22.Dezember

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Geschrieben von fiordali_

Eine Leise Melodie kam aus den Lautsprechern, sie war nicht sonderlich komplex, lediglich ein sanftes Klavierspiel. Hinata saß hinter dem Steuer, lenkte ihren Kleinwagen durch eine schneebedeckte Landschaft.

Seit Tagen schneite es unaufhörlich, die gesamte Umgebung war in ruhiges weiß gehüllt, ihm gefiel das, Tobio weniger, der beklagte sich über die Ausrutschgefahr bei den eisigen Temperaturen. Generell war Tobio nicht für den Winter zu haben, zu kalt, zu unangenehm, immer war einem zu warm wenn man drinnen mit Jacke stand, er fand einfach alle möglichen Gründe, um den Winter möglichst abstoßend darzustellen. Eventuell erfand er gelegentlich auch einige Punkte.

Kurz schweifte Hinatas Blick zum Beifahrersitz. Tobio hatte ihn nach hinten gestellt, lag leise schnarchend, in eine dunkle Decke gehüllt da, die Augen geschlossen. Er war absolut begeistert gewesen, als Hinata ihn um sieben Uhr morgens aus ihrem gemeinsamen Bett gescheucht hatte, um ihn dann in ihr Auto zu verfrachten und mit ihm durch die Kälte zu fahren.

Noch schöner hatte er die Tatsache gefunden, dass Hinata ihm partout nicht hatte verraten wollen, wohin sie denn eigentlich fuhren. Kurz, er war halb schmollend und etwas genervt eingeschlafen, und war nun seit knapp zwei Stunden in seiner Traumwelt gefangen.

Kurz ruckelte es, Tobio öffnete entnervt die Augen, blinzelte. Er brauchte einige Minuten, und noch mehr Blinzeln um seine Umgebung wahrzunehmen, und dann noch ein wenig länger um sich die Frage zu beantworten, wie er in ihr auto gekommen war.

Als ihn die Erkenntnis erfasste, dass sein Freund ihn in das Auto verfrachtet hatte, schoss sein Blick auf direktem Wege zu seiner rechten Seite, doch da saß kein Shoyo. Die Tür des Wagens stand offen, kalte Luft wehte hinein, ätzend.

Doch dafür hatte er jetzt keine Zeit, viel wichtiger war, wo Shoyo steckte. Also warf er kurzerhand die Decke von sich, die Kälte kroch ihm tiefer in den Körper, er fischte sich einen schwarzen Pullover von der Rückbank und streifte ihn sich über. Dann stieß er hastig seine Tür auf, sprang beinah aus dem Wagen.

Unter seinen Füßen spürte er etwas weiches, sie versanken leicht. Sein Blick glitt nach unten, Sand. Unter seinen, in Turnschuhe eingepackten Füßen, erblickte er reinen weißen Sand. Begeistert, mit den glitzernden Augen eines Kleinkindes, malte er mit seiner Fußspitze einige Muster in die feinen Körnchen.

Er atmete tief durch. Die Luft war klar und sanft und rein. Verträumt genoss er den Moment, schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken, atmete wieder tief. Ein angenehmer Geruch lag in der Luft, umschmeichelte ihn auf eine Weise, die eine Sehnsucht in ihm weckte, die viel zu lang unbeachtet geblieben war.

Warme Arme schlossen sich von hinten an seinen Körper, drückten ihn an einen Körper, der keinesfalls schmächtig, aber noch nicht so muskulös wie sein eigener war. Er kannte ihn, diesen Körper, er leibte ihn, den Mann, der sich gerade an ihn drückte, ihn an sich drückte, je nachdem aus welcher Perspektive man es betrachtete.

Er leibte ihn, diesen Mann.

Hinata sagte nichts. Auch seine Lieder waren geschlossen. Sie beide genossen in diesem Moment ihr bloßes Beisammensein. Sie brauchten nicht mehr als das. Die Ruhe des Moments, die Geborgenheit, es war genug, es war alles, was sie begehrten, nichts hätte sie erfüllter sein lassen können.

Kageyama öffnete als erster die Augen, sein Blick glitt hinab, traf den weit entfernten Horizont, an dem in diesem Moment die Sonne zu strahlen begann. Die warmen Sonnenstrahlen spiegelten sich in dem reinen Wasser des Meeres, in dem Wasser das das Gegenteil von ihnen darstellte, kaltes salziges Wasser, und doch wären die Sonnenstrahlen ohne sie nicht so schön.

Sie würden nicht reflektiert, nicht doppelt dargestellt werden. Das Wasser glitzerte durch den Schein der Strahlen, es erinnerte an einen funkelnden reinen Edelstein.

„Happy Birthday", flüsterte ihm eine sanfte Stimme ins Ohr, jagte ihm einen Schauer über den Körper, beinah hatte er den festen Griff um sich vergessen, so verzaubert war er von dem Anblick des Meeres gewesen.

„Ich hab Kuchen gebacken, willst du ein Stück?", bot der Kleinere ihm an, drückte ihm einen gehauchten Kuss in den Nacken. „Willst du mich vergiften?", fragte er zurück, warf einen sanften Blick über die Schulter, starrte in zwei braune Augen, die so warm schienen wie die Sonne.

Sein Blick glitt über die langen Wimpern, die leicht von der kühlen Brise bewegt wurden, weiter über seine helle Haut, seine leichten Sommersprossen, die beinah gänzlich verschwunden waren, über den schlanken Hals, hinunter zum Schlüsselbein.

Wie konnte ein Mensch bitte so gut aussehen?

Er spürte einen leichten Stich in seiner Seite. „Hey, so schlecht backe ich jetzt auch nicht!", gespielte empört zog Hinata eine Schnute. Klar seine Koch- und vor allem seine Backkünste waren ausbaufähig, aber so schlimm waren sie nun auch wieder nicht. Außerdem ließ er sich sowieso viel lieber von Tobio bekochen, weil es einfach angenehmer war, aber er würde sich hüten ihm das zu sagen.

„Na gut, wenn ich sterbe bist du schuld", neckte ihn der Größere, löste sanft die Umklammerung, er gab es nicht gern zu, aber Hinatas Griff war nicht gerade leicht. Er fasste Shoyos Hand, zog ihn hinter sich her zurück zum Auto.

Sie setzten sich in den Kofferraum, das war eine Art Tradition wenn sie ans Meer fuhren. Sie setzten sich, blickten auf das Meer und genossen einfach die gemeinsame Zeit, die aufgrund der Arbeit oftmals einfach zu kurz kam.

Shoyo schnitt ihnen beiden ein Stück von dem Schokoladenkuchen ab, legte es auf zwei Teller, die er mitgebracht hatte, ausnahmsweise war er mal organisiert, Kageyama erstaunte dieser Umstand kurzzeitig. Shoyo reichte ihm einen der Teller, wühlte kurz und zog dann zwei kleine Gabeln hervor, reichte ihm eine.

Vorsichtig stich er in den Kuchen, betete innerlich wirklich nicht vergiftet zu werden, und schob sich dann ein Stück des Kuchens in den Mund. Er schmeckte, er schmeckte gut, sehr gut sogar.

Verwundert blickte er zu seinem Freund, der bereits die dritte Gabel im Mund hatte. „Schmeckt's?", fragte er ihn, als er den neutralen Ausdruck auf Kageyamas Gesicht sah. Er nickte einmal kurz, schob sich ein zweites Stück in den Mund.

Nachdem sie gegessen hatten, kuschelte sich Shoyo eng an Tobio, welcher den Kleineren fest an sich drückte, ihm durch die verwuschelten Haare strich, von Shoyo kam kein Protest, still betrachtete er das Meer.

„Ich liebe dich", raunte Tobio ihm ins Ohr, hauchte einen leichten Kuss unter dieses. „Ich dich auch", Flüsterte Shoyo, drückte sich tiefer in die wärmende Umarmung.

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