31||Schuss und Aufregung

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„Sind alle auf Position?", frage ich durchs Funkgerät und warte auf Antwort. Kurz darauf erhalte ich zustimmendes Gemurmel oder ein klares Ja. Ich sehe durch das Zielfernrohr, von einem weit entfernten Ort, der dennoch nah genug ist, um die anderen zu sehen. „Rindou.", ich deute ihn mit dem Zeigefinger an, zu mir zu kommen. Er ist hier, weil er als mein Aufpasser fungiert und Chifuyu ist hier, weil Mikey Rindou nicht traut - wenn er Izana schon so gar nicht vertraut.

„Alles klar, Prinzessin.", für diesen Spitznamen kriegt er einen Todesblick. Ich hasse es, wenn er mich so nennt. Er und die anderen. Was Mikey wohl denkt, während er das hört? Auch Chifuyu sieht ihn mit einem missbilligen Blick an. „Pass auf, ich brauche die Patronen.", sage ich und deute auf die geschlossene Packung. Er nickt und öffnet den Karton mit den Patronen. Ich schaue weiterhin durch das Zielfernrohr, sehe dabei zu, wie unsere Feinde den leer stehenden Platz betreten.

„Izana, dein Schädel ist etwas im Weg, nach rechts, wenn's geht.", murmle ich und kurz darauf vernehme ich ein kurzes Geräusch, dass sich wie Belustigung angehört hat. Er geht kaum merklich einen Schritt zur Seite. „Kakucho Du auch.", fordere ich den schwarzhaarigen auf. „Ran, du müsstest zwei Schritte nach rechts und Ken, wenn ich bis drei gezählt habe, ducken. Der Rest steht perfekt und wird sich kein Zentimeter bewegen, wenn ich schieße.", ich vertraue darauf, dass sie sich nicht bewegen.

Sie unterhalten sich, während ich auf das Zeichen von Izana warte und sobald er sich an seinem Anorak tippt, gibt er mir das Zeichen schießen zu dürfen. Jetzt sehen sie, dass ich ein verdammtes Monster bin. Jetzt werden meine Hände mit noch mehr Blut befleckt. Jetzt werden mehr Menschen hinter mir stehen und mich dafür verurteilen sie getötet zu haben. Und doch fährt Adrenalin durch mein Körper, dass mich dazu bringt, es zu wollen. Es befriedigend zu finden, Menschen zu töten.

Gott, hört sich das eklig an. Ein Monster. „Drei!" Ich schoss, das erste mal, dann das zweite und dritte mal. Ein weiteres Mal und plötzlich sind alle in Aufruhr, weswegen ich sage, dass sie sich auf den Boden schmeißen sollen. Es wird geschossen, sie suchen den, der schießt. Aber ich bin hier, an einem Ort, an dem sie mich so schnell nicht finden werden. Ich sehe durch Zielfernrohr. Die Luft ist kühl und der Wind weht, während ich damit beschäftigt bin, diese Menschen zu töten.

Die andere Gruppe kümmert sich womöglich um die anderen, die das Gebäude in Beschlag haben. „Verfluchte scheiße.", höre ich Ken sagen und ich frage, ob alles gut ist, während ich einen weiteren erschieße, der sich zum gucken vorbeugte und seinen Kopf frei gegeben hat. Sie liegen da auf den Boden und Blut fließt aus ihrer Schusswunde. „Verdammter Mist, Mikey wurde getroffen.", Flucht Izana - er Flucht? Mein Herz zieht sich zusammen und ich schaue, so gut es geht, zu Mikey.

Er liegt regungslos da, während sich Blut unter ihm ausbreitet. „Mikey, antworte!", zische ich und bin völlig aufgelöst. „Geht es dir gut?", ich schaue kurz auf, dann wieder durch Zielfernrohr. Immer noch erhalte ich keine Antwort und mein Herz beginnt schneller zu pochen. Ich beiße mir auf meine Unterlippe. Ich schieße, sehr oft und töte dabei. „Verfluchter Mistkerl!", ich stehe Wutentbrannt auf. Ich fahre mir durch mein Haar, während ich auf dem Dach herum tigere.

Rindou versucht auf mich einzureden, damit ich mich beruhige. „Mich beruhigen?", brülle ich und hole ein Messer hervor, dass ich ihm unter seiner Kehle halte. „Ich soll mich beruhigen?!", ich übe Druck aus und Blut Quelle aus der Wunde. „Nimm das Messer runter.", Chifuyu hebt seine Hände, um mir vorsichtig näher zu kommen. „Y/N, Bau kein Mist.", höre ich Izana sagen. „Du warst es doch, der mich zur Mörderin trainierte. Meine Aufgabe ist es zu töten, also warum nicht auch euch?"

Rindou hebt seine Hände ergebend in die Lüfte. „Es stimmt ... aber denk an deinen Sohn." „Hör auf Naru mit hinein zu ziehen! Er ist ein unschuldiges Kind!", brülle ich und spüre, wie das Adrenalin stärker wird und das Verlangen meinen gegenüber zu töten, größer. Ich stelle mir vor, dass es Izana ist - ich sollte es nicht tun. „Izana hat recht, tue es nicht.", höre ich Takashi sagen. „H-Habe ich etwas verpasst?", ertönt es plötzlich. Mikey's Stimme ist leise und gleicht einem krächzen.

Es erleichtert mich, dass er lebt und nicht abgekratzt ist. „Y/N, leg das Messer weg.", fleht Chifuyu, der - obwohl Rindou ein Feind ist - versucht das Messer in die Hand zu bekommen. Ich nehme es von seiner Kehle. „Erledigt den Rest.", sage ich und nehme das Funkgerät raus und werfe es auf den Boden. Ich schnappe mir meine Waffe und gehe damit weg. Runter von diesem Gebäude. Ich will hier nicht mehr sein, während ich diese Mordlust verspüre.

Unten steige ich in das Auto ein, dass mich zum Treffpunkt fahren würde. Naru und ich werden frei sein und Naru wächst bei seinen Eltern auf. Aber es wird nie wieder so sein, wie es damals war. In mir wird man das Monster sehen, dass Menschen getötet hat, ohne sich davor zu scheuen. Alles hat sich geändert, seit ich Ryu getötet habe, seit ich Izana's Hilfe angenommen habe, weil er auf mich eingeredet hat. Um Naru zu beschützen, würde ich alles tun.

Der kalte Wind weht in mein Gesicht, während ich die hallenden Geräusche meiner Schritte wahrnehme. Ich atme durch, während das Adrenalin allmählich nachlässt. Meine Hände stecke ich in die Jackentasche. Können wir wirklich wieder eine Familie werden? Ich sehe mich um und lausche den Motorgeräuschen, die immer näher kommen. Einige Autos halten und ich sehe unbeeindruckt dabei zu, wie die anderen aussteigen. „Y/N!", Mikey humpelt auf mich zu, wobei Ken versucht ihn aufzuhalten.

Ein weißes Verband ist um sein rechten Oberschenkel. „Du musst zu Arzt.", sagt Ken. „Gott, du bist ja ein Monster.", Izana grinst, während seine Hände tief in seinem Anorak stecken. Monster. „Ach fick dich doch, Izana.", knurrt Mikey scharf und kommt auf mich zu. Er wirkt besorgter über mich, als über sich selbst. „Mikey, du solltest wirklich zum Arzt.", ich halte seine Arme fest, weil seine Hände an meinen Schultern liegen. „Ich will bei dir sein.", er schaut mich an.

„Mich braucht ihr nicht mehr.", ich sehe zu Izana, der nur nickt. „Wäre schön, euch dennoch mal wieder zu sehen.", er grinst breit und ich schwöre mir, diesen Mistkerl nicht freiwillig einen Besuch abzustatten. „Wir werden nochmal ein Treffen vereinbaren, euer Besessenes klammeräffchen sollte verarztet werden."

𝐓𝐡𝐞 𝐬𝐡𝐢𝐧𝐞 𝐢𝐧 𝐲𝐨𝐮𝐫 𝐞𝐲𝐞𝐬Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt