Drawings

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''Yes, there's a scream inside that we all try to hide
We hold on so tight, but I don't wanna die, no''
''Bird Set Free'', Sia

''Dieser Arsch'', murmelte Asena, nachdem sie am nächsten Morgen aufgewacht war. Ihr Kopf dröhnte und sie wusste, dass das Niklaus' Verdienst war.

Nur durch reine Willenskraft schaffte sie es aufzustehen und auch nur, weil sie sauer war und nicht akzeptieren würde, dass der Vampir damit so einfach davon kam.

''Wie geht es dir?'', fragte da Rebekah. Asena hatte sie gar nicht bemerkt.

''Gut'', antwortete sie automatisch, verbesserte sich jedoch wieder, ''Na ja, bis auf die Kopfschmerzen. Dein Bruder ist wirklich ein Vollidiot.''

''Ich weiß'', seufzte sie, ''Ich hab dir Schmerztabletten besorgt.'' Sie reichte der Doppelgängerin die Tabletten und ein Glas Wasser.

''Danke. Ich glaube, die werde ich noch häufiger brauchen.'' Zwar mochte sie es nicht, Medikamente zu nehmen, weil sie davon müde wurde, aber im Moment war ihr das lieber, als wegen Schmerzen eingeschränkt zu sein. Sie konnte es sich nicht leisten, noch schwächer zu sein, als sie ohnehin bereits war.

Also nahm sie eine Tablette und trank einen Schluck, bevor sie fragte: ''Was habe ich verpasst? Und wieso hat es so lang gedauert, bis ihr im Wohnzimmer wart? Hat Niklaus euch etwas angetan?''

''Nur ein gebrochenes Genick, nichts Tragisches. Das bringt Vampire nicht um, aber es hat ihm die Zeit verschafft, dich anzugreifen. Aber es ist ja noch mal gutgegangen'', meinte die Vampirin, ''Niklaus ist vor Stunden in seinem Zimmer gegangen und seit dem ungewöhnlich ruhig. Wahrscheinlich malt er.''

''Moment, er malt?'' Asena fand das schwer zu glauben. Da klang es logischer, dass Vampire einen Genickbruch mal eben so wegstecken konnten.

''Ja, das hat er schon, seit wir Kinder waren. Und manchmal schnitzt er sogar Holzfiguren.'' Mit einem Lächeln erinnerte Rebekah sich an die Ritterfigur, die Nik ihr geschenkt hatte, als sie einmal Angst vor einem Gewitter gehabt hatte. Er hatte gesagt, der Ritter würde sie beschützen.

''Also das hätte ich echt nicht gedacht.''

Rebekah lachte. ''Nik ist vielleicht ein Arsch, aber er hat Talent, das kann man nicht abstreiten. Wenn er mal nicht da ist, können wir uns in sein Atelier schleichen, dann siehst du es selbst.''

''Denkst du, das ist eine gute Idee?'' Sie rieb sich den Kopf, der schon begann, weniger weh zu tun. Diese Tabletten wirkten echt schnell.

''Nicht wirklich. Aber er wird deshalb nicht völlig ausflippen. Und wenn wir es geschickt anstellen, wird er gar nicht merken, dass wir dort waren.''

''Wenn du meinst.'' Asena zuckte mit den Schultern. Klar, sie war neugierig, aber im Moment konnte sie nicht richtig denken, deshalb ließ sie es lieber gleich bleiben. Stattdessen meinte sie, dass sie kurz ins Bad gehen würde, denn sie wollte duschen. Außerdem hatte sie das Gefühl, ihr Make Up war verschmiert und das wäre nicht gut.

Glücklicherweise hatte sie sich geirrt, zumindest ein bisschen. Die Schminke war zwar verwischt, aber nicht so sehr, als dasss sie sich hätte Sorgen machen müssen. Sie sah noch völlig normal aus. Erleichtert seufzte sie und begann, das restliche Make Up wegzuwaschen. Sie würde gleich Frisches auftragen.

Erstmal zog sie sich jedoch aus und stieg unter die Dusche. Das warme Wasser tat gut und lenkte von dem Pochen in ihren Schläfen ab. Am liebsten würde sie nie wieder raus kommen. Nach einer Weile stellte sie den Strahl aber doch ab und wickelte sich in ein Handtuch. Mit einem weiteren trocknete sie ihre Haare ab bevor sie sie föhnte. Lufttrocknen wäre zwar besser, aber ihr war kalt und sie wollte nicht krank werden.

Nachdem sie die bereit gelegten Klamotten, eine olivgrüne Leggings und ein weites schwarzes Langarmshirt, angezogen hatte, schminkte sie sich. Sie war schon seit Jahren nicht ungeschminkt irgendwo hin gegangen und sie würde es auch nie tun. Niemals.

Ein kurzer prüfender Blick in den Spiegel und verließ das Bad, zufrieden mit ihrem Aussehen, wieder. Rebekah saß noch immer im Zimmer, blätterte jedoch nun Asenas Skizzen durch. Ein Hauch von Panik überkam die Doppelgängerin. Sie wurde immer nervös wenn andere Leute ihre Zeichnungen sahen, ohne dass sie selbst zu hundert Prozent zufrieden damit war.

Sie ging zu der Urvampirin und sah, dass diese sich gerade die Liste mit den Dingen anschaute, die Asena tun musste, um fliehen zu können. ''Hast du das geschrieben?'', fragte die Blonde.

''Ja'', antwortete Sena, ''Wieso?''

''Nur so. Es ist ungewöhnlich, dass jemand Runen lesen kann. Wo hast du das gelernt?''

''Ich hab es mir selbst beigebracht, und zwar aus genau dem Grund. Kannst du es auch lesen?''

''Natürlich'', meinte Rebekah als wäre es das selbstverständlichste der Welt, ''Ich bin tausend Jahre alt, und mein Vater war ein Wikinger. Da lernt man sowas. Nur mein Deutsch ist ein bisschen eingerostet, aber ich verstehe es.''

''Moment, bedeutet das, Niklaus kann es auch lesen?'', fragte Asena geschockt.

''Ich weiß nicht, wie es um sein Deutsch steht, aber ich denke schon, ja. Runen lesen kann er auf jeden Fall. Deshalb solltest du dir wirklich aufpassen, was du schreibst. Auch wenn dieser Plan wahrscheinlich veraltet ist.''

''Jap, den Plan hab ich gemacht, da war ich vielleicht zwei Tage hier. Aber du hast recht, wenn er versteht, was da steht, muss ich wirklich vorsichtiger sein.'' Entschlossen riss sie die Seite raus und zerfetzte das Papier bis nichts mehr übrig war, das man hätte entziffern können. Dann warf sie es in den Papierkorb.

''Wer ist eigentlich das Mädchen, das du gezeichnet hast?'', erkundigte Rebekah sich nun, ''Deine Schwester?''

Asena nickte zögerlich. Sie war sich unschlüssig, ob sie der Vampirin vertrauen konnte. Zwar hatte sie noch nichts getan, was bewies, dass sie vorhatte, sie zu verraten, aber sie vertraute den Leuten nicht sehr schnell. Eigentlich gar nicht. Und sie hatte nicht unbedingt vor, jetzt damit anzufangen. Aber wenn sie wollte, dass Rebekah und auch Elijah ihr halfen, würde sie es wohl zumindest versuchen müssen. Also rang sie sich ein Lächeln ab, das sogar fast echt aussah. ''Licia'', sagte sie, ''So heißt sie.''

''Sie ist noch ziemlich jung, oder?'', fragte die Vapirin weiter, ohne zu bemerken, dass Asena das Ganze widerstrebte, ''Sie sieht nicht älter aus als sieben.''

''Acht, eigentlich'', korrigierte die Doppelgängerin, ''Aber ja. Sie ist wirklich noch sehr jung. Wegen ihr will ich es unbedingt nach Hause schaffen.'' Den letzten Satz wollte sie eigentlich nicht laut sagen.

''Das ist verständlich'', stimmte Rebekah zu, ''Immerhin ist sie deine Schwester, das kann man nicht einfach vergessen.''

''Mhm'', machte Asena. Für sie war das Band zwischen Geschwistern schon immer das Stärkste gewesen, das es gab. Nichts hatte mehr Macht über einen als das. Es war gleichzeitig schön und beängstigend, denn nichts konnte einen mehr Verletzen als der Verlust einer Person, die einem so unglaublich wichtig war. Niemand sollte dieses Gefühl erleben müssen. Es war grauenvoll. Und die Doppelgängerin würde alles dafür tun, dass weder sie noch Licia es je wieder spüren mussten.

 Und die Doppelgängerin würde alles dafür tun, dass weder sie noch Licia es je wieder spüren mussten

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Stockholm Syndrome || Niklaus MikaelsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt