Nobody Cares

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"All-consuming
So confusing
The questions that keep me awake"
"Would Anyone Care", Citizen Soldier

"Das erklärt so einiges", meinte Niklaus, nachdem Asena ihm später am Abend, als sie im Zimmer der Doppelgängerin auf dem Bett saßen, alles erzählt hatte, was sie von Penelope erfahren hatte.

"Ja, nicht wahr? Ich verstehe bloß noch nicht, warum meine Mutter sich in all der Zeit nie gemeldet hat."

"Sie wollte dich vermutlich einfach nur schützen. Jede Nachricht wäre ein Risiko gewesen. Immerhin habe nicht nur ich nach dir gesucht, sondern jeder, der vom Sonne-Mond-Fluch gehört hat."

"Schon, aber eine Nachricht wäre ja nicht so schlimm gewesen. Ich schätze, ich habe mir mein ganzes Leben lang einfach gewünscht zu wissen, dass sie einen Grund hatte, mich wegzugeben und es nicht einfach getan hat, weil sie mich nicht wollte. Aber egal, jetzt ist es sowieso zu spät."

"Wenn das alles hier vorbei ist, können wir sie suchen gehen", bot der Vampir an.

"Ja, vielleicht", sagte sie, "Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich das überhaupt möchte. Wir werden sehen. Jetzt kommt erstmal das Ritual und dann sehen wir weiter."

"Das klingt nach einer guten Lösung."

"Mhm. Und morgen zeige ich dir noch den Ort. Nicht dass du noch eine der vielen Sehenswürdigkeiten in diesem Kaff verpasst."

"Ich bin mir sicher, hier gibt es sehr viel zu sehen", meinte er ironisch.

"Aber natürlich! Da wäre zum Beispiel das teure Auto am Marktplatz, die drei Vampire, die in Penelopes Haus zu Gast sind und vielleicht noch der Markt. Die Weinberge sind auch ganz schön. Dort gehen wir auf jeden Fall hin."

"Du willst wandern gehen?"

"Klar. Manche Leute kommen genau dafür in die Gegend. Außerdem müsste das für dich als Vampir doch überhaupt kein Problem sein."

"Ist es auch nicht."

"Dann ist es ja entschieden", sagte sie und klatschte in die Hände, "Und jetzt geh schlafen, wir werden morgen lange unterwegs sein."

"In Ordnung. Gute Nacht." Er küsste sie kurz und stand auf.

"Gute Nacht", sagte auch Asena, bevor der Vampir das Zimmer verließ.

Im Grunde war es noch zu früh, um tatsächlich schlafen zu gehen, aber sie brauchte Zeit zum Nachdenken, und damit niemand reinkam löschte sie das Licht und legte sich ins Bett.

Noch ziemlich genau 24 Stunden, dann würde sie sterben. Und das ohne ihre leiblichen Eltern kennengelernt zu haben. Bisher hatte sie dieser Gedanke nicht gestört, aber nun wo sie wusste, warum ihre Mutter sie weggegeben hatte, wünschte sie sich schon, sie hätte sie einmal getroffen. Gerne würde sie ihnen sagen, dass sie sie vermisst hatte, aber das ging nicht. Zumindest nicht jetzt.

Verdammt, warum ließ es sie nicht los? Wieso konnte sie den Gedanken nicht verdrängen wie sonst? Scheiße. Vielleicht sollte sie wirklich schlafen gehen. Dann würde sie zumindest nicht mehr daran denken müssen. Ja, etwas Schlaf wäre wirklich eine Erleichterung. Also schloss sie die Augen und es dauerte nicht lange, bis wohlige Dunkelheit sie in Empfang nahm.

"Verschwinde", befahl die Frau, "Ich will dich hier nie wieder sehen." Sie war nicht wütend und sie schrie auch nicht. Es gab kein äußerliches Anzeichen dafür, dass ihr etwas missfiel. Ihr Gesichtsausdruck war einfach nur kalt. Emotionslos.

"Aber Mami", flehte das junge Mädchen, "Wieso soll ich gehen? Du hast mich doch lieb." Der letzte Satz war kaum mehr ein Flüstern, denn das Gesicht der Frau wurde immer düsterer.

Stockholm Syndrome || Niklaus MikaelsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt