I'm Not Gonna Make It Alone

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"We all need that someone
Who gets you like no one else 
Right when you need it the most"
"Alone Pt. II", Alan Walker & Ava Max

Weder Niklaus noch Asena wussten genau, was in sie gefahren war, als sie sich nach einiger Zeit voneinander lösten. Was sie aber wussten, war, dass es ihnen gefallen hatte. Asena war zwar erst völlig perplex und überfordert gewesen, hatte den Kuss dann aber doch erwidert.

Für ein paar Augenblicke schauten die beiden sich nur an, geschockt von den Gefühlen, die sie gerade überrollt hatten. Da traf Zuneigung auf Unsicherheit und Verlangen auf Angst vor dem, was das gerade auslösen würde. Aber auch Überraschung spielte eine sehr große Rolle.

In dem Moment, in dem Asena sich entschlossen hatte, das unangenehme Schweigen zu brechen und den Mund aufmachte, rauschte der Vampir jedoch schon aus dem Raum und ließ sie allein mit ihren Gedanken zurück. Was zur Hölle war da gerade passiert? Völlig verdattert berührte sie eine Sekunde lang mit zwei Fingern ihren Mund und ließ sich aufs Sofa sinken. Sie hatte  sich das ganze doch nicht nur eingebildet, oder? Nein, es musste echt gewesen sein. Ihr fiel nur kein vernünftiger Grund ein, warum sie das getan hatte. Sie hatte ihren Mörder geküsst!

Verzweifelt vergrub sie ihr Gesicht in den Händen. Was sollte sie jetzt tun? Sie hatten jede Chance auf eine halbwegs normale Freundschaft zerstört. Wahrscheinlich würde Asena Niklaus nicht einmal mehr ansehen können, ohne dass es seltsam werden würde. ''Scheiße, scheiße, scheiße'', fluchte sie. Sie fühlte sich dumm und naiv. Was hatte sie sich davon überhaupt erhofft? Der Vampir würde sie deshalb ja nicht am Leben lassen. Sie hatte ihre letzte Zeit auf diesem Planeten nur noch tausend mal schlimmer gemacht.

"Okay Asena, reiß dich zusammen", murmelte sie, "Jetzt rumzujammern bringt auch nichts. Was würde Mia tun?" Ihre beste Freundin war schon immer besser in solchen Dingen gewesen. Wann immer die Doppelgängerin Probleme in Beziehungen hatte, war Miaka immer zur Stelle gewesen, egal ob es etwas heftiges war, wie damals, als sie mit ihrer Freundin Schluss gemacht hatte und es einen Zickenkrieg gab, der sich über Monate erstreckte, oder etwas ganz simples, wie als sie sich mit zehn in den Nachbarjungen verguckt hatte. Sicherlich wüsste sie auch jetzt, was zu tun war.

Sollte Asena ihr einfach schreiben? Klar, sie müsste einige Dinge auslassen, aber vielleicht hatte Mia trotzdem eine Idee, was jetzt zu tun war. Hoffnungsvoll stand die Doppelgängerin auf und lief in ihr Zimmer. Dort angekommen holte sie ihr Handy aus der Schublade, in der sie es aufbewahrte, seit Niklaus es ihr zurückgegeben hatte. Bisher hatte sie jedoch nicht den Mut dazu aufbringen können, ihren Freunden und ihrer Familie auf die vielen besorgten Nachrichten zu antworten.

"Hi", schrieb sie an Mia. Beinahe sofort kam die Antwort.

"Asena Walker. Bist das wirklich du?"

"Ja, wer sollte ich sonst sein?" Sie musste lächeln. Schon allein diese eine Nachricht brachte so viele schöne Erinnerungen an die kleine Teufelin zurück. Mia konnte nämlich ein richtiges Miststück sein und ganz sicher würde sie sich jetzt einige fiese Bemerkungen anhören müssen.

"Weiß ich nicht. Ein Perverser, der dein Handy geklaut und dich umgebracht hat, vielleicht? Ich dachte du wärst tot!"

"Nope, ich lebe noch." Es war schrecklich, dass sie das "noch" schreiben musste, doch sie wollte nicht lügen. Wahrscheinlich würde Mia es eh nicht bemerken.

"Du hast doch keinen Ärger, oder? Ist irgendwas passiert?"

"Ehrlich gesagt, ist schon etwas los. Es geht um einen Kerl."

Stockholm Syndrome || Niklaus MikaelsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt