21.Dezember

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Geschrieben von -NaschKatze-

All I Need Is You


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Sein Atem stob in feinen, weißen Wölkchen davon.
Unendlich erleichtert drückte er die schwere Hintertür mit seinem Gewicht ins Schloss und würgte damit ohne allzu schlechtes Gewissen die ersten schwungvollen Töne von »All I Want for Christmas Is You« eiskalt ab. Gedämpft drangen nun Musik, ausgelassenes Lachen und das Klimpern von Gläsern zu ihm nach draußen.
Seufzend stieß Iwaizumi den angehaltenen Atem aus. Während er sich vorsichtig gegen das Holz sinken ließ, nahm er sich einen Moment, genoss die Kälte und erholsame Ruhe um ihn herum.
Ein weiteres Mal »Last Christmas« würden seine armen Ohren bestimmt nicht verkraften. Oder noch einen Becher dieses furchtbar süßen, aber dafür extrem alkoholhaltigen Feiertagspunsches. Da hatte es jemand bei der Zubereitung wirklich gut gemeint und weder mit Zucker noch mit hartem Stoff allzu sehr gegeizt. Spätestens morgen früh würde der klebrig süße Nachgeschmack auf der Zunge einem brummenden Schädel weichen.
Zumindest beim Großteil der trink- sowie feierfreudigen Meute, die wenige Meter von ihm entfernt weiterhin ausgelassen einen feucht fröhlichen Weihnachtsabend zelebrierte.
Ehe sich sein Trommelfell oder schlimmer noch seine kostbaren Hirnzellen langsam, aber sicher endgültig verabschiedeten, nahm er das in Angriff, was jeder noch halbwegs nüchterne Mensch angesichts solcher Zumutungen früher oder später in Betracht ziehen sollte.
Einen maximal unauffälligen Rückzug. Oder anders ausgedrückt – er machte sich klammheimlich davon. Für heute und wahrscheinlich auch darüber hinaus war Iwaizumis Bedarf an weihnachtlicher Nächstenliebe fürs Erste vollends gedeckt.
Apropos Liebe...

Weihnachten, der fucking 24. Dezember.
Der Tag für Pärchen schlechthin.
Das vermeintliche Fest der Liebe.
Und nicht zu vergessen die perfekte Gelegenheit, um gemeinsam mit Freunden oder Bekannten ordentlich abzufeiern.
Auf Letzteres hätte Iwaizumi hingegen verdammt gerne verzichtet.

Unwillkürlich entwich dem jungen Mann ein grimmiges Schnaufen. Fuck...

Resigniert schob er beide Hände in die gefütterten Taschen seines Mantels und verfolgte halbherzig, wie sich die ersten Schneeflocken des Tages lautlos aus der Schwärze der Nacht lösten. Geradezu schwerelos schienen die winzigen Eiskristalle durch die Luft zu tänzeln, bis sie sich schließlich ebenso lautlos zu ihren unzähligen Geschwistern gesellten.
Im Schein der farbenfrohen Lichterketten, die großzügig in den Ästen der umstehenden Bäume funkelten, hatte dieser Anblick beinahe etwas Magisches an sich.
Magisch, vielleicht sogar romantisch. Sozusagen die perfekte Kulisse für einen intimen Moment zu zweit. Dumm nur, wenn ausgerechnet die Person, mit der man jenen innigen Augenblick am liebsten teilen würde, gerade mit Abwesenheit glänzte.
Ein Umstand, der die ohnehin schon angeschlagene Laune des Braunhaarigen erst recht in den Keller rauschen ließ. Dagegen konnte auch die kitschige Weihnachtsdekoration nichts ändern. Außerdem war es arschkalt und der einsetzende Schneefall machte ihm die Aussicht auf einen möglichen Fußmarsch zurück in die Stadt auch nicht schmackhafter.
Von dem mysteriösen bärtigen Kerl und seinem fliegenden Schlitten fehlte selbstverständlich jede Spur.

„Wenn man ihn einmal braucht ..." Der Gedanke an einen von Rentieren gezogenen, fliegenden Flitzer, der ihn per Anhalter mitnahm, entlockte Iwaizumi trotz allem ein schwaches Schmunzeln. „Wäre auch zu schön gewesen", lachte er trocken, indem er sich noch einen ausgiebigen Zug der frischen Nachtluft gönnte.

Den Bruchteil einer Sekunde dachte er tatsächlich daran, einfach zu verschwinden. Für weitere Stunden hirnlosen Smalltalks fehlten ihm schlichtweg die Nerven. Dafür war er eindeutig zu angepisst.
Übers Herz brachte er so eine arschige Aktion dann aber doch nicht.
Ausnahmsweise konnte Iwaizumi ihm keinen Vorwurf machen.
Jedenfalls keinen allzu großen.
Dass der gemeinsame Abend unbarmherzig gechrasht worden war, erwischte sie beide gleichermaßen unvorbereitet. Im Gegensatz zu Hajime selbst konnte er es nur um Welten besser vor anderen verbergen.
Was Iwaizumi allerdings auch wieder irgendwie gewaltig ankotzte. Denn an einem Tag wie heute wollte er keinesfalls dieses aufgesetzte, alles verbergende Grinsen auf Oikawas hübschen Gesicht sehen. Und vor allem wollte er seinen Lover an einem Tag wie heute ganz bestimmt nicht mit anderen teilen.
Wie durch Zauberhand war sein Gaumen daher in den Genuss des einen oder anderen Glases Punsch gekommen. Normalerweise war Schmollen nicht so sein Ding, aber heute ...

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