• Kapitel 39: Der anderer Weg •

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Ich wache auf. In meinem Bett. In meinem alten Bett. In meinem alten Haus. In meiner alten Heimat. Dem Untergrund. Ich wache an dem Ort auf, an den ich nie wieder zurückkehren wollte. Und hier bin ich...

Ich setze mich aufrecht hin und schaue mich um. Alles ist beim Alten. Was ist das hier? Träume ich schon wieder?

Es ist still. Ich höre nichtmal meinen eigenen Atem. Dafür spüre ich, wie mein Herz ruhig schlägt. Hmm. Wenn ich schonmal hier bin, sollte ich auch meine Umgebung erkunden.

Ich verlasse mein Bett und schaue aus dem Fenster. Alles sieht so aus, wie immer. Doch ich spüre, dass es hier ganz und gar nicht mehr in seinem alten Zustand ist.

Ich gehe langsam die Treppe runter und schaue mir die Bilder an der Wand an. Auf einem sehe ich meine Eltern und mich. Auf wieder einem anderen sehe ich nur mich selbst. Ich male da gerade ein Bild. Ein Geburtstagsgeschenk für meine Mutter.

Ich war hochkonzentriert und habe nicht bemerkt, wie Vater das Bild von mir geschossen hat. Ich erinnere mich an den Tag nur zu gut. Damals habe ich mir so viel Mühe für dieses Bild gegeben. Mutter hat sich sehr gefreut.

Aber irgendwas an diesen Bildern ist sehr komisch. Ich kann eindeutig meine Familie und mich sehen, doch gleichzeitig sind mir diese Personen komplett fremd. Sehr seltsam.

Als ich unten ankomme, höre ich Stimmen. Sehr bekannte Stimmen.

„Ich will diese Brühe nicht essen!", weigere „ich" mich die Suppe zu essen. Ich lehne mich an den Türrahmen und beobachte das Geschehen. Ich weiß, dass sie mich nicht sehen können. Ist ja schließlich eine Traumsequenz oder so ähnlich.

„(V/N), stell dich nicht so an, verdammt!", schreit Vater mich an und knallt seine Fäuste auf den Tisch. „Ich mach, was ich will! Ich bin schon groß und kann selbst bestimmen, was ich esse und was nicht!", widerspreche ich ihm wütend. Mutter sitzt nur da und denkt sich wahrscheinlich: „Was mache ich hier eigentlich..."

Auf einmal schaue „ich" zu mir selbst. Erschrocken reiße ich meine Augen auf und schaue „mir" in die Augen. Kann sie mich vielleicht d-...?

„Schon seit einer halben Stunde versuchst du, mich dazu zu zwingen, die Suppe zu essen! Und was hat das gebracht? GAR NICHTS, genau!", sage „ich" zu Vater und deute auf die Uhr. Ich atme erleichtert aus. Gut, sie kann mich doch nicht sehen.

„Ich" stehe auf und nehme meinen Teller mit Suppe. „Was machst du da! Komm sofort wieder an den Tisch!", fordert Vater mich auf. „Nein. Ich habe eh kein Appetit mehr. Danke dafür, VATER", fauche „ich" ihn an und stelle den Teller neben der Spüle ab.

„Ich" gehe mit grimmigen Gesicht auf mich zu. Ich gehe „mir" aus dem Weg. „Ich" stampfe aufgeregt die Treppe hoch und beachte das Geschrei meines Vaters nicht.

Ich folge „mir" schnell. Ja, ich war damals ein ziemlich ungehorsames Mädchen. Ob ich es bereue? Ja, tu ich.

„Ich" knalle meine Tür dann zu, als ich noch rechtzeitig das Zimmer betreten habe. „Sch...! Scheiße... Lass mich doch einfach das machen, was ich will! Dann müsstest du dich auch nicht immer darüber beschweren, dass dein Hals wehtut!", rede „ich" vor mich her und laufe im Kreis herum.

„Tch. Der kann mich mal", flüstere „ich" gereizt und lege mich ins Bett. Ich schaue auf die Uhr und sehe, wie sich der Stundenzeiger von sechs Uhr auf acht Uhr bewegt.

„ACH VERDAMMT!", schreie „ich" plötzlich und steige wieder aus dem Bett. Warte mal... Das ist aber nicht passiert. „Ich" verlasse mein Zimmer und renne die Treppe nach unten. Ich folge mir.

Als „ich" unten ankomme, sehe ich drei fremde Männer in unserem Haus, die meinen Vater festhalten. „Papa!", schreie „ich" auf und stürme auf die Männer zu. Was passiert hier? Ich sollte doch noch eigentlich schlafen.

„Fasst das Kind!", befehlt der einem der Männer. „Ich" hebe meine Hände und lasse seinen Kopf explodieren. „Was?! Aber du hast doch noch gar kein Blut getrunken! Du solltest deine Kräfte gar nicht benutzen können!" „Das ist ein Aberglaube", erwidere ich darauf und töte alle anderen Männer auf die gleiche Weise.

„Ich" lasse meine Hände sinken und sehe Vater an, der mich mit weit aufgerissenen Augen anstarrt. „(V/N)..." „Papa... Es tut mir leid, aber ich wusste nicht-..." „Danke." „Was?" Was?

„Du hast mich gerettet. Ist klar, dass es in diesem Moment keinen anderen Ausweg gab. Sie hätten dich sonst auch getötet." Warte mal, das hätte er nie gesagt. Das geht mir hier gerade etwas zu schnell.

„Und schau mal. Jetzt haben wir sogar Essen für mehrere Wochen!", fügt er erfreut hinzu und kniet sich auf den Boden. Er geht mit beiden Händen in die Wunde vom Mann vor ihm. Genüsslich leckt er sich das Blut von den Fingern.

Urplötzlich mache „ich" mit und fange an, das Blut der Toten zu trinken. Was passiert hier? Das ist nicht wahr. Warum bin ich hier? Wieso muss ich das mit ansehen?

„Sieh genau hin", sage „ich" auf einmal. „Ich" klinge anders. Als sei ich von einem Dämonen besessen oder so. „Ich" drehe mich zu mir um und schaue mir direkt in die Augen.

„Das wäre passiert, wenn wir uns aus dem Bett bewegt hätten. Wenn wir auf unsere innere Stimme gehört hätten", sage „ich" und komme auf mich zu. Ich weiche langsam zurück.

„Sie hätten gelebt. Mama und Papa wären alt geworden. Aber wir waren mal wieder selbstsüchtig. Egoistisch." „Was zur..." Das geht hier gerade echt zu weit. Selbst für einen Albtraum ist das ein bisschen zu extreme.

„Jaa, du weißt es doch selbst, nicht wahr? Das Ganze hätten wir sogar schon am Tisch verhindern können. Wir hätten einfach auf Papa hören müssen und hätten dann mit unserer Mutter das Geschirr weggeräumt. Er hätte im Sessel Zeitung gelesen. Und wenn sie dann gekommen wären, hätte Papa sie mit dem Gewehr erschossen. ABER NEIN! Wir haben alles vermasselt! Wir wussten, was wir machen sollen!", schreie „ich" mich an.

Die Vasen in „meiner" Nähe zerspringen in ganz viele Scherben, über die „ich" einfach drüber laufe. „Wir hätten alles besser machen können. Das Leben unserer Eltern retten können. Wir wären nicht zu dem geworden, was wir nun sind! Wir sind ein MONSTER! Ein Monster, dass Unschuldige kaltblütig ermordete und sie dann bestahl!" Das ist wahr...

„Hätten wir einfach das gemacht, was man uns gesagt hätte, wäre alles anders! Wir hätten den guten Weg gewählt! Sie wären nicht tot! Sie wären nicht tot! SIE WÄREN NICHT TOT!", wiederhole ich mich. „SEI STILL! Ich weiß es doch selbst! Ich BIN du!", schreie ich „mich" an und gehe auf „mich" zu.

Ich ergreife das Messer, was ich in meiner Hosentasche aufbewahrt habe. „Stirb!", rufe ich aus und steche es „mir" direkt in die Brust.

„Hah... Hahaha... Du lernst wirklich nie dazu, oder?", lache „ich" und spucke einen Schwall Blut aus.

• Levi x fem!Reader • Bloody LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt