Loki stand auf einem der Dächer New Yorks. Sein Blick schweifte über die funkelnde Stadt, die er so ungern er es auch zugeben mochte, in sein Herz geschlossen hatte. Eine leichte Brise fuhr ihm durchs Haar, sodass er einen flüchtigen Moment die Lider schloss. Ein Bild manifestierte sich vor seinem inneren Auge. Seine Finger lagen auf Sylvies Hüfte, während sie sich vom Wind leiten ließen und auf den Dächern New Yorks tanzten. Über ihnen sank die Sonne, und begann sich hinter den riesigen Wolkenkratzern zu verstecken. Es färbte die Umgebung, um sie herum in rot orange Farbnuancen. Unwillkürlich hoben sich Lokis Mundwinkel. Es war eine Vorstellung, die er sichtlich genoss, doch blieb es eine Vorstellung, was seine Stimmung ein wenig trübte. Allmählich öffnete er wieder die Lider. Eine Weile war es her, dass er den Anruf getätigt hatte. Mobius hatte ihm versichert zu kommen, dennoch hasste er es zu warten. Abermals drifteten seine Gedanken zu Sylvie ab. Mit absoluter Sicherheit las sie gerade den Zettel. Sie würde zurück wollen, an jenen schrecklichen Ort, der sie alles kosten konnte. Allein der bloße Gedanke an diesen Ort ... Das Herz sank ihm bis in die Hosen.
Aber er würde es für sie zu Ende bringen. Er würde für sie durchs Feuer gehen. Auf einmal war er sich selbst nicht mehr so wichtig.
Eine Stunde zuvor
Einige Minuten war er noch vor ihrer Tür auf und abgelaufen, in der fragilen Hoffnung sie würde die Tür, die sie voneinander trennte öffnen. Die Mauern endlich einreißen und ihn in ihr Leben lassen. In diesen quälenden Minuten überkam ihn ein nicht abzuschüttelnder Impuls zum Telefon zu greifen, nachdem er mit ihr gesprochen hatte. Er hatte einen Hauch ihres überwältigenden Schmerzes erhaschen können. Sie hatte ihn keinen Einblick gewähren wollen, doch sie war nicht stark genug gewesen, um es gänzlich zu verbergen. Seine Füße trieben ihn förmlich dazu zu gehen, also steckte er die Hände tief in die Hosentaschen. Den Blick hielt er gesenkt, als er auf die Eingangstür zu lief. Es waren nur noch wenige Meter, doch wie aus dem Nichts tauchte Thor vor ihm auf und versperrte ihm den Weg. Sein Blick sprach Bände, während er die Hand nach ihm ausstreckte. Ein tu das nicht lag in seinem Blick. Es war Thors dummer Versuch ihn aufzuhalten, doch Loki hatte seine Hand einfach fortgeschlagen. Sylvie war seine Sache. Mit diesem entschlossenen Gedanken im Herzen ließ er die Tür ins Schloss fallen und ließ seinen Bruder ... und sie zurück.
Nun stand er hier, zum Warten verdammt. Er würde kommen. Loki vertraute fest darauf. Endlich nach einer gefühlten Ewigkeit hörte er Schritte auf der Treppe zum Dach. Fast erleichtert ließ er die Luft aus seiner Lunge entweichen. Mobius war ein Mann, der sich an sein Wort hielt. Das rechnete er ihm hoch an. Quietschend öffnete sich die Tür zum Dach und ließ die Schritte verhallen. Es blieb still, während Loki das Glitzern der Stadt unter sich beobachtete. Von hier oben wirkte alles so klein und zerbrechlich. So, als könnte er es unter seinen Füßen zerquetschen. Abermals fuhr ihm eine Brise durchs Haar, aber diesmal war sie um einiges kälter. Als wüsste sogar der Wind um seine Situation.
,,Bist du sicher, dass du das tun willst?", fragte Mobius schließlich.
Loki dachte nach. Selbst, wenn er es nicht tun würde, Sylvie würde es. Und am Ende war sie fort. Plötzlich spürte er einen Druck auf seiner Brust lasten. Das unsichtbare Gewicht auf seinem Brustkorb fühlte sich an wie Tonnen. Es war nicht der Furcht vor dem Höllenritt, sondern der Angst sie zu verlieren, geschuldet. Im Umkehrschluss bedeutete das, dass er es wagen musste.
,,Ja", erwiderte er mit fester Stimme.
Mobius Seufzen verklang im Wind.
,,Warum bist du gekommen?"
,,Ich möchte Ravonna beweisen, dass sie mit all dem, was sie für richtig hält, falsch liegt."
Vielleicht war selbst diese Frau nur ein armes Bauernopfer. Aber nur vielleicht. Mobius war zu ihm an den Rand des Daches getreten. Seine Hand lag nun schwer auf Lokis Schulter. Einen letzten Blick warf Loki noch über die Stadt und sein letzter Gedanke galt Sylvie. Dann verschwanden sie im Nichts. Das Dach war wie leergefegt, als die nächste Brise darüber hinweg fegte.
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Lady Loki
FanfictionKann man einem Loki vertrauen? Sylvie und Loki begeben sich auf eine gemeinsame Reise, um die TVA zur Strecke zu bringen. Wobei beide verschiedene Interpretationen dieser Reise haben. Die Liebe braucht Mut; dem Hass reicht notfalls auch Feigheit, um...