Kapitel Elf: Von Liebe und Geduld

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Loki betrachtete ihren Rücken, wie sich ihre Schulterblätter hoben und senkten. Sie trug noch immer das Top und die Shorts, die ihrem Körper schmeichelten. Hier und da befleckten ein paar Tropfen Blut die Kleidung, doch das tat ihrer Schönheit keinen Abbruch.

,,Sylvie", sagte er mit belegter Stimme.

Ihr Puls begann in die Höhe zu schnellen, alleine durch den Klang seiner Stimme. Es war nicht das, was sie wollte aber sie konnte es nicht verhindern. Er ging ihr einfach unter die Haut.

,,Bitte sieh mich an", bat er eindringlich, als sie sich nicht zu ihm umwandte.

Da war es wieder dieses eine Wörtchen. Sie biss sich auf die Unterlippe, während sie sich langsam zu ihm umdrehte. Immer wieder schaffte er es, dass sie Dinge tat, die sie nicht tun wollte.

,,Du willst wissen warum ich Thor belogen habe?"

Sylvie bewegte ihren Kopf zu einem steifen Nicken, während sie es vermied in seine Augen zu sehen. Wenn sie in diese Augen, die solch eine Faszination auf sie ausübten, sehen würde, würde sie sich darin verlieren. Sie würde in die Tiefen des Ozeans abtauchen und nie wieder daraus hervor kommen. So viel Macht hatte sie ihm über sich bereits eingeräumt.

,,Liegt das nicht auf der Hand?"

Kurz schüttelte sie die Benommenheit ab, die Besitz von ihr ergriffen hatte. Tief in ihrem Innersten wusste sie, was er sagen würde.

,,Liebe ist anscheinend wirklich ein Dolch", sagte er, wobei er auf seine Wunde deutete.

,,Du musst aufhören, solche Dinge zu sagen."

,,Ich spreche nur aus, was Du nicht aussprechen willst oder kannst."

Unwillkürlich verschränkte sie die Arme vor der Brust. ,,Du solltest mich hassen, schließlich hätte ich dich beinah getötet."

Allmählich hievte er sich hoch, um aufrecht im Bett zu sitzen. Der Schmerz beim Aufsitzen ließ ihn kurz nach Luft schnappen. Er war also doch noch nicht in bester Verfassung. Rasch versuchte er den Moment der Schwäche mit einem Lächeln zu überspielen.

,,Unsinn. Wenn du mich hättest töten wollen, wäre ich tot, aber das bin ich nicht."

Er verstand es einfach nicht. Der Impuls zu flüchten war ungeheuer groß. Die Situation begann sie allmählich zu überfordern mit all diesen widerstreitenden Gefühlen. Es war so, als würde sie inmitten eines Tornados stehen, der einfach nicht aufhörte.

,,Ich habe nur ein Ziel und das ist die TVA zu vernichten."

Das war es, was sie sich zumindest versuchte einzureden.

,,Ich weiß." Er klang beinah gleichgültig.

Es wurde still, bis Loki abrupt das Thema wechselte.

,,Asgard wird dir gefallen."

Irritiert von seinem Themenwechsel, betrachtete sie ihn aus dem Augenwinkel.

,,Ich möchte nichts von Asgard sehen", entgegnete sie fast patzig.

Was auch immer gerade in Lokis Kopf vorging, ließ er sich nicht anmerken. Seine Miene blieb ausdruckslos. Plötzlich lag eine angespannte Atmosphäre in der Luft. Jedes Wort konnte einen Konflikt auslösen. Jeder Blick ein kleines oder größeres Drama. Jede Bewegung Streit. Es war wie ein Mienenfeld. Das war kaum auszuhalten.

,,Ich werde mir ein wenig die Beine vertreten", sagte sie in die Stille, ohne ihn direkt anzusehen.

Ihre Schritte bewegten sich rasch auf die Tür zu. Ihre Finger fanden wie von selbst den Türknauf. Sie hielt den Atem an, weil sie glaubte Loki würde sie mit Worten zurückhalten, doch er blieb still. Die Tür fiel ins Schloss und plötzlich wurde ihr Herz unglaublich schwer. Sie lehnte sich gegen die Tür und atmete einmal tief ein und aus. Warum schaffte sie es nicht sich von ihm fernzuhalten?

Lady LokiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt