Kapitel Dreizehn: Gedankenspiele

105 11 9
                                    

Es war nur ein flüchtiger Blick, den sie auf ihre verflochtenen Finger warf, bevor sie ihm ihre Hand rasch entzog. Die Situation war ihr äußerst unangenehm geworden, seitdem Loki dieses gefühlsduselige Zeug gesagt hatte.

Sie war sein Weg.

Schnell schüttelte sie diesen Gedanken wieder ab, um sich zu räuspern.

,,Du solltest dich noch ein wenig ausruhen."

Ihre Worte enttäuschten Loki zwar, gerne hätte er noch ein wenig länger mit ihr geredet, doch er lehnte sich ergeben an das Kopfende des Bettes und schloss die Augen. Diese Chance nutzte Sylvie, um sich auf leisen Sohlen aus dem Raum zu stehlen. In ihrem Kopf herrschte ein heilloses Durcheinander, das Loki immer verursachte. In seiner Nähe fiel es ihr unheimlich schwer einen einzigen klaren Gedanken zu fassen. Jedes Mal, wenn sie glaubte eine Entscheidung getroffen zu haben, änderte sich alles wieder, wenn sie in seine Nähe kam. Allmählich begann sie wirklich an sich zu zweifeln. Sie dürfte ihre Entscheidungen nicht von ihm abhängig machen.

,,Wir hatten noch keine Gelegenheit zu sprechen."

Unwillkürlich fuhr sie herum, um Frigga zu erblicken. Sie wirkte nicht bedrohlich, im Gegenteil sie strahlte Güte aus. In der Sekunde, in der Sylvie das erkannte, entspannte sich ihr Körper. Sie ließ es zu, dass Frigga auf sie zu kam und an der Schulter berührte. Es war kein schlechtes Gefühl, nur ein wenig befremdlich für Sylvie.

,,Mein Sohn mag dich, sehr sogar."

Warum erzählte ihr jeder, dass Loki sie mochte. Sofort fuhr Sylvie wieder ihre schützenden Mauern nach oben. Friggas Worte machten sie wachsam, denn es waren Worte, die sie verletzen konnten.

,,Wenn es das ist, worüber Ihr reden wollt, dann habe ich keinen Bedarf."

Als Sylvie sich bereits abwenden wollte, schüttelte Frigga mit dem Kopf.

,,Nein, mein Kind. Es geht um deine unglaublichen Fähigkeiten."

Abrupt hielt sie inne. Woher wusste sie von ihrer Magie?  Da fiel ihr das Gespräch mit Loki über seine Mutter wieder ein. Sie war eine Magierin. Zwar kam von Sylvie keine Erwiderung, doch setzte sie ihren Weg nicht fort. Sie wartete, dass Frigga weitersprach. Ihre Worte hatten einen gewissen Reiz.

,,Deine Magie wäre im Falle eines Kampfes hilfreich."

,,Das hier ist nicht mein Kampf. Warum sollte ich kämpfen?"

,,Deine Ziele verschmelzen mit der Gefahr, der wir uns stellen müssen."

Woher wusste sie all das?

Wie als könnte sie ihre Gedanken lesen, umfasste Frigga ihre Hände mit solch einer Zärtlichkeit, die Sylvie sonst nur von Loki zuteilwurde. In ihrem Blick lag so viel Liebe und Fürsorge, sodass Sylvie tatsächlich schlucken musste. So musste es sich anfühlen von einer Mutter geliebt zu werden.

,,Ich habe es gesehen", flüsterte sie, bevor sie ein Stück von ihr abrückte.

In diesem Moment kam Thor um die Ecke und somit konnte Sylvie das Gespräch mit der Königin von Asgard nicht vertiefen. Seine Stirn war in tiefe Falten gelegt, über irgendetwas schien er sich Sorgen zu machen. Als er aus seinen Gedanken auftauchte, wirkte er überrascht seine Mutter bei ihr zu sehen. Einen Moment war es Sylvie so, als würde er nach Worten suchen.

,,Vater wünscht euch bei einer Unterredung, Loki und dich." Seine Stimme klang ernst und spiegelte seinen Gemütszustand wider.

Sylvie fixierte Thor.

,,Ich glaube nicht, dass Loki bereits stark genug für eine solche Unterredung wäre."

,,Lassen wir ihn doch lieber für sich selbst sprechen."

Lady LokiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt