❝Denn wahrlich, es sind nicht die Augen die blind sind, sondern blind sind die Herzen in der Brust.❞
In Gedanken zählte ich das Geld mit, um mich mental darauf vorzubereiten.
»Tja. Dann war's das wohl, hab ich recht ?«, fragte er und hörte sich zum ersten Mal gut gelaunt an.
Mit einem Kopfnicken machte er seinen Mitläufern klar, dass sie uns gehen lassen konnten.
Viel zu schnell drehte ich mich um, um endlich zu verschwinden, da ertönte seine laute Stimme hinter mir.
»Nein nein, du nicht, Giftzwerg.«
Wie vereist blieb ich stehen und sah zu meinem Vater. Hoffnungsvoll sah ich in seine Augen. Er kann mich nicht hier lassen.
Das würde er nie tun.
»Wir haben dir ein Teil ihres Geldes gezahlt. Lass sie gehen, den Rest zahlen wir dir noch.«, bat mein Onkel.
Mister Arschloch, kam auf uns zu.
»Geh ins Schlafzimmer.«, raunte er plötzlich ganz nah an meinem Ohr.
Oh wie ich dich hasse. So ein provokantes Arschloch.
Natürlich hatte mein Vater es gehört und genau das, was der Moment, der meinen Vater dazu brachte die Geduld zu verlieren und ihn am Kragen zu packen.
Naja er versuchte es.
Wäre diese Situation nicht so ernst, hätte ich gelacht, denn mein Vater war um einiges kleiner als er. Aber momentan konnte ich nur hoffen, dass er meinem Vater nichts tat.
»Alejandro, bring sie weg und fahr das Auto vor. Wir sehen uns draußen.« War das einzige was er zu sagen hatte.
Alejandro nickte, packte meinen Vater an die Oberarme und entfernte ihn, ohne jegliche Mühe.
So unauffällig wie möglich, versuchte ich mich mit zu schleichen.
Nur schade, dass ich an meinem Oberteil nach hinten gezogen wurde und somit direkt vor seiner Brust landete.
Ich berührte ihn nicht und dennoch spürte ich ihn.
»Hatte ich dir nicht gesagt, dass du ins Zimmer sollst ? Dafür sollte ich dich knechten. Setzt dich hin !«
Monster.
Vorsichtig setzte ich mich auf den Sessel.
Das kann doch nicht wahr sein. Du machst einfach was er sagt, während deine Familie grade geht ?
Ruckartig stand ich wieder auf. »Lass mich gehen !«, schrie ich so plötzlich, dass selbst er zusammen zuckte.
»Ach halt endlich deine Fresse. Deine Familie und du, ihr redet zu viel. Euch sollte man Foltern bis ihr stumm werdet. Und wenn du dich daneben benimmst, werd ich genau das mit dir tun. Ich bring dich so lang zum schreien, bis du deine pieps Stimme verlierst.«
Meine Augen wurden wahrscheinlich bei jedem Wort größer.
Dieses Monster.
Noch völlig geschockt setzte ich mich hin und zog die Schultern hoch.
Er hat mich weg gesperrt, also würde er mich auch knechten und foltern, bis ich tatsächlich stumm bin.
Ich konnte nicht glauben, dass meine Familie jetzt wirklich ohne mich weg ist.
Sie würden doch aber niemals das Land ohne mich verlassen, oder ?»Señor, Señorita, der Wagen steht bereit.«
Alejandro, stellte sich hinter mich, damit ich auch ja nichts falsches tat, während er mich nach draußen begleitete.
Er, war zu meiner Verwunderung nicht da. Keiner war da. Nur Alejandro und ich.
Niemals im Leben, würde ich es schaffen, ihm zu entkommen. Und trotzdem war es ein menschlicher Instinkt, es einfach zu versuchen.
Schnell genug drehte ich mich zu ihm, stützte mich an seinen Unterarmen und stieß ihm mein Knie, in die Weichteile.
Stöhnend ging der große Mann auf die Knie, was mir für einen Moment leid tat.
»Entschuldigung.«, schrie ich, als ich zu rennen begann.
Keine Ahnung in welche Richtung ich rannte, es könnte sein, dass ich genau in eine Falle lief, aber ich wollte es zum mindest versuchen.
Ganz plötzlich ertönten Schüsse, was mich aufschreien ließ.
Die wollen mich doch nicht ernsthaft umbringen ?
»NICHT SCHIESSEN.« Hörte ich ihn noch schreien.
Außer Atem und mit brennenden Waden, rannte ich weiter aus der düsteren Umgebung.
Nach einer Weile konnte ich nicht mehr rennen und blieb neben einem Kiosk stehen.
Ich hatte nichts, kein Handy, kein Geld, keine Adressen.
Aus der Puste ging ich in den Kiosk rein und sah die Verkäuferin an. »hello, do you speak english?«, fragte ich sie, doch sie schüttelte den Kopf und zuckte die Schultern.
Dann muss ich es anders versuchen.
Mit meinen Händen symbolisierte ich ein Telefon und hielt es an mein Ohr, um ihr verständlich zu machen, dass ich ein Telefon brauche.
Sie nahm fragend ihr Handy heraus und streckte es mir hin.
Na Gott sei dank.
Zum Glück kannte ich die Nummer meiner Schwester auswendig, weswegen ich sie ohne groß nachzudenken wählte und anrief.
Es klingelte. Es klingelte viel zu lange.
Piep.
Piep.
Piep.
»Hallo ?«, kam es aus der anderen Leitung.
Erleichtert atmete ich auf. »Oh Gott sei Dank. Ich bin's Tina. Gib das Handy schnell an eine erwachsene Person.«
»Tina?« Der Mann meiner Tante war dran.
»Ich weiß nicht wo ich bin, aber jemand muss mich von hier abholen. Ich hab Angst.«, flüsterte ich den letzten Satz.
Ja ich hatte Angst, verdammt große Angst sogar.
»Schick mir den Standort über diese Nummer.«
In Sekundenschnelle speicherte ich seine Nummer auf dem unbekannten Handy, sendete ihm meinen Standort und wartete ungeduldig darauf. Dass sich die beiden Haken blau färbten.
Er schrieb mir noch kurz, dass er los fuhr, weshalb ich seine Nummer und den Chat löschte und der Frau ihr Handy wieder gab.
Dankend nickte ich und stellte mich draußen vor den Kiosk.
Was wenn er mich sucht ? Und mich wieder findet ? Ich bin nicht grade weit gelaufen.
Voller Angst schloss ich meine Augen und wartete darauf, endlich abgeholt zu werden.
Ich werd hier noch verrückt.
So hatte ich mir eine spanische Hochzeit definitiv nicht vorgestellt.
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-L
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The last Game
RomanceDie neunzehnjährige Florentina, besucht die schöne Stadt Córdoba, in Spanien, da ihre Tante heiraten würde. Doch mitten auf der Hochzeit platzen irgendwelche Männer rein, die mit Waffen umher wedeln und den Schwiegervater, der Braut bedrohen. Ohne...