Thors Blick huschte von Sylvies ausgestreckter Hand zu ihren Augen. Er versuchte von ihnen abzulesen, was hinter diesem plötzlichen Angebot steckte. Doch der Versuch scheiterte, denn es gelang ihm einfach nicht hinter ihre Absichten zu kommen. Sie war viel zu verschlagen, um sich in die Karten blicken zu lassen, eben ein Ebenbild Lokis. Thor würde nie wissen, ob sie ihm nicht doch gerade einen Dolch in den Rücken rammte. In seinem Kopf begann er die Möglichkeiten zu sondieren. Er wollte Loki retten, um jeden Preis, selbst wenn, dass bedeuten sollte er müsste ein Bündnis mit dem Teufel eingehen. Sein Bruder war ihm wichtiger, als falscher Stolz. Und tief in seinem Innersten glaubte er, dass Loki Sylvie mehr bedeutete, als sie zugab. Nun ergriff er ihre Hand und wiederholte stumm ,,für Loki".
Was auch immer geschehen mochte ...
Sylvie spürte förmlich durch Thors Hand, die ihre umschloss, die Vorsicht, die er walten ließ. Doch in dieser Sekunde, die ihr ihren Weg zum Triumph ein Stückchen näher brachte, war ihr das gleichgültig. Das Gefühl des Sieges ließ sie neue ungeahnte Kräfte schöpfen. Thor entzog ihr seine Hand. Aufmerksam hatte er jede noch so kleine Regung beobachtet und ihm war das neuerliche Strahlen, dass urplötzlich von ihr ausging, nicht entgangen. Zum Schluss, wenn alles getan war, würde er sich darum kümmern.
,,Wir müssen zurück nach Asgard, um die Hilfe meiner Mutter in Anspruch zu nehmen. Ohne sie werden wir nicht dorthin gelangen."
Das wiederum könnte zu einem ernsthaften Problem werden. Odin würde sie niemals mit offenen Armen empfangen nach dem, was sie getan hatten. Wie also wollte Thor das bewerkstelligen? Ein Kampf in Asgard wäre viel zu riskant. Es war eine Überzahl an Gegnern, selbst wenn Thor dort Freunde hatte, gab es viele die Loyal zu Odin standen. Sylvie biss sich auf die Unterlippe, während sie ihre Stirn in Falten legte. Aus dem Augenwinkel bemerkte Thor Sylvies nachdenklichen Gesichtsausdruck.
,,Keine Sorge, ich habe verschwiegene Freunde in Asgard."
Daran zweifelte Sylvie keineswegs, aber Odin blieb dennoch gefährlich. Er war mächtig. Sylvie wollte es nicht noch einmal riskieren in Asgards Kerker zu landen. Das gleichmäßige Pochen der Angst, bei diesem Gedanken, das durch ihre Adern strömte, versuchte ihren eisernen Willen zu schwächen. Aber sie musste etwas tun, sonst war Loki erledigt.
,,Könntest du deine Mutter nicht in das Loft bitten?"
Bedauernd schüttelte Thor den Kopf, während er begann im Raum auf und ab zu laufen.
,,Zu auffällig. Odin würde Verdacht schöpfen, wenn die Königin all zu oft Asgard verlassen würde."
Das leuchtete Sylvie ein, aber wie sollten sie in Odins Festung gelangen, ohne Gefahr zu laufen erwischt zu werden. Sie wartete in der Stille, in der nur Thors lästige Schritte zu hören waren, auf eine Antwort, die natürlich nicht kam.
,,Ich werde einen Weg finden, das in Ordnung zu bringen. Irgendwie. Auf irgendeine Weise. Das werde ich."
Thor hörte sich offensichtlich gerne selbst reden, doch Sylvie glaubte seinen Worten kein Stück. Sie führte ihr Leben wie ein General. Wie ein Taktiker. Vor jeder Entscheidung stellte sie Recherchen an, um sie dann mit Präzision auszuführen. Momentan brauchte sie Informationen, über etwas, das in den Schatten lebte. Das war nahezu unmöglich. Es war, als würde der Zeithüter gar nicht existieren. Als wäre er wirklich der Mythos und die Legende. Also wie zum Teufel sollte sie Informationen bekommen, wenn er ein Geist war?
Sie war ein Risiko eingegangen, als sie mit Loki gegangen war. Schnell verbannte sie die Gedanken an Loki aus ihrem Kopf, um weiterhin klar denken zu können. All das konnte kein gutes Zeichen sein. Kurz beißt sie die Zähne zusammen. Urplötzlich beschleunigte sich ihre Atmung. Loki steckte in größeren Schwierigkeiten, als er wahrscheinlich glaubte. Und was taten Thor und sie ... Nichts außer diskutieren. Allmählich durchquerte sie das makellose Loft, um zum Aufzug zu gelangen. Ungeduldig drückte Sylvie auf den Knopf. Thor stand bereits neben ihr.
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Lady Loki
FanfictionKann man einem Loki vertrauen? Sylvie und Loki begeben sich auf eine gemeinsame Reise, um die TVA zur Strecke zu bringen. Wobei beide verschiedene Interpretationen dieser Reise haben. Die Liebe braucht Mut; dem Hass reicht notfalls auch Feigheit, um...