dreiunddreißig

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Gleich beim ersten Mal eine Lüge. Das war gut, ich hatte schon eine gute Idee und freute mich darauf, sie den anderen zu präsentieren. 

"Ich beginne", sagte Yuko. "Als Kind habe ich meinem kleinen Bruder immer meine Popel in den Mund geschoben, damit ermerkt, wie lecker das schmeckt" "Waaas?" Vor Entsetzen spuckte ich den Sekt, den ich gerade getrunken hatte, beinahe wieder aus. "Du hast was getan?" "Vielleicht ist es ja eine Lüge", sagte sie und sah mich ausdruckslos an.

"Sandy?"

Ich räusperte mich und musste ein Grinsen verkneifen. "Ihr wisst noch, wie sich im Skikurs vor drei Jahren Elias den Fuß gebrochen hat? Sorry, Yuko" "Ja, klar, wissen wir das noch, er erzählt es ja gefühlt alle fünf Minuten", warf Simon ein.

"Ja eben", sagte ich. "Wir waren damals als einzige schon beinahe bei der schwarzen Piste runtergewesen und irgendwann haben wir uns gestritten und ich hab ihn so gegen die Schulter geboxt und er konnte sein Gleichgewicht nicht mehr halten und ist umgefallen und noch ein paar Meter runter - danach war sein Fuß kaputt"

"Du warst das?", fragte Tamara argwöhnisch. "Das glaub ich nicht, das hätte er uns doch sonst immer unter die Nase gerieben!" "Du glaubst, er hätte dir unter die Nase gerieben, dass er wegen dem Schubs eines Mädchens zu Boden gegangen ist? Außerdem, vielleicht ist es ja eine Lüge", wiederholte ich Yukos Worte von vorhin. 

"Dann, Tamara?"

"Ich habe mein erstes Handy irgendwann zertrümmert und gesagt, es wäre mir runtergefallen, weil ich ein neues wollte." Selbst, wenn nicht ich den Zettel mit "Lüge" gezogen hätte, ich hätte ihr geglaubt. Das war so typisch Tamara. 

"Simon?", sagte Yuko, während sie unter dem Tisch vorsichtig nach meiner Hand tastete. Ich ließ sie gewähren und ließ meinen Blick kurz zu ihr schweifen, während Simon erzählte: "Früher sagte ja jeder immer "Iss viel, damit du groß und stark wirst" In einer Zweifelsphase so mit zehn oder elf Jahren wollte ich unbedingt stärker werden, also hab ich damals einfach angefangen, extrem viel zu essen, also wirklich übermäßig viel, weil ich dachte, dass ich dadurch größer werde. Ich bin aber nicht gewachsen - weder in die Länge, noch in die Breite"

"Stimmt, du bist noch immer klein", sagte Tamara und tätschelte seinen Kopf. "Armer, kleiner Simon" "Aaach, halt den Mund", sagte er, musste aber grinsen. "Also lass uns abstimmen"

Da ich ja selbst die Lüge erzählt hatte, zeigte ich auf Yuko, genauso wie Simon, während Tamara auf mich tippte und Yuko auf Tamara. "Wer hat jetzt gelogen?", fragte Simon. "Ich", sagte ich lachend. "Wie funktioniert jetzt die Punkteverteilung?" "Du kriegst drei Punkte, Sandy, weil du als Lügnerin nicht enttarnt wurdest", erklärte Yuko und alleine bei dem Klang meines Namens in ihrem Mund erwärmte sich mein Herz. 

"Ich kriege zwei Punkte, weil meine Geschichte so gut war, dass zwei Personen sie geglaubt haben und Tamara kriegt aus demselben Grund einen. Klar?" "Klar", sagten Simon und Tamara, während ich mich zu Yuko umdrehte.

"Du hast Yannik gezwungen, deine Popel zu essen? Sag mal, alles gut bei dir da drin?" "Ich war klein und dumm", sagte Yuko und duckte sich weg als ich so tat, als würde ich sie im Scherz schlagen. "Du bist immer noch klein und dumm", sagte ich und jetzt war sie es, die sich auf mich stürzte.

Sie packte mich am Arm und zog mich aufs Sofa, wobei ich tat, als würde ich mich wehren, obwohl ich nicht all meine Kraft anwendete und ließ mich aufs Sofa fallen, während sie sich einen Polster schnappte und begann, damit auf mich einzuschlagen.

Ich hielt schützend und vor Lachen beinahe weinend meine Hände vors Gesicht, als sie plötzlich begann, mich zu kitzeln. "Hey, lass das, das ist ungerecht!", presste ich hervor, während ich ein Kichern unterdrücken musste. "Das ist so asozial v on dir-" 

Ich konnte meinen Satz gar nicht mehr aussprechen, als sie sich auf mich rollte und mich weiter kitzelte. 

In diesem Moment, Tränen lachend, fühlte ich mich so geborgen wie schon lange nicht mehr.

a million feelings - and you inbetween (gxg)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt