Kapitel Vier: Liebe und Donner

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Es war ein unruhiger Schlaf, in dem sich Loki befand. Etwas kribbelt in seinem Körper. Es schien sein Unterbewusstsein zu warnen. Unwillkürlich flatterten seine Lider.

Noch immer stand sie über ihm, während sie einen Dolch in ihrer Hand erscheinen ließ. Es war eine Chance, eine Möglichkeit. Den Bruchteil einer Sekunde betrachtete sie ihr Antlitz, dass sich darin spiegelte.
Geboren als Loki, nahm sie später den Decknamen „Sylvie" an. Sie hatte vor langer Zeit eine Mutter, erinnerte sich aber nur noch bruchstückhaft an sie. Ihre Eltern hatten ihr schon früh erzählt, dass sie adoptiert wurde. Ihr Leben vor der TVA war harmonisch verlaufen. Ihre Gedanken schweifen von ihrer Vergangenheit zur Gegenwart zurück. Den Hass, den Sylvie auf die Time Variance Authority entwickelte und das Ziel, dass sie sich geschworen hatte. Sie würde die TVA und ihre Heilige Zeitlinie zerstören.

Nun kam sie zu dem Schluss, dass Loki sie im Moment nur daran hinderte.

Ihre Finger begannen zu zittern, als sie den Dolch nach unten richtete. Das Gefühl von Reue nagte an ihr, welches sie sofort in die hinterste Ecke ihres Herzens verbande. Einen letzten wehmütigen Blick richtete Sylvie auf die schlafende Gestalt, bevor sie versuchte Loki zu erstechen, doch er benutzte Illusionen, um hinter ihr zu erscheinen und sie in ein nahegelegenes Regal zu stoßen. In der Dunkelheit glühten seine Augen beinah traurig. Er hatte es kommen sehen. Es war so Loki typisch.

,,Warum?", fragte er in die Stille.

,,Gib mir das TemPad zurück!", fauchte sie als Antwort.

Allmählich begann er mit dem Kopf zu schütteln.

,,Gib es zurück! Du weißt nicht, wie man es wieder aufläd."

,,Ich weiß es sehr wohl, weil du nicht der einzige technisch versierte Loki bist."

,,Nenn mich nie wieder eine Loki. Mein Name ist Sylvie."

Das wusste er, denn sie war ganz anders als er selbst. Und sie hatte es ihm gesagt, sie war weniger eine Loki als er.

Loki begann die Hände zu heben. ,,Wenn du mich schon nicht als Freund sehen willst, dann doch als Verbündeten."

,,Wer sagt mir, dass du mich am Ende nicht hintergehst?"

Ihre Furcht vor Verrat war berechtigt, schließlich hatte er bis jetzt noch ausnahmslos jeden verraten. Doch bei ihr... Er hatte das dumpfe Gefühl, dass er es bei ihr nicht könnte.

,,Vertraust du meinen Worten, wenn ich dir ein Geheimnis erzähle."

Sylvie antwortete nicht, stattdessen ließ sie den Dolch verschwinden. Das war ihm Antwort genug.

,,Ich fürchte mich davor in diesr Zeitlinie meinem Bruder zu begegnen. Bis jetzt habe ich ihn immer verraten und nichts als Schmerz gebracht."

Die plötzliche Verletzbarkeit in seinem Blick berührte Sylvie, sodass sie sich von ihm abwandte, um zum Fenster hinauszusehen. New York glitzerte selbst bei Nacht, stellte sie erstaunt fest. Die Dunkelheit konnte dieser Stadt nichts anhaben. Lokis Zuneigung zu Thor war trotz seines Hasses spürbar. Am Ende fühlte er eine gewisse Art Verbundenheit zu seiner Familie. Etwas, dass sie nicht kannte. Schon immer war sie alleine gewesen und hatte nicht gelernt ihren Mitmenschen zu vertrauen. So stand sie nun vor dem Fenster. Lokis Gestalt spiegelte sich in der Scheibe.

,,Ich bin nicht du", wiederholte sie ihre Worte von vor ein paar Stunden.

Langsam, fast bedächtig näherte er sich dem Fenster, bis er dicht hinter ihr stehen blieb. Sein Atem kitzelte ihren Nacken. In dieser Sekunde wusste sie, dass er die Chance hätte sie zu erdolchen. Aber ein Gefühl sagte ihr, dass er das nicht tun würde.

Lady LokiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt