lag.

So zu tun als ob es nicht mein Daumen wäre, der über meine Haut ging.

So zu tun als ob meine Mutter es tun würde, als ob sie mich trösten wolle, nachdem ich um sie trauerte,
als ob sie noch leben würde.

1166 W.

safe with me - dnf mafia FF (german)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt