»Ich werde dich gleich einem Raum zu weisen, derweil musst du hier warten.«, teilte mir meine zuständige Ärztin hektisch mit. Als Bestätigung nickte ich und lehnte mich im Rollstuhl zurück, während ich ein weiteres Mal im Wartezimmer auf die Ärztin wartete. Es musste sich scheinbar um ein Notfall handeln, denn sie lief viel zu schnell aus dem Bereich, in dem ich mich befand.
Ich zog spielerisch an den Zipfel meines Wollpullis. Es machte mich nervös, wenn jemand anderes meine Narben und Verletzungen erblickte. Doch es beruhigte mich, dass es eine Frau war, die mich behandelte. »Wir warten noch, bis sie uns sagen, ob er okay wird.«
Ich blickte über meine Schulter, in der Hoffnung ich könnte der Stimme einem Gesicht zu ordnen. Doch ich schaffte es nicht, dafür saß ich nicht nah genug im Flur. »So, da bin ich wieder. Ein anderer Arzt kümmert sich um den neuen Patienten, damit ich mich dir widmen kann.«, ertönte die Stimme, der netten Ärztin.
Schüchtern lächelte ich und ließ mich von ihr schieben. Bis ich drei mir bekannte Personen erblickte, die mich erschrocken ansahen. »Y/N?«
Meine Ärztin hielt an und schaute fragend in die Runde. »Kennt ihr euch?«, fragte sie neugierig und ich nickte, um ihre Frage nicht offen stehen zu lassen. »Geht es dir gut? Wieso bist du hier?«, der blondhaarige trat an mir heran und sah mich besorgter als sonst an.
»Beruhige dich, ich kriege mein Gips ab.«, erzählte ich und hielt grinsend mein Arm in die Höhe. Immer noch misstrauisch blieb er vor mir stehen. »Mikey, mach Platz. Sie sieht nicht aus, als würde sie gleich den Löffel abgeben.«, Kenny zog ihn zurück.
»Ich möchte mit!«, wandte er ein und entzog sich Kenny, um sich mir schräg gegenüber zu stellen. Ich seufzte und legte meine Hände ineinander. Nervös schluckte ich und nickte. »Du musst nicht.«, flüsterte mir die Ärztin zu, die mich auf unbestimmter Weise beruhigte. »Ich weiß.«, erwiderte ich und nickte zuversichtlich.
Still gingen wir den Flur entlang und betraten einen Raum, der wie üblich nach Desinfektionsmittel roch. Die weißen Wände engten mich ein, weswegen ich nur kurz meine Augen schloss und durch atmete.
Ich stand von dem Rollstuhl auf und setzte mich auf die Liege. »Es ist wirklich okay, wenn er da ist? Ich werde dir einige, unangenehme Fragen stellen müssen.«, fragte sie mich abermals und rieb ihre Hände mit Desinfektionsmittel ein.
Mein Blick glitt zu Mikey, der verloren neben mir stand, aber vor Neugierde brannte und aussah, als wollte er meine Seite nicht einen Zentimeter verlassen. Also nickte ich zustimmend und gab ihr ein weiteres Mal mein Okay.
Es war noch zu früh, um seine Fragen zu beantworten, aber er wollte es so. Ganz gleich, wie unangenehm es für ihn oder mich ist. »Zuerst dein Gips.«, sagte sie und machte sich an meinem Arm zu schaffen.
Es fühlte sich befreiend an, als der Gips von meinem Arm war. Nichtsdestotrotz wurde mein Arm wieder, mit einem Verband verbunden, den ich alle drei Tage, bis zum nächsten Arztbesuch wechseln sollte.
Sie war vorsichtig mit dem, was sie tat, da sie schließlich Ärztin war, gehörte sich das auch so. »Du müsstest dein Pullover ausziehen.«, bittete sie mich, weswegen mich Miley verwirrt ansah. Ich biss mir auf meine Unterlippe und zog mit mein Pullover aus.
»Wie oft solltest du den Verband wechseln?«, fragte sie mich und begann vorsichtig mein Verband zu öffnen. »Alle zwei bis drei Tage.«
»Hat es während dieser Zeit geblutet oder hattest du andere Auffälligkeiten?«, gekonnt ignorierte ich Mikey's erschrockenen Blick, während ich verneinend die Frage der Ärztin beantwortete.
»In deiner Akte steht, es sei durch ein Schul Unfall, magst du es mir genauer erläutern?«, ihre Frage ließ mich stocken, aber ich tat, was nötig war. »Sie trieben mich ... in die Ecke und traten auf mich ein.«
»Deine Klassenkameraden?«, das Verband schmiss sie in den Mülleimer, der neben ihr stand. Ich wagte es nicht, ein Blick auf die Narben und dem genähten zu blicken. Es würde mich nur anwidern.
»Ja.«, bestätigte ich ihre Annahme. »Wie lange geht das schon so?«, es wirkte fast, als würde sie mir mehr Fragen stellen, als die Ärzte es im Ausland taten. »Es fing vor vier Jahren harmlos mit Beleidigungen an, danach verschlimmerte es sich um die Jahre hin.«
»Es verheilt wirklich gut. Die Fäden werden sich von alleine auflösen.«, vorsichtig tastete sie alles ab. »Gut. Alles scheint in Ordnung zu sein, dennoch bitte ich dich, nichts schweres zu heben.«
Bestätigend nickte ich und war heilfroh, als sie mir eines der großen Pflaster drauf machte und ich mich wieder anziehen konnte. »Also dann, schön schonen und die Wunden mit Kühlsalbe versorgen.«
»Mache ich, danke.«, ich lächelte und griff nach meiner Jacke, als ich meinen Blick zu Mikey schweifen ließ. Tränen bahnten sich in meinen Augen und ich griff nach seiner Hand, um ihn hinaus zu führen, da er noch immer benommen daneben stand.
»Diese Narben ... Y/N ...«, er verstummte und blieb stehen. Stumm blickte ich in seine Augen, mit der Erwartung, dass es ihm anwiderte. Doch sein Blick verriet mir viel mehr, dass er traurig war. »Ich war nicht da, als du mich gebraucht hast.«
Er umfasste mein Kopf und drückte mich sanft an sich. In ihm ging etwas vor, dass ich nicht deuten konnte. Ich spürte seine anspannende Haltung, die von ihm ausging und die Vorsicht, mit der er mich anfasste.
»Schon gut, Mikey.«, tröstend schlang ich meine Arme um ihn und fuhr mit meiner rechten Hand über sein Blondes Haar. »Ich lasse dich nie wieder aus den Augen.«
Ein sanftes Lächeln umspielte mein Mund. »Ich weiß.«, sagte ich und versuchte mich aus seiner Umarmung zu befreien. »Ich will dich nicht nochmal verlieren.«, er lehnte seine Stirn an die meine.
Der Flur ist ungewöhnlich Menschenleer, nur ein freies Bett, dass an der wand zu einem Zimmer stand. »Das sieht komisch aus, wenn du das machst.«, ich kicherte, während er seine Augen rollte. »Aber es fühlt sich gut an.«
Überlegend sah ich in seine schwarzen Irden und schloss meine Augen, um seine Vermutung bestätigen zu können. Natürlich hatte er recht, denn seine Nähe zu mir tat immer gut.
Doch dann tat er etwas, mit dem ich bei weitem nicht gerechnet hatte. Er nutzte meine Unachtsamkeit aus und legte seine Lippen zart und viel zu kurz auf die meine. Es wirkte eher wie ein schüchterner Kuss, zu einem launenhaften Rowdy.
Ich öffnete meine Augen und sah, wie er sich abwandte und sein Arm über sein Gesicht hielt. Das Blut schoss mir in die Wangen, derweil ich zu Boden blickte. In der atemloser Stille, griff ich nach seiner Hand. »Danke .«
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𝐓𝐡𝐞 𝐬𝐡𝐢𝐧𝐞 𝐢𝐧 𝐲𝐨𝐮𝐫 𝐞𝐲𝐞𝐬
RandomZwei Teenager die sich seit klein auf kennen, doch werden sie mit gerade mal 12 Jahren getrennt. Y/N muss in ein anderes Land ziehen, weit weg von ihren Freunden, von ihrer ersten Liebe. Die neue Stadt - in der sie ziehen -, ist nicht so, wie sie es...