Hurting

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"My head is spinning
You make me feel insane"
"I Scare Myself", Beth Crowley

Am nächsten Mittag saßen Asena und Niklaus gemeinsam im Wohnzimmer. Sie beide waren noch immer verwundert über das, was gestern passiert war, doch dieses Gefühl wollten sie nie mehr vergessen.

Asena hatte noch die halbe Nacht wach gelegen und sich den Kopf darüber zerbrochen, wie es weiter gehen konnte, doch sie war auf keine Lösung gekommen. Nur eine Sache hatte sie festgestellt. Dieses seltsame, wunderbare, neue Gefühl musste absoluter Frieden gewesen sein. Etwas anderes konnte sie sich gar nicht vorstellen. Und wenn das nach dem Tod auf sie wartete, hatte sie keine Angst mehr zu sterben. Denn daran, dass Menschen Frieden finden konnten, hatte sie schon immer fest geglaubt. Das Einzige, was ihr noch Angst machte, war das Sterben selbst. Ob es wohl sehr weh tun würde?

"Liebes, bist du da?", fragte Niklaus plötzlich und wedelte mit seiner Hand vor Asenas Gesicht herum.

Die Doppelgängerin fuhr zusammen. "Was? Ja, bin ich. Was hast du gesagt?" Sie hasste es, wenn ihr sowas passierte. Dieses Ausblenden der Realität war schon immer in den unpassendsten Momenten geschehen. Egal ob bei wichtigen Klausuren oder, wie jetzt, mitten in einem Gespräch. Es war immer das gleiche Muster. Sie hörte ganz normal zu, oder dachte nach und plötzlich war sie weg. Manchmal vergingen Stunden, bis sie wieder aus diesem Zustand gerissen wurde.

"Ich habe gefragt, woran du denkst. Du wirkst so abwesend", wiederholte Niklaus, "Ist alles in Ordnung?"

Es war seltsam, dass er sich nach ihrem Wohlbefinden erkundigte. "Mir geht's gut, es ist nichts Wichtiges", winkte sie ab. Es war kein Grund, jetzt schwach auszusehen und zu sagen, woran sie dachte. Es war eine dämliche Frage. Natürlich würde der Tod weh tun, immerhin würde sie gebissen werden. Hoffentlich ging es wenigstens schnell.

"Du lügst", stellte er fest, "Dein Herzschlag ist schneller als normal und du versuchst, dich zu beruhigen, deshalb spielst du mit deiner Haarsträhne. Also, was ist los?"

Asena ließ die Strähne fallen, die sie um den Finger gewickelt hatte. Sie hatte das gar nicht bemerkt. "Es ist nichts", sagte sie erneut.

"Asena, Liebes, bitte. Sag mir, saß los ist, vielleicht kann ich dir helfen." Er blickte ihr so tief in die Augen, dass Asena wegschauen musste. Sie wollte nicht sagen, was los war. Sie fühlte sich dumm.

Niklaus jedoch versuchte weiterhin, sie zu überreden, es zu tun. "Du bist schon den ganzen Tag mit den Gedanken woanders. Sag mir doch einfach, was dich beschäftigt. Du kannst nicht mit allem allein klar kommen."

"Ich versuche gar nicht, mit allem allein klarzukommen", widersprach die Doppelgängerin.

"Dann kannst du mir ja sagen, woran du denkst."

"Es ist wirklich nicht wichtig. Eigentlich ist es sogar ziemlich dämlich."

"Wenn es dich schon die ganze Zeit so sehr beunruhigt, wird es das sicher nicht sein. Also, was ist es? Bring mich nicht dazu, dich zu zwingen, es zu sagen.'' Er duldete keinen Widerspruch mehr, so viel war Asena klar. Aber lag es einfach an seiner Sturheit oder wollte er es wissen, weil er sich um sie sorgte? Vermutlich ersteres.

Kurz überlegte die Doppelgängerin, einfach weiterhin alles abzustreiten und darauf zu beharren, dass alles in Ordnung war, aber sie wollte nicht wissen, was der Vampir dann tun würde. Lügen würde aber sicherlich nicht funktionieren, sie konnte ihren Herzschlag nicht kontrollieren, und dieser würde sie verraten. Also konnte sie es ja gleich sagen. So würde er vielleicht kurz über sie lachen und dann konnten beide die ganze Sache schnell wieder vergessen.

Stockholm Syndrome || Niklaus MikaelsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt