Wir saßen in Simons Zimmer, aßen Kekse und hörten Musik, während wir auf seinem Bett saßen.
Tamara lehnte an mir und Simon saß daneben und durchforstete seine Playlist nach einem Song "zum Viben", wie Tamara es ausgedrückt hatte.
Ich scrollte durch Insta, während die beiden sich unterhielten. Yukos Profil. Sie hatte die Fotos von uns beiden gelöscht - etwas, zu dem ich mich noch nicht hatte aufraffen können. Die Bilder anzusehen, auf dem wir Grimassen zogen und herumalberten, fühlten sich an wie ein Teil von etwas Gutem.
"Was ist jetzt eigentlich mit Yuko?", fragte Simon, so, als hätte er meine Gedanken gelesen.
"Ich... äh, was sollte sein?", gab ich ein wenig zu schnell zurück.
Simon sah mich an, als hielte er mich für geistig minderbemittelt. "Denkst du, ich bin blöd? Klar ist mir aufgefallen, dass ihr sie im Moment nicht dabei haben wollt. Habt ihr Zickenkrieg oder so etwas?"
"Nein!", sagte ich und Tamara fügt hinzu: "Das sind... Mädchensachen."
"Im wahrsten Sinne des Wortes", murmelte ich leise und sie kicherte leise auf.
"Was ist denn jetzt los?", fragte er. "Ich weiß, dass ich ein Junge bin, aber ich bin trotzdem euer bester Freund. Ich habe das Recht, zu wissen, was Yuko euch getan hat. Wegen euch kann jetzt auch ich keine Zeit mehr mit ihr verbringen, ohne mich auf eine Seite zu schlagen. Ich will das wissen, Mädels."
"Es war nicht Yuko, die jemandem etwas getan hat", sagte ich, während Tamara behauptete "Es ist nichts", und ihn in den Arm boxte. "Sieh nicht immer Probleme, wo gar keine sind."
"Hey", protestierte Simon und boxte sie zurück.
"Es ist... es ist wirklich etwas vorgefallen. Aber... es hat mit Tamara nichts zu tun.", sagte ich und holte tief Luft.
Mein Herz schlug jetzt schon mit mindestens doppelter Geschwindigkeit - und das war Simon, mein bester Freund, den ich schon seit dem Kindergarten kannte und dem ich tatsächlich vertraute - und der Tamara in emotionaler Ebene um beinahe nichts zurückstand.
Tamara griff nach meiner Hand, sanft und drückte sie. "Du schaffst das", formte sie mit ihren Lippen und in mir wurdes es warm.
"Simon, ich... ich habe mit Toby rumgemacht", sagte ich leise. "und Yuko ist jetzt sauer auf mich, weil..."
"Ich wusste, dass du auf Toby stehst", warf er ein.
"Simon, bitte", sagte ich. "Bitte, lass mich erzählen."
"auf jeden Fall ist Yuko jetzt sauer auf mich, und das aus guten Gründen, weil....", fuhr ich fort, als er mich abermals unterbrach.
"Steht Yuko auch auf Toby?", fragte Simon überrascht. "Also, das wusste ich nicht."
"Simon", sagte Tamara langsam. "Wenn du nicht auf der Stelle deine Fresse hältst, klebe ich sie dir eigenhändig mit Panzertape zu. Das meine ich völlig ernst."
Das wirkte. Simon tat, als würde er seinen Mund wie mit einem Reißverschluss schließen, dann sah er mich an. "Im Ernst, ich mach nichts mehr"
"Danke. Also, Yuko war dann sauer auf mich, weil... dadurch, dass ich... dass ich Toby geküsst habe... habe ich sie betrogen. Wir waren... zu diesem Zeitpunkt noch... zusammen."
Simon riss die Augen auf. "Oh. Okay. Wow.", sagte er. "Das... das kommt jetzt ziemlich direkt."
Ich senkte den Blick und Tamara drückte meine Hand abermals, während sie sich an Simon wandte. "Mehr willst du nicht sagen: Wow? Wie asozial ist das denn?"
"Ich... ich bin nur gerade ein bisschen verblüfft", sagte er. "Aber... nur, dass das klar ist: ich habe kein Problem damit oder so, und ich... ich mag dich dadurch noch immer genauso gerne wie vorher. Beziehungsweise: Habe ich dich jemals gemocht?"
"Schon besser", erklärte Tamara, "auch, wenn wir am letzten Teil noch arbeiten müssen."
Mein Herz machte einen Hüpfer und plötzlich wurde mir bewusste, wie viele Personen es jetzt eigentlich schon wussten: natürlich ich und Yuko, dann Tamara, Lisa, meine Eltern, und jetzt auch noch Simon. Doch das machte mir irgendwie keine Angst. Es fühlte sich... richtig an.
"Will jemand noch Kekse?", fragte Simon, während er die Schüssel in die Runde reichte.
"Dein Ernst?", fragte Tamara. "Eine deiner besten Freundinnen hat sich gerade geoutet und du hast nichts Besseres im Kopf als Essen?"
"Was denn?", verteidigte sich Simon. "Ich dachte, Sandy will sicher nicht, dass wir eine so große Sache draus machen, also hab ich einfach das Thema gewechselt."
In diesem Moment verspürte ich das dringende Bedürfnis, ihn zu umarmen.
Und das tat ich dann auch.
Das erste Mal in meinem Leben.
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a million feelings - and you inbetween (gxg)
RomanceWenn Sandy eines nicht wollte, dann eine Beziehung. Weder verspürt sie das Bedürfnis, jemanden zu daten, noch fühlt sie sich zu einem ihren Klassenkollegen hingezogen. Doch dann kommen plötzlich die Gedanken - Gedanken, die sie nie zuvor hatte, Bed...