Food

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''I will fight through thick and thin
My only rival is within''
''Rival'', Ruelle

Am nächsten Morgen stand Asena mit knurrendem Magen auf. Sie hatte den gesamten gestrigen Tag über nichts gegessen, und jetzt hatte sie Hunger. Sie zog sich um und schminkte sich, bevor sie ihr Haar zu einem hohen Zopf band und das Zimmer verließ.

Hoffend, nicht auf Klaus zu treffen, durchsuchte sie das Haus nach einer Küche und fand sie schließlich rechts vom Eingang. Das musste sie sich merken. Kurzer Gang, dann Küche. Es war ein Anfang für ihren Hausplan. Mit einem zufriedenen Lächeln betrat sie den Raum und war noch besser gelaunt, als sie den Vampir nicht dort antraf. Sie hatte einfach noch nicht die Kraft zu einem Gespräch über die Panikattacke, und er würde das Thema aufbringen, da war sie sich sicher.

Um den Gedanken zu vertreiben, schüttelte sie den Kopf und nahm sich eine Scheibe Brot aus der Brotdose. In einer Schublade fand sie Teller und in einer weiteren Besteck. Sie holte heraus, was sie brauchte, und schaute dann die beiden Kühlschränke an. Warum gab es zwei? Einer war doch genug.

Verwundert öffnete sie den ersten, schlug ihn jedoch sofort wieder zu und drehte sich weg. Beinahe hätte sie sich übergeben. Der Kühlschrank war gefüllt mit Blutkonserven. Da war menschliches Blut, und zwar Unmengen davon! Es war einfach eckelhaft und hatte ihr innerhalb einer Sekunde den Appetit genommen.

Aber da sie etwas essen musste, öffnete sie nun den anderen Kühlschrank. Aber langsamer, und mit Herzklopfen. Sie konnte einfach kein Blut sehen. Nicht in solchen Mengen, nicht so einfach gelagert wie Lebensmittel. Zu ihrer enormen Erleichterung befand sich in diesem Kühlschrank jedoch kein Blut mehr, sondern ganz normales menschliches Essen. Wurst, Käse, Butter, Marmelade, Milch, alles Mögliche.

Sie holte Frischkäse heraus und machte sich damit ihr Brot. Auf eine weitere Scheibe schmierte sie Marmelade, natürlich ohne Butte, und räumte danach sofort wieder alles weg, was sie nicht brauchte. Anschließend setzte sie sich an den Tisch, der hier stand und aß genusslos, in Gedanken bei dem Horror-Kühlschrank. Aber im Grunde sollte es ja eigentlich nicht gruselig sein, oder? Es war schließlich das Grundnahrungsmittel von Vampiren. Oder war es sogar das Einzige? In jedem Fall war es lebensnotwendig für sie. Aber warum war es dann trotzdem so abstoßend? Asena konnte es sich nicht erklären.

Nachdem sie aufgegessen und auch etwas getrunken hatte, spülte sie das Geschirr ab und räumte es auf. Sie hinterließ keine Spuren, die darauf hindeuteten, dass sie hier gewesen war. Ihre Adoptiveltern wären stolz auf sie. Na ja, wahrscheinlich eher halbwegs zufrieden, aber wenn man es auf normale Menschen übertrug, war es stolz.

Überlegend, was sie nun tun sollte, verließ Asena die Küche und entschied sich kurzerhand, das Haus weiter zu erkunden. Es gab noch genug Zimmer, die sie nicht kannte, die aber für ihre Flucht wichtig werden konnten. Außerdem, vielleicht fand sie ja irgendwo einen Computer oder Handy. Hilfreich wäre es auf jeden Fall.

Und so lief sie jetzt durch das Haus und versuchte, sich jeden Raum einzuprägen, um später alles einzeichnen zu können. Ziemlich schnell wurde ihr jedoch klar, dass das Haus viel zu groß war, als dass sie sich alles sofort hätte merken können, deshalb machte sie sich nach einer Weile wieder auf den Weg in ihr Zimmer und begann zu skizieren was sie bereits wusste. Die Haustür, die Küche und der Flur, außerdem noch eine Abstellkammer, das hatte sie sich merken können. Den Rest würde sie nach und nach auch noch machen.

Jetzt musste sie jedoch etwas normales machen, damit Klaus keinen Verdacht schöpfte. Aber was war schon normal, wenn man entführt wurde? Schlafen? Lesen? Heulen? Letzteres schied natürlich sofort wieder aus. Sie musste etwas Produktiveres machen, irgendetwas, das sie ablenkte. Und da fiel ihr die Entscheidung plötzlich leicht. Tanzen. Das half ihr immer, auf andere Gedanken zu kommen. Sie hatte im Moment zwar keine Musik, aber sie schaffte das auch ohne. Sie musste sich sowieso erst dehnen, bevor sie irgendwas machen konnte.

Vier Stunden verbrachte sie schlussendlich damit zu, sich im Takt einer Melodie zu bewegen, die nur in ihrem Kopf existierte. Es war unfassbar entspannend, auch wenn sie hinterher völlig fertig war. Das hatte sie gebraucht. Nun konnte sie viel klarer denken.

Dringend etwas Wasser brauchend machte sie sich zum zweiten Mal an diesem Tag auf den Weg in die Küche, wo sie beschloss, sich gleich noch Mittagessen zu kochen, damit sie den Rest des Abends allein sein konnte, ohne die Gefahr, einem gewissen Vampir zu begegnen.

Diesmal schaute sie direkt in den Kühlschrank mit dem normalen Essen und entschied sich, eine Gemüsepfanne zu machen. Sie suchte sich alles raus, was sie brauchte, und holte anschließend eine Pfanne aus einer Schublade.

''Hallo, Liebes'', ertönte da eine Stimme hinter ihr. Verdammt. Was machte Klaus denn plötzlich hier?

''Beruhig dich, Asena'', redete sie sich in ihren Gedanken zu. Sie musste es schaffen, ihr Unwohlsein zu verbergen. ''Was willst du?'', fragte sie deshalb schroff.

''Wieso so unfreundlich? Darf ich etwa nicht in meine eigene Küche gehen und mir etwas zu essen holen?''

''Doch. Aber nicht wenn ich hier bin. Ich will meine Ruhe haben.''

''Autsch.'' Er fasste sich ans Herz. ''Das verletzt mich.''

''Tut es nicht. Und jetzt lass mich in Ruhe.'' Langsam atmen, an etwas anderes denken. ''Denk an Licia'', dachte sie, ''Wenn du jetzt wieder Panik kriegst, schrumpft die Chance, dass du sie wieder siehst.'' Also rief sie sich ihre kleine Schwester vor Augen. Ihr Lachen, ihre Fröhlichkeit, ihr ständiger Glaube an das beste. Plötzlich hatte sie eine Idee. Es war dumm und riskant, aber sie würde es tun. Sie hatte sich nämlich an die vielen Filmeabende erinnert, die sie hatten, und Licias absoluter Lieblingsfilm, war Rapunzel.

Asenas Blick fiel auf die Pfanne in ihrer Hand. Einen Versuch war es wert. Der Weg zur Haustür war nicht weit, und wenn sie es schaffte, Klaus bewusstlos zu schlagen, würde sie hier weg kommen. Ja, sie würde es versuchen. Entschlossen holte sie aus, und die schwere Pfanne traf in Klaus Gesicht.

Das nächste, was die Doppelgängerin mitbekam, war ein grässliches Knacken, und dann rannte sie auch schon los. An Klaus vorbei, auf den Flur hinaus und zur Tür, die sie mit Schwung aufriss. Doch sobald sie den ersten Fuß nach draußen gesetzt hatte, wurde ihr Handgelenk gepackt und sie wieder nach drinnen gezerrt.

''So nicht'', sagte Klaus wütend und drückte sie gegen die Wand. Seine Hand umklammerte ihren Hals, wodurch sie keine Luft bekam. Wie hatte sie nur so dämlich sein können. Erstickt röchelnd schlug sie gegen seinen Arm, doch er funkelte sie nur weiter zornig an.

Seine blaugrünen Augen färbten sich rot und seine Zähne wurden spitzer. Wie hatte sie es wagen können? Zufrieden beobachtete er, wie sich blanke Angst auf Asenas Gesicht schlich. Sie hatte eingesehen, wie schrecklich naiv sie gewesen war, zu glauben, dass er sich von einer gebrochenen Nase aufhalten lassen würde. ''Das war sehr unklug von dir'', knurrte er und verstärkte seinen Griff.

''Luft'', krächzte Asena fast schon flehentlich, ''Bitte.'' Sie wollte nicht sterben, aber sie konnte nicht kämpfen. Das war ihre einzige Chance.

Tatsächlich ließ Klaus sie auch los und sie schnappte nach Luft. Gleich darauf spürte sie jedoch einen unerträglichen Schmerz an ihrem Hals. Klaus biss sie! Bangend, ob sie überleben würde, spürte sie, wie die Kraft aus ihrem Körper wich, doch sie konnte nicht schreien. Nicht, dass es etwas gebracht hätte. Sie stand einfach nur da und wurde immer schwächer, bis plötzlich alles schwarz war.

 Sie stand einfach nur da und wurde immer schwächer, bis plötzlich alles schwarz war

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Stockholm Syndrome || Niklaus MikaelsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt