fünfzehn

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"Komm mit", flüsterte sie. "Das ist mein verspätetes Geburtstagsgeschenk" 

"Du hast mir doch schon etwas zum Geburtstag geschenkt", protestierte ich. "Dieses kleine Heft und die personalisierte Handcreme" "Jaa-haa, aber das waren rein materielle Dinge. Das hier wird jetzt emotional", erklärte sie. "Du trägst einen riesigen Korb - du kannst mir nicht erzählen, dass das jetzt nicht materiell wird" "Doch", erklärte sie und griff nach meiner Hand, was die Schmetterlinge in mir sofort wieder zum Leben erweckte.

"Aber ich-" "Du", sagte sie und drückte mir einen kurzen Kuss auf die Lippen. "sagst jetzt erst mal überhaupt nichts, bis wir dort sind." "Maaann", grummelte ich halbernst, folgte ihr jedoch dann ohne noch mehr Drama zu machen.

Ich dachte noch an die letzten Tage. Sie waren größtenteils gut gewesen. Es hatte zwar seine Zeit und einen "Tamara-Sandy-Best-Friends-Forever"-Nachmittag gebracht, bis sie mir wieder verziehen hatte, dass ich es ihr nicht sofort anvertraut hatte, obwohl sie es ja so "süüß" fand, aber danach war, zumindest was Tamara und mich betraf, wieder alles im grünen Bereich.

"Wir sind da-haa!", unterbrach Yuko meine Gedanken. "Komm mit"

Sie ließ meine Hand hoch, um eine wackelige Leiter in Richtung eines Plateaus auf dem Baum hochzuklettern. "Na, komm schon, sieh's als Vertrauensbeweis"

Vorsichtig folgte ich ihr und saß plötzlich in nur vom Mond und den Sternen beleuchteten Finsternis in luftigen fünf Metern Höhe. "Mach kurz Platz", hauchte Yuko mit einer Stimme, die mir Gänsehaut bescherte und ich rutschte zur Seite. Obwohl das Gerüst aus Holz, auf dem wir saßen, groß war und auch seitliche Abgrenzungen hatte, fühlte ich mich irgendwie unwohl hier oben. 

"Keine Angst", sagte sie, während sie mit ihrer linken Hand nach meiner griff und mit ihrer rechten an etwas hinter ihrem Rücken herumspielte. "Vorsicht, jetzt"

Sie entzündete ein Streichholz und kurz erfasste mich der irre Gedanke, sie wolle das Baumplateau und mich anzünden. Stattdessen entzündete sie eine Kerze und stellte diese in eine Laterne, die alles im Umkreis von ein paar Metern in warmes Licht tauchte.

"Alles Gute zum Sechzehnten", murmelte Yuko und küsste mich. "Ich hoffe, du freust dich."

Sie hatte ein kleines Picknick vorbereitet. Mit warmem Kakao und Süßigkeiten und diesen sauren Gurken, die ich so liebte. 

Während wir aßen, konnte ich meinen Blick gar nicht von ihr abwenden. Sie war so wunderschön, wie das flackernde Licht der Kerze ihr Gesicht teilweise erhellte. Die dunklen Haare, bei der man inzwischen schon wieder die blonden Ansätze sehen konnte, dieser wunderschön geformte Mund, diese Augen, diese perfekten Proportionen.

Sie hatte an alles gedacht. Es gab sogar eine Decke und Polster, wodurch das Ganze sogar gemütlich war, und da das Plateau zwar Wände, aber kein Dach hatte, konnten wir nach oben in den Sternenhimmel sehen.

Irgendwann räumte Yuko das Geschirr und die Essensreste weg und zog mich zu sich hinüber, um mich in ihre Arme zu schließen. 

"Yuko... danke, danke dafür", murmelte ich und ich konnte nicht anders, ich hatte ein dickes Grinsen im Gesicht. "Gern geschehen", gab sie zurück. "Dieses Baumhaus haben wir als Kinder gebaut, gemeinsam mit Dad. Und dann waren wir die Piraten, die Dads Plateau, das als Schiff herhielt, erobern mussten. Letztens habe ich mich daran erinnert und ich dachte, es wäre vielleicht schön, dich an diesen Erinnerungen teilhaben zu lassen." 

"Es ist wunderschön", flüsterte ich und mein Bauch war warm, von dem Kakao und von Yukos Worten und ihrer Liebe. Darum wagte ich es auch, die nächste Frage zu stellen. "Yuko... was... was ist das jetzt eigentlich zwischen uns beiden?"

"Ähm..." Sie streichelte mich, während sie nachdachte. "Also, meinerseits könnte ich es als Liebe definieren" Mein Herz schien einen Salto zu vollführen, während sie diese Worte aussprach. 

"Ich... also... meinerseits auch", murmelte ich, während ich mich noch enger an sie kuschelte. Liebe. Das war ein großes Wort und eigentlich hatte ich es nur gesagt, weil sie es gesagt hatte. Aber wenn ich so darüber nachdachte, fühlte ich, dass es wirklich stimmte. Und dass ich mehr wollte als diese undefinierte Übergangsphase, in der wir uns momentan befanden.

"Also... Yuko... würdest du... würdest du... mitmachen? Mit... mit einem ,Wir'? Mit uns beiden?" Ich schluckte, doch ich hatte seltsamerweise keine Angst vor der Antwort, ich empfand nur Vorfreude. 

"Das... das wäre der zweite Teil meines Geschenks gewesen", wisperte sie mir ins Ohr.

Ich glaubte, mich verhört zu haben, also erkundigte ich mich noch einmal: "Du meinst... bei... wenn ich dich fragen würde, ob du mit mir zusammen sein willst, würdest du ja sagen...?" 

Yuko lächelte. "Eigentlich würde ich lieber dich fragen, aber Ja. Das würde ich."

"Oh mein Gott." Ich ließ mir die Worte auf der Zunge zergehen. "Du bist jetzt meine Freundin. Meine feste Freundin. Es hört sich so gut an... so... richtig."

Einige Minuten lagen wir noch schweigend da, ich war völlig umhüllt von diesem Glücksgefühl, dass Yukos Worte immer wieder mit sich brachten. 

Irgendwann räusperte sie sich. "Ähm... möchtest du noch irgendetwas... machen?"

Ich schluckte und bei dieser Frage überkamen eine Menge Gedanken meinen Kopf. Gedanken, die sehr schön und sehr... nackt waren. 

"Ich hätte da die ein oder andere Idee", flüsterte ich zurück.

Sie blickte mich an: "Und die wäre?"

"Wir könnten... weiter gehen", flüsterte ich an und die Worte hörten sich so gut an. "Ich meine, wenn das für dich okay ist...?"

"Mehr als okay", erklärte sie mit Vorfreude in der Stimme. "Ich hatte gehofft, du würdest es sagen." 

Und mit einem Lächeln im Gesicht zog sie mir den Pulli über den Kopf. 

a million feelings - and you inbetween (gxg)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt