Freitag, der Dreizehnte. Kein guter Tag, um das erste Mal wieder etwas mit Yuko zu unternehmen, aber bekanntlich gab es ja für alles ein erstes Mal. Bei den Worten "erstes Mal" musste ich unwillkürlich wieder an diesen unvergesslichen Abend in dem Baumhaus denken und alles in mir zog sich zusammen, wenn ich daran dachte, wie glücklich ich zu diesem Zeitpunkt gewesen war. Sorglos. Unbeschwert.
Simon würde direkt zu Yuko kommen und ich und Tamara gemeinsam mit dem Bus und danach mit dem Zug. Ich trug den Hoodie, den ich auch getragen hatte, als wir uns das erste Mal geküsst hatten und ich fühlte mich wie eine Besessene, weil ich mich daran erinnerte.
"Hey, alles gut, okay?", sagte Tamara, als sie merkte, wie ich auf meinem Sitzplatz im Zug zitterte. "Es ist alles gut. Es ist ein Riesenfortschritt, dass sie dich wieder eingeladen hat." "Eigentlich hat sie mich nicht eingeladen, sondern nur dich und Simon", betonte ich. "Sie hat das nur gemacht, weil sie nicht Nein sagen konnte, als ihr sie angebettelt habt, auch mir zu schreiben." "Sie hat nicht Nein gesagt", erklärte sie sanft. "Das bedeutet so viel. Du kannst nicht erwarten, dass sie, nur weil du dich entschuldigt hast, dir wieder vergibt und alles so toll ist wie vorher. So läuft das nämlich nicht auf dieser Welt"
"Mhm", murmelte ich, während ich meinen Blick aus dem Zugfenster richtete. Die Felder draußen flogen an mir vorüber, die Schafe wurden zu verschwommenen weißen Flecken, wie Wolken. Oder Watte. Ich mochte Zugfahren.
Yannik öffnete uns die Tür. "Yuuuki!", brüllte er in einer Lautstärke, die ich einem Knirps wie ihm gar nicht zugetraut hätte. "Sandy ist da!" Dann fügte er noch leise hinzu: "Wie heißt du?" "Tamara", antwortete Tamara schmunzelnd und er fügte, wieder in schriller, hoher Tonlage hinzu: "Und Tamara!"
"Komme, Yannik", rief Yuko. "Moment"
Sie und Simon kamen hervor. "Hi", sagte sie und sah beinahe nur Tamara an, während der kurze Blickkontakt, den sie mit mir austauschte, sichtlich unterkühlt war. Während Simon und Tamara hoch in ihr Zimmer gingen, flüsterte sie mir zu: "Sandy. Ich mache das alles nur, damit nicht auch die anderen darunter leiden, ja? Es hat rein gar nichts mit früher zu tun."
"Das... das dachte ich auch nicht", sagte ich. "Ich wollte nur sagen, dass es mir leidut"
"Wie oft willst du es denn noch erwähnen?", zischte sie. "Das macht das Ganze nicht besser, klar? Komm jetzt rauf, ich will heute kein Drama mehr."
Abrupt drehte sie sich um. "Okay", flüsterte ich, leise, "okay"
Die Stimmung im Zimmer war angespannt, da es ja nicht nur eine Sache zwischen mir und Yuko war, sondern inzwischen auch Tamara und Simon betraf. "Lasst uns irgendetwas spielen", schlug Simon vor. "Keine Ahnung, was. Irgendein Partyspiel."
"Dir ist klar, dass die Stimmung hier und auch die Anzahl der anwesenden Personen weit entfernt von Party ist?", fragte Tamara. "Niemand hier will ein Partyspiel spielen." "Ach kommt schon. Ich habe eine echt coole App für... Never have I ever."
"Never have I ever. Klar." Yukos Stimme triefte vor Sarkasmus. "Ist bestimmt ganz toll." "Wir machen's mit Zufallsgenerator und mit Cola statt Alkohol", erklärte Simon, der anscheinend von seiner eigenen Idee ganz begeistert war. "Es geht so: Der Zufallsgenerator stellt etwas wie: Ich habe noch nie... keine Ahnung... nur so als Beispiel... jemanden ignoriert, und jeder, der das schon mal getan hat, muss einen Schluck trinken-" "Simon", sagte Tamara, während sie ihm ein Kissen über den Kopf zog. "Wir wissen alle, wie dieses Spiel geht. Trotzdem wollen wir es nicht spielen."
"Bitte.", bettelte er. "Nur eine Viertelstunde, dann lass ich euch in Ruhe"
"Dann machen wir es eben", sagte ich, während ich in dem Zimmer, auf dem Bett saß, auf dem Yuko und ich uns das erste Mal geküsst und rumgemacht hatten und fühlte mich schrecklich. Das hier sollte nicht so laufen. Eigentlich sollten das hier nur wir beide sein, redend, küssend, miteinander schlafend. Nicht wir zu viert mit eisiger Stimmung zwischen Yuko und mir.
DU LIEST GERADE
a million feelings - and you inbetween (gxg)
RomanceWenn Sandy eines nicht wollte, dann eine Beziehung. Weder verspürt sie das Bedürfnis, jemanden zu daten, noch fühlt sie sich zu einem ihren Klassenkollegen hingezogen. Doch dann kommen plötzlich die Gedanken - Gedanken, die sie nie zuvor hatte, Bed...