Kapitel 2

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Ich wachte auf, als mein Wecker anfing Radau zu machen. Er war auf höchste Lautstärke eingestellt und ich fiel fast aus dem Bett so erschreckte ich mich. Ich quälte mich aus dem warmen, weichem Bett und ging die Treppe hinunter. Meine Schritte waren so schlurfend dass ich das Gefühl hatte, dass ich einfach umkippen und wieder einschlafen könnte. Mein Vater wartete am Frühstückstisch auf mich. Er war immer so gut gelaunt. Selbst morgens.
,,Na, gut geschlafen ?"

,,Ja, nur zu kurz."

,,So wie an jedem Schultag."

Er grinste mich an und seine gute Stimmung färbte ein wenig auf mich ab. Mein Vater hatte schon den gesamten Frühstückstisch gedeckt. Das ganze glich schon fast einem Buffet. Ich setzte mich auf den Stuhl und mir stieg der wundervolle Geruch von frisch getoastetem Toast mit Marmelade in die Nase.

,,Du kannst Gedanken lesen, Dad."

,,Ich weiß doch wie sehr du das liebst."

Nach diesem Festmahl war ich so gut gelaunt, dass ich fast durch die Wohnung hüpfte. Mein Vater lächelte, als ich anfing zu summen und die Treppen hoch sprang. Ich ging ins Bad, putze mir die Zähne und schminkte mich ein wenig. Ich war so eine von den Mädchen,  die nicht so gerne ihr Gesicht mit MakeUp vollklatschten nur um sich dann schöner zu fühlen. Ich fand es sowieso komisch, wenn eine Frau durch zu viel MakeUp einer BarbiePuppe ähnelte. Dann zog ich mir schnell etwas an und war auch schon fertig. Ich lief während ich mir noch die Bluse zuknöpfte die Treppen wieder runter und mein Vater hatte mir schon das Essen für die Schule vorbereitet. Ich packte alles schnell in meine Tasche, drückte meinem Vater noch schnell einen Kuss auf die Wange und verließ auch schon das Haus.

,,Hab einen schönen Schultag." rief er mir nach.

Ich stieg in den Bus und setzte mich auf eine zweier Sitzbank. Ich wusste selbst, dass sowas eigentlich ziemlich asozial war, aber ich wollte doch irgendwie alleine sein. Nach einer Station kamen noch einige Schüler in den Bus. Als ich ein mir bekanntes Gesicht erkannte wusste ich nicht, ob ich lächeln oder finster drein starren sollte. Es war Emily, die Person die mich noch gestern vollends ignoriert und abblitzen lassen hat. Trotzdem hatte ich meine gute Laune von vorhin noch nicht verloren und sah dem ganzen positiv entgegen. Sie sah mich an und lief nach kurzem Zögern in meine Richtung, um sich neben mich zu setzen.

,,Guten morgen." brummte sie.

,,Guten morgen."

Ich bin mal wieder viel zu gut gelaunt.

,,Weißt du, was wir gleich haben ?" Fragte Emily.

,,Biologie."

,,Verdammt, ich habe die Hausaufgaben nicht. Mr Gerald bringt mich um."

,,Ich hab die Hausaufgaben, du kannst gerne abschreiben."

Sie schaute mich an. ,,Wirklich ?"

,,Wenn du willst." Ich zog das Heft aus meiner Tasche und gab es ihr.

Wir hatten noch zwanzig Minuten Fahrt. Sie schaffte das Abschreiben in Fünf.

,,Danke. Ich bin dir etwas schuldig."

Heute war sie viel besser gelaunt als gestern. Dann drehte sie lächelnd ihren Kopf in meine Richtung und schaute mich an.

,,Ich wollte mich für mein Benehmen gestern entschuldigen. Ich war einfach nicht gut drauf."

,,Was war denn los ?"

Sie zögerte einen Augenblick, dann antwortete sie. Ich wusste selber nicht warum sie antwortete, beziehungsweise warum ich überhaupt gefragt hatte.

,,Ich hatte eine Auseinandersetzung mit meinem Freund. Dann hat er mich geschlagen und ich habe Schluss gemacht."

,,Das tut mir leid."

,,Muss es nicht, ich habe erkannt, dass er ein Arschloch ist."

,,Warum ?"

,,Vor zwei Wochen hatte ich ihn erwischt, wie er mit einer anderen rumgemacht hat. Er meinte es sei ein ,Ausrutscher'."

,,Oh."

,,Kannst du mein Benehmen von gestern vergessen und wir fangen heute noch mal neu an ?"

,,Klar."

Ich war so glücklich, endlich redete jemand mit mir. Dann waren wir auch schon bald an der Schule angekommen. Wir liefen zum Biologie-Raum und setzten uns wieder nebeneinander. Nach einiger Zeit gesellten sich noch zwei Mädchen zu uns. Wie ich durch Emily erfuhr hießen sie Anna und Katy.
Emily erklärte, dass das ihre beiden Freundinnen seien. Wir verstanden uns auf Anhieb, was irgendwie doch eine Überraschung für mich war. Anna war groß, sehr dünn mit orange, braunem Haar und Katy war ziemlich klein, etwa 1,63, mit Hellbraunem Haar und großen braunen Augen.
In der Biologiestunde hatten wir die Anomalie des Menschens. Das Thema interessierte mich wirklich und ich lauschte jedem einzelnen Wort des Lehrers. Am Ende der Stunde gab uns Mr Gerald die Hausaufgabe, einen Vortrag über die Anomalie eines beliebigen Tieres vorzubereiten. In Vierergruppen zu unserem Glück. In dem Moment, als er das an die Tafel schrieb, schauten Katy, Anna, Emily und ich sich an und es war ohne Worte klar, dass wir zusammen arbeiten würden. Dann war Pause. Wir gingen zusammen in die Cafeteria und setzten uns an einen Tisch. Dann fingen alle gleichzeitig an zu reden und nach zwei Sekunden stoppten alle und grinsten. Dann setzte Emily an.

,,Welche Tiere schlagt ihr vor ?"

,, Hund " sagte Anna wie aus der Pistole geschossen.

,,Pferd." erwiderte Katy.

,,Ich bin für den Puma. Und du Malia ?"

Ich überlegte einen Moment, dann sagte ich ,,Wolf."

,,Dann stimmen wir ab, jeder stimmt für ein Tier, das nicht das eigene ist." bestimmte Emily.
Am Ende hatten wir drei Stimmen für den Wolf und eine für das Pferd.

,,Dann steht es fest, wir nehmen den Wolf."

,,Wann und wo treffen wir uns ?" fragte Katy. ,,Ich habe nur heute und Freitag Zeit."

,,Ich find heute gut."

,,Ja."

,,Ok. Und wo ?"

Kurze Stille.

,,Wir können zu mir. Ich wohne in der Nähe von Emily." schlug ich vor. ,,Ich müsste nur kurz meinen Vater anrufen."

,,Dann steht das auch fest. Ist es Ok, wenn wir direkt nach der Schule mitkommen, weil ich und Anna wohnen in der entgegen gesetzten Richtung und das wäre ja Zeitverschwendung."

,,Na klar, wir nehmen dann den Bus nach der achten Stunde und fahren zu mir nach Hause."

,,So machen wir's."

Nachdem diese Entscheidung getroffen war, aßen wir noch unsere Brote und dann klingelte es auch schon. Wir hatten mal wieder Englisch, danach Mathe und dann Kunst. Nach Kunst trafen wir uns wieder vor der Schule und stiegen zusammen in meinen Bus. Wir fuhren zu mir nach Hause und gerade als ich die Tür aufschloss kam einer meiner Nachbarn, er ist etwa Zwölf, angerannt. Seine Knie und Ellebogen waren aufgeschürft und er war am Weinen. Tränen flossen in Strömen von seinem Gesicht und er sah wirklich aus als würde er jeden Moment einen Herzinfarkt erleiden.

,,Versteckt euch ! Es kommt ! Hilfe !"

Er rannte auf uns zu und von seiner Panik angestekt stürzten wir zusammen mit ihm in unser Haus. Ich schloss die Tür blitzschnell ab und wir rannten in mein Zimmer und verrigelten das Fenster und die Tür. Der Junge, ich glaube er hieß Jonas kauerte sich in die Ecke und zitterte am ganzen Körper. Auch ich und meine Freunde zitterten. Dann konnte ich wieder klare Gedanken fassen.

,,Was ist passiert Jonas ?"

Lunar CircleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt