Das dumpfe Gefühl von Angst durchzuckte Sylvie, wie ein unerwarteter Blitzschlag. Jegliche Farbe wich aus ihrem Gesicht. Sie wollte ein wenig zurückweichen, doch Loki hielt ihre Hände fest umschlossen. Doch es war nicht seine Wärme oder sein Trost, den sie spürte. Es war Kälte, die Sylvie bis in die Knochen drang. Wieder blickte sie ihm ins Gesicht. Mit trockener Kehle versuchte Sylvie zu schlucken. Es war wie ein Zwang. Sie konnte den Blick nicht von Lokis Gesicht wenden. Tief holte sie Luft, um ihr Zittern zu besänftigen. Loki beugte sich vor und sprach beinah im Flüsterton. Das Kribbeln in ihrer Magengegend nahm zu, sodass sie die Lippen fest aufeinander presste.
Was war das für eine Prüfung?, fragte sie sich.
Es begann in ihren Fingern zu jucken und wurde zu einem Brennen. Hitze, die durch ihre Venen schoss. Mehr und mehr... Und mehr. Jede Faser ihres Körpers schrie danach, ihm die Hand zu entziehen. Sie bemerkte, daß ihr Atem stoßweise ging, doch ihr Versuch, ihn zu beruhigen, blieb erfolglos. Alles verblasste, bis ihre Welt nur noch aus den den Qualen und Lokis Gesicht bestand, das sie aus wenigen Zintimetern Entfernung anstarrte. Ihre Lippen waren so trocken dass sie sie kaum auseinander bekam.
Und dann war es plötzlich vorbei. Als wäre ein Schalter umgelegt worden. Unwillkürlich lehnte sich Loki zurück. Jeder Augenblick war von der Erinnerung der Hitze durchdrungen. Sylvie starrte Loki verblüfft an.
,,Das ist die Wahrheit", murmelte er.
An seinen Tonfall war etwas, das seinen Worten absolute Glaubwürdigkeit verlieh.
Sie spürte die Wahrheit.
Die Wahrheit ließ sie ein schwaches Lächeln zustande bringen. Alles im Zimmer kam ihr unmittbar vor und drang auf ihre Sinne ein. Sie wollte alleine sein und dieses Erlebnis in Ruhe durchdenken. Loki hatte Macht über sie. Eine Macht, die sie nicht für möglich gehalten hätte. Sie spürte, dass sie mit einer furchtbaren Bestimmung infiziert worden war, als sich Lokis und ihre Wege kreuzten. Nur wusste sie nicht, um was für eine Bestimmung es sich handelte. Ihr Blick glitt zu ihren Händen, die noch fest von Lokis Händen umschlossen waren, und dann wieder zu seinen Augen. Da war etwas Tiefergehendes, etwas, das mit dieser furchtbaren Bestimmung zu tun hatte.
,,Wir tragen eine schwere Bürde", sagte sie leise. ,,Wir sind gefährlich." Ihre Stimme nahm einen traurigen Ton an.
Loki ließ ihre Worte unbeantwortet. Er verriet nicht, ob er genauso dachte, stattdessen offenbarte er mehr von dem, was er wusste.
,,Es gibt einen Ort. Er stößt uns ab, versetzt uns in Schrecken. Und dort verweilt er."
Sylvie schnappte nach Luft. ,,Der Zeithüter?"
,,Ja. Derjenige, der an vielen Orten zugleich sein kann."
Allmählich wurde ihr klar wovon er sprach. Der Ort, vor dem sie geflohen waren. Hieß das ...
,,Sie haben es versucht und sind gescheitert?"
Loki schüttelte den Kopf. ,,Oh nein. Sie haben es versucht und sind gestorben."
Tod, schoss es Sylvie durch den Kopf. Hela.
,,Willst du es noch immer versuchen?", hörte sie ihn fragen.
Mit einer Wucht schob sie die düsteren Gedanken beiseite. Ihre Finger ballten sich zur Faust.
,,Es gibt Dinge, die sind unumstößlich."
Das war persönlich, zumindest für sie.
Loki blickte mit einem besorgten Stirnrunzeln zu Sylvie.
,,Wofür willst du die Rache? Es wird nichts ändern."
Das Schweigen dehnte sich aus.
,,Sylvie", begann er von Neuem. ,,Es wird dir nichts als Schmerz bringen ... Und ich irre mich nur selten." Erstmals lag ein Hauch Angst in seiner Stimme.
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Lady Loki
FanfictionKann man einem Loki vertrauen? Sylvie und Loki begeben sich auf eine gemeinsame Reise, um die TVA zur Strecke zu bringen. Wobei beide verschiedene Interpretationen dieser Reise haben. Die Liebe braucht Mut; dem Hass reicht notfalls auch Feigheit, um...