Thors hartnäckiges Schweigen spannte Loki auf die Folter, was der Gott des Donners sichtlich zu genießen schien. Er dehnte seine Antwort auf die Frage in die Länge. Jede Faser in Lokis Körper war zum Zerreißen angespannt, während seine Augen jeder Bewegung Thors folgten. Es fühlte sich beinah so an, als würde seine Wunde, die allmählich zu heilen begann, erneut aufreißen, so angespannt war sein Körper. Der Schmerz durchzuckte ihn wie ein Blitzschlag, doch Loki biss schnell die Zähne zusammen. Er musste in Erfahrung bringen, was Thor herausgefunden hatte.
,,Sag schon!", knurrte er.
Die Mundwinkel seines Bruders hoben sich ein wenig, während er sich langsam zu Loki beugte und ihm etwas ins Ohr flüsterte, was diesen erstarren ließ.
War das sein ernst?
Währenddessen saß Ravonna Renslayer in ihrem Hotelzimmer, um einen Happen zu essen. Gerade, als sie sich die Gabel zum Mund führen wollte, klopfte es an der Tür. Widerwillig legte sie die Gabel beiseite, wobei sie sich vornehm mit der Serviette über den Mund fuhr.
,,Herein."
Wie zu erwarten war es Mobius, der durch die Tür trat. Er hatte einen nachdenklichen Ausdruck auf dem Gesicht. Einen Moment nahm sie sich die Zeit, um ihn zu studieren. Er wirkte nervös, so wie er versuchte unauffällig die Fingerkuppen aneinander zu reiben. Ravonna kannte Mobius zu gut, um nicht zu bemerken, dass ihm etwas auf dem Herzen lag.
,,Du warst noch fort", sagte sie, als Mobius die Stille nicht brach.
,,Nur ein wenig die Beine vertreten."
Er wich ihrem forschenden Blick aus, indem er die dunklen Dielen unter seinen Füßen betrachtete.
,,Machst du dir Sorgen wegen morgen? Oder ist es, weil du Loki magst?"
Schweigend kam er zu ihr an den Tisch, um ihr gegenüber Platz zu nehmen. In seinem Blick lag eine gewisse Verwirrung, als wüsste er selbst nicht, was mit ihm los war. Innerlich seufzte Ravonna auf. Sie hätte es wissen müssen. Schon als er so erpicht auf Lokis Hilfe in dem Fall der flüchtigen Variante war. Von klein auf mit Magie vertraut, nistete sich der Gott der Täuschung in Asgards Herz ein wie eine Giftschlange und nun passierte das Gleiche mit Mobius Herz. Warum Odin darauf bestand Loki in Asgard zu behalten blieb ihr ein Geheimnis. Ob als Geisel, Kriegsbeute oder zur Erfüllung einer Prophezeiung, war ungewiss.
Loki war ein Sonderling, eine Kreatur missgünstiger Launen, die immer wieder über den eigenen Wankelmut stolperte. Seine unzähligen Versuche seinen Bruder zu erniedrigen, brachten ihn Jahrhunderte der Strafe ein, doch nie hatte der Allvater die Bande zu seinem missratenen Sohn gänzlich zu trennen geschafft. Doch da war noch etwas, das Ravonna an Loki festgestellt hatte. Mit seinen Niederlagen wuchs seine Wut. Eine Unsicherheit, ob er nur eine hilflose Spielfigur in den Prophezeiungen der Schicksale war, wurde Loki immer ehrgeiziger. Fatale Allianzen erleichterten seinen Kummer nicht, sondern brachten ihm noch mehr Qualen. Erst als er auf die Variante seiner selbst traf, versuchte er neue Wege zu beschreiten, um Ehrlichkeit und Verständnis zu finden. Aber jetzt war es zu spät.
Ravonna faltete die Hände unter dem Tisch wie zum Gebet. Es war ihre Aufgabe Mobius wieder auf den rechten Weg zu führen.
,,Loki wird in dieser Zeitlinie bleiben und der Gnade Odins ausgesetzt. Was die weibliche Variante anbelangt, um die werden wir uns kümmern."
Sie sprach die Worte laut und deutlich, sodass sie wie ein Gesetz klangen. Mobius zuckte innerlich zusammen, während er niedergeschlagen den Kopf senkte. Er wusste, dass dieser Ton keinen Widerspruch duldete. Ravonna würde nicht mit sich reden lassen. Langsam erhob er sich, wobei er den Stuhl zurückschob.
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Lady Loki
FanfictionKann man einem Loki vertrauen? Sylvie und Loki begeben sich auf eine gemeinsame Reise, um die TVA zur Strecke zu bringen. Wobei beide verschiedene Interpretationen dieser Reise haben. Die Liebe braucht Mut; dem Hass reicht notfalls auch Feigheit, um...